Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
habe eine Idee. «
    Als Jack Lementeurs Salon betrat, konnte er sich an die Fahrt nicht wirklich erinnern. Auch nicht an den Grund seines Besuchs. Er war offenbar einfach einem Impuls gefolgt. Mit finsterem Blick blieb er im Empfangsbereich stehen, und Cabot, der auf Anhieb wusste, was die Glocke geschlagen hatte, klingelte sofort nach seinem Chef.
    Lementeur hielt sich nicht lange mit Nettigkeiten auf. Er nahm Jack mit nach hinten in sein Büro und goss ihm einen Whisky ein.
    Jack lehnte ab. » Danke, aber ich trinke nicht. Nicht mehr. «
    Wie viele Menschen, die mit Mode zu tun haben, verfügte Button über eine gehörige Portion Menschenkenntnis sowie großes Einfühlungsvermögen und erkannte Probleme schon, bevor sie ausgesprochen wurden. Deshalb ignorierte er den Einwand und drückte Jack das Glas in die Hand. » Das hier ist nicht zum Spaß. Es ist pure Medizin, damit Sie mir nicht zusammenbrechen und ich Sie von meinem Fußboden aufsammeln muss. «
    Nachdem er die goldbraune Flüssigkeit hinuntergestürzt hatte, schenkte der kleine Mann nach. Jack wich zurück. » Lieber nicht. «
    Button warf ihm einen belustigten Blick zu. » Der ist für mich « , sagte er und leerte das Glas in einem Zug. » Jetzt geht es mir besser « , seufzte er zufrieden und stellte die Karaffe weg. Dann setzte er sich seinem Besucher gegenüber, stützte die Ellenbogen auf die Knie und beugte sich vor. » Erzählen Sie! «
    Und Jack erzählte ihm alles. Schonungslos. » Ich habe sie gehen lassen « , schloss er seinen Bericht. » Weil ich es nicht fertigbrachte, sie noch einmal zu betrügen. «
    Button rieb sich das Gesicht. » Und die kleine Melody? Wird Laurel sie mitnehmen? «
    » O ja « , sagte Jack mit schwacher Stimme. » Das denke ich schon. «
    Sein Schmerz war nicht zu überhören und nicht zu übersehen. Ein gebrochener Mann saß da im Salon des berühmten Damenschneiders, der sich jetzt seufzend zurücklehnte. » Diese ganzen glücklichen Paare – man weiß nie, was dahintersteckt. Selbst ich scheine nicht perfekt zu sein und kann mich täuschen … «
    Jack war nicht nach philosophischen Betrachtungen zumute. Zu sehr war er mit seinem Leid beschäftigt und dem schrecklichen Verlust, der ihm bevorstand. Und was würden seine Freunde sagen? Bestimmt hatten sie Laurel längst gesehen und von ihr die ganze scheußliche Geschichte gehört. Niemand würde mehr mit ihm zu tun haben wollen, und er konnte es ihnen nicht einmal übelnehmen. Er hatte wirklich alles ruiniert, sogar die Freundschaft mit Aidan und Colin.
    Wäre er doch einfach weiter in seiner grauen, gefühllosen Welt geblieben, schoss es ihm durch den Kopf.
    Wirklich? Dann hätte er Melody ebenso verpasst wie die Wiederbegegnung mit Laurel, diesen verzauberten Moment auf dem Dach, als sie warm und willig in seinen Armen tanzte und sang. Und später in ihrer Kammer … Nie würde er erlebt haben, wie wahre Liebe sich anfühlte.
    Nein. Jeder Moment war wie ein Geschenk des Himmels gewesen. Was ihn hingegen erwartete, war die Hölle. Eine Zukunft ohne die beiden Menschen, die er liebte und die seinem Leben erst Sinn gaben.
    Als Colin und Aidan wenige Minuten später in Buttons Büro stürmten, akzeptierte Jack einfach, dass die Hölle etwas früher als erwartet begann.
    Wilberforce fand seinen Bailiwick auf dem Treppenabsatz im Dienstbotenaufgang, wo er durch das kleine Fenster in der Wand auf die St. James Street schaute.
    Bailiwick warf ihm einen gequälten Blick zu. » Sie ist fort. «
    Es war nicht nur der Verlust der kleinen Lady, der den jungen Riesen traurig stimmte – seine angebetete Fiona war ebenfalls gegangen.
    Sie war an diesem Morgen zu Wilberforce gekommen. Mit aufrechter Haltung zwar, das Gesicht aber blass und die Augen rot vom Weinen. » Ich glaube, ich bin für London nicht gemacht « , sagte sie. » Tut mir leid, wenn ich die Ladys verlassen muss, Sir, doch die Stadtluft bekommt mir einfach nicht. «
    Weil sie ihre Arbeit sehr zur Zufriedenheit der Damen verrichtet hatte, zahlte Wilberforce ihr anstandslos jeden Penny ihres Lohnes und einen kleinen Bonus obendrauf aus. Jetzt, angesichts von Bailiwicks Elend, kamen ihm Bedenken, ob er dem Mädchen vielleicht nicht gut hätte zureden sollen.
    Sie schien keine sonderliche Eile gehabt zu haben, den Club zu verlassen. Erst hatte sie gewartet, bis die kleine Melody und ihre Mutter gegangen waren, dann hatte sie ihren kleinen Koffer zu packen begonnen und anschließend noch eine ganze Weile in der Küche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher