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Ein verhaengnisvoller Winter

Ein verhaengnisvoller Winter

Titel: Ein verhaengnisvoller Winter
Autoren: Daniela Frenken
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hat die sich vielleicht einen geangelt. Das ha ben die Anneliese und die Lisbeth sich auch alles anders vorgestellt. Bis vor ein paar Jahren, da hatten die noch Vieh und Land und alles.“ Margot legte die Brettchen auf den Tisch. „ Im Krieg hatten die noch ein paar Kriegsgefangene, die geholfen haben, aber als der Krieg schließlich aus war, die Kriegsgefangenen weg waren und der Kausch gestorben war, da standen die Anneliese und die Lisbeth plötzlich ganz alleine da. Die Lisbeth hatte wohl schon eine Zeit lang was mit dem Toni, denn wie ich gehört hab, haben die kurz nach Kauschs Tod geheiratet. Und ich glaub, es hat danach auch keine neun Monate gedauert, bis die Zwillinge kamen. Naja, ich mein, gut aussehen tut er ja, der Toni. Genau wie sein Bruder. Hochgewachsen und mit den schwarzen Haaren und den hellbraunen Augen...“ Geistesabwesend nickte Margot einen Moment anerkennend, während sie sich die Brüder vorstellte. „Tja“, fuhr sie dann fort, „aber wie sagt man so treffend, vom schönen Teller isst man nicht. Wenn die gehofft hatten, dass der Toni den Hof retten würde, dann hatten die sich ganz schön getäuscht. Für die Landarbeit hatte der gar nichts übrig und hat schließlich Arbeit bei der Brauerei im Dorf gefunden. Das Vieh haben sie dann verkauft und das Land verpachtet. Jetzt sitzen sie da in ihrem kleinen Häuschen und zittern jeden Abend, ob der Toni wieder mit schlechter Laune nach Hause kommt.“ Margot schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich sag nur, das hätte die Lisbeth sich eigentlich denken können, dass mit dem Toni nichts los ist. Man braucht sich nur mal die ganze Familie anzugucken: Alles was der Vater jemals getan hat, ist saufen. Der hat noch nie eine Arbeitsstelle länger als ein paar Wochen behalten können. Wenn er sich denn überhaupt mal aufgerafft hat und nicht gleich zu Hause geblieben ist. Die Mutter hat sich früher nur rumgetrieben und war genauso versoffen. Die kannte ich aber nicht. Die ist mit einer ihrer Bekanntschaften auf und davon, lange bevor ich hierher gezogen bin. Das hat mir der Theo damals alles erzählt“, fügte sie erklärend hinzu. Margot ergriff ein Schälchen mit Nüssen und stellte es ebenfalls auf den Essenstisch, ehe sie fortfuhr. „Der älteste Sohn, der ist im Krieg gefallen. Man soll ja nicht schlecht von den Toten reden, aber das muss ein Satan gewesen sein, wenn ich die Leute hier so erzählen hör. Und Toni und Richard,“, fuhr Margot fort, nachdem sie sich eine Haselnuss in den Mund geschoben hatte, „die tragen auch ihr ganzes Geld ins Wirtshaus. Und sind auf Ärger aus, wenn sie zu viel getrunken haben. Drum will ich auch nichts mit dem Richard zu tun haben. Der taugt genauso wenig wie sein Vater und seine Brüder.“
    „Der war vorhin auch drüben.“
    „Hmm“, sagte Margot nur und ging hinüber ins Wohnzimmer. „Vater, kommst du essen?“
    Hustend erhob sich Josef und legte seine Pfeife beiseite.
    „Dein Husten ist aber wieder viel schlimmer geworden, nicht?“, fragte Margot, als ihr Schwiegervater sich an ihr vorbeischob. Ein weiterer Hustenanfall war die Antwort. „Das hört sich wirklich gar nicht gut an“ sagte sie noch einmal besorgt.
    „Hmmpf“, erwiderte Josef und setzte sich zum Tischgebet.
     
    Josefine gähnte und knöpfte sich die Strickjacke zu. Vom goldenen Oktober war dieses Jahr nichts zu sehen gewesen. Im Haus war es morgens eisig kalt, doch Josef Fagel verbot es strikt, vor Dezember zu heizen. Draußen war es noch dunkel und sie musste jetzt erst mal die Kuh melken gehen. Außerdem würde sie heute Morgen auch den Stall ausmisten. Fagel hatte zwar bisher immer darauf bestanden, das noch selbst zu übernehmen, doch nach den Hustenanfällen in der vergangenen Nacht würde er das auf keinen Fall tun können. Es war Josefine sowieso ein Rätsel, wie er es noch schaffte, jeden Tag die ganze Stallarbeit zu verrichten. Aber heute musste er im Bett bleiben.  Da würden Josefine und Margot sich durchsetzen. Sie ging in die Küche und nahm sich gerade den Wasserkessel zur Hand, als sie jemanden die Treppe runterkommen hörte. „Margot, was bist du denn schon auf?“, fragte sie verwundert, als ihre Cousine wenige Augenblicke später die Küche betrat.
    „Ich hab die ganze Nacht schon so Schmerzen gehabt, Josefine. Ich glaub, das Kind kommt“, stöhnte Margot und hielt sich krampfhaft an der Stuhllehne fest.
    „Oh, Gott. Was denn jetzt?“, rief Josefine erschrocken.
    „Ich muss ins Krankenhaus, wenn es
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