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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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Prolog
    B is dass der Tod uns scheide.
    Ein ziemlich gewaltiger Satz, was? Wenn wir diese Worte aussprechen, beschreiben wir damit Liebe, das Band zwischen Jäger und Beute oder beides? Das ist unsere Frage heute Nacht.
    Guten Abend, meine lieben finsteren Hörer, hier ist eure Nachtmoderatorin Errata Jones auf CSUP . Ich spreche vom herrlichen Fairview Campus aus zu euch, wo der Sender sitzt, der für das »Super« in »Supernatural« zuständig ist. Unser heutiges Programm hält wieder manchen Leckerbissen bereit, aber zuerst wollen wir einen kurzen Blick auf das Hauptereignis werfen. Wir sprechen über Liebe – und zwar nicht die simple Sorte.
    Seit wir nichtmenschlichen Wesen zur Jahrtausendwende aus unseren schattigen Nischen traten, mussten wir uns mit eingezogenen Krallen und sorgsam versteckten Reißzähnen durch die Welt bewegen. Ob Vampir, Höllenhund oder Werpuma wie ich – wir alle waren brav und umgänglich, und das nicht bloß gegenüber unseren menschlichen Nachbarn, sondern auch untereinander. Wir haben gelernt, miteinander auszukommen, am selben Tisch zu sitzen, uns wie Freunde und Verwandte zu benehmen. Kurz: Es ging alles äußerst zivilisiert zu.
    Aber jeder, der eine echte Familie kennt, der weiß, was es bedeutet, wahrhaft zu
lieben,
wird mir beipflichten, dass Leidenschaft nichts damit zu tun hat, miteinander auszukommen. Vielmehr ist Leidenschaft das Zusammentreffen von unverfälschten Persönlichkeiten. Zu ihr gehören der Kitzel der Jagd, der Duft von Blut und die Hitze von Haut an Lippen, während man gegen die unausweichliche Niederlage kämpft. Ja, Leidenschaft ist zweifellos wunderschön, aber nie hübsch.
    Die Frage also lautet, meine Ghule und Groupies, was ist mit speziesübergreifenden Romanzen? Wenn wir die Masken fallen lassen und unsere traurigen kleinen Monsterherzen verschenken, werden wir dann am Morgen danach noch respektiert? Wenn wir unser wahres Ich zeigen, bleibt dann überhaupt irgendjemand am Leben?
    Unsere Telefone sind freigeschaltet. Redet mit mir!«

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1
    Dienstag, 28. Dezember, 19 Uhr 30
Die Innenstadt von Fairview
    I
n manchen Nächten ist es die Pest, ein Alpha zu sein.
    Lor verzog das Gesicht, als seine Faust gegen Knochen krachte.
    Und manchmal ist es ein Riesenspaß.
    Er hatte einen direkten Treffer ins Gesicht gelandet, so dass unter seinen Fingerknöcheln Haut aufplatzte. Der Vampir flog rückwärts gegen die Bar. Die wenigen verbliebenen Gäste – die ernsthaften Trinker – stoben auseinander wie Bowlingkegel. Lor setzte ihm mit übernatürlicher Geschwindigkeit nach, teilte noch ein paar Hiebe und Tritte aus, bevor das Stück Untotenmüll auch nur eine Chance hatte, sich wieder aufzurichten.
    Der Vampir brüllte vor Zorn, die Reißzähne entblößt. Lor klatschte ihm die flache Hand ins Gesicht, sehr fest. »Benimm dich!«, knurrte er.
    Das Brüllen verklang zu einem Zischen, bei dem leider Blut, Spucke und Whiskey aus dem Kerl hervorsprudelten wie aus einem defekten Rasensprenger. Lor hasste betrunkene Vampire. Nicht dass sie oft mit welchen zu tun hatten. Es kostete einige Zeit und Anstrengung, bei Untotenblut einen gewissen Alkoholpegel zu erreichen, und die meisten von ihnen waren nicht blöd genug für solcherlei Enthemmungen.
    Dafür nahm sich Kontrollverlust bei Vampiren richtig übel aus. Der Typ hatte schon eine Schneise der Verwüstung durch Fairviews Altstadt gezogen und fast zwei Menschen trockengelegt, ehe er in dieser Bar ankam, die sich »Boxenstopp« nannte – mit Betonung auf »Boxen«. Lors Job bestand darin, den Kerl ein für alle Mal aus dem Verkehr zu ziehen.
    Er sah die Faust nicht kommen, die auf seinen Solarplexus zielte, und auf sein »Umpf«, mit dem ihm sämtliche Luft entwich, folgte ein unschönes Pfeifen. Lor war groß, kräftig und, verdammt, ein
Halbdämon,
doch selbst ein betrunkener Blutsauger konnte noch heftig hinlangen! Lor krümmte sich und fiel gerade weit genug zurück, dass der Vampir sich wieder aufrappeln konnte.
    Er zupfte vorn an seiner schmutzigen Lederjacke, als wollte er die Falten von Lors Angriff glätten. Angezogen war er wie James Dean, hatte aber eine Visage wie eine Traktorreifenspur – hässlich, pockig und zerfurcht. Lors schmerzende Rippen sagten, dass die flache Nase aus einem Boxring stammen könnte.
    Mr. Gruselvisage blickte sich mit abfälliger Miene unter den letzten paar Gästen um, die entweder zu stur oder zu dämlich waren, um ihre Drinks stehenzulassen und zu
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