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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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zuckte mit den Schultern. »Der Vampir und ich kamen nicht zum Plaudern.«
    »Wie heißt er?«
    Lor gab ihm Klemmbrett und Stift zurück. »Ich habe keine Ahnung. Braucht ihr sonst noch was für euren Bericht?«
    »Nein.«
    »Dann gute Nacht«, sagte Lor.
    Der Cop antwortete nicht, sondern stieg auf der Beifahrerseite ein. Noch bevor er die Tür zugezogen hatte, setzte der Van sich in Bewegung. Der Polizist hatte Angst gehabt, und bei dem Geruch krampfte Lors Magen vor Hunger.
    »Hey, du! Bellst du schon den Mond an?«
    Lor sah sich in die Richtung um, aus der die Stimme kam. Perry Baker lief vom Eckladen her auf ihn zu. Der Werwolf hielt einen Kaffeebecher in der einen Hand, aus dem eine Schlagsahnehaube mit Schokoladenstreuseln aufragte. Die meisten Gestaltwandler hatten eine Schwäche für Süßes. Es hing damit zusammen, dass sie bei jedem Wandel massenhaft Kalorien verbrannten.
    »Hi«, grüßte Lor, als sein Freund bei ihm war. »Was machst du denn hier?«
    Der Werwolf gähnte, wobei er seine starken Zähne zeigte. »Ich brauchte mal eine Pause.«
    »Und da wolltest du ein bisschen um die Häuser ziehen?«
    »Eigentlich wollte ich nur eine kleine Zuckerbombe.« Perry schlürfte achselzuckend an seinem Kaffee. Wie Lor war auch Perry Ende zwanzig, doch im Gegensatz zu den Höllenhunden, die groß und kräftig gebaut waren, ganz auf brutale Gewalt ausgerichtet, waren die Werwölfe schlank und drahtig. Perrys jugendliches, intelligentes Gesicht wirkte müde. »Außerdem merkte ich, dass ich eine Migräneattacke kriege. Ich habe fast den ganzen Tag Examensarbeiten korrigiert. Wer hätte gedacht, dass eine Doktorarbeit heißt, man muss einen langsamen Tod durch HB -Bleistifte sterben?«
    Lor nahm sein Handy hervor und sah nach seinen Nachrichten. Es waren reichlich von seinen Rudelmitgliedern eingegangen, aber keine weiteren Meldungen über Kneipenprügeleien oder Einbrüche. »Sieht ruhig aus.«
    »Wollen wir etwas essen gehen?«, fragte Perry.
    Lor hatte immer noch den Angstgeschmack von dem Cop im Mund. »Klar.«
    In wortloser Übereinkunft schritten sie beide nach Norden in Richtung von Lors Wohnung. Dort um die Ecke gab es einen guten Burger-Laden, wo sie das Fleisch extrablutig servierten. Die ersten paar Blocks gingen sie schweigend nebeneinander her. Lors Sinne waren in Alarmbereitschaft.
    »Und«, begann Perry nach einer Weile, »wie läuft die Sheriff-Arbeit?«
    »Es ist irgendetwas Übles in Fairview.«
    Perry sah ihn fragend an. »Äh, kannst du das ein wenig eingrenzen?«
    Der Wolf hatte ja recht. Fairview stellte quasi die Grand Central Station der Übernatürlichen dar. Lors Leute waren durch ein hiesiges Portal aus einer Gefängnisdimension entkommen. Vor wenigen Jahren, als Perry sich gefragt hatte, welchen Abschluss er als Nächstes machen wollte, hatte Lor in einem Kerker voller Dämonen ums Überleben gekämpft.
    Die Erinnerung an die Burg – die Toten, die Erniedrigung und Versklavung der Höllenhunde – machte Lor bis heute wütend. Er wollte etwas beißen und trat stattdessen gegen einen Laternenpfahl. Spannung summte in seinen Muskeln. »Ich habe etwas gefühlt.«
    »Gefühlt wie die hellseherische Gabe der Höllenhunde-Alphas?«
    Lor runzelte die Stirn. Es war eine Ahnung gewesen – der Alpha verfügte über die Gabe prophetischer Träume –, aber er konnte es auch fühlen wie ein schemenhaftes Bild am äußersten Rand seiner Wahrnehmung. Es ähnelte einem statischen Fiepen, bei dem sich einem die Nackenhaare aufstellten. »Ich bin der Beschützer meines Rudels. Und Caravelli übertrug mir die Aufgabe, für Sicherheit in der Stadt zu sorgen. Eine große Wolke böser Absichten wabert über uns. Die muss ich vernichten.«
    Der Werwolf zog eine Braue hoch. »Tja, deshalb bin ich so gern mit dir zusammen! Ich komme mir jedes Mal vor, als wäre ich in eine Folge von
Doctor Who
gestolpert.«
    Lor schnaubte. Da er keinen Kampf mehr austrug, fingen seine Hände in der Kälte zu schmerzen an. Er steckte sie in die Jackentaschen. »Das ist schwer zu erklären.«
    »Na, hör mal, du bist doch der mit den Vorahnungen! Wenn du sagst, über uns schwebt etwas Böses, glaube ich dir.« Perry schlürfte wieder an seinem Getränk, allerdings war offensichtlich, dass auch er aufmerksam die Umgebung beobachtete. Lor erkannte es an der Haltung seines Kopfes und seiner Schultern. Dampf stieg in kleinen Wolken aus seinem Becher auf und verströmte einen süßlich-klebrigen Geruch.
    Lor warf einen Blick auf
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