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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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verschwinden. Einer oder zwei von ihnen bedienten sich selbst an der Bar.
    Der Vampir donnerte mit seiner Faust auf den Tresen, dass Gläser klirrten. »Wer hat diesen räudigen Höllenhund hier reingelassen? Hunde verboten, kannst du nicht lesen?«
    Pure Raubtierwut flutete Lor, als hätte der Besoffene einen Hebel in ihm umgelegt. Er stürzte sich auf ihn und schleuderte ihn abermals gegen die Tresenreling. Er hörte Rippen knacken, und das Geräusch zuckte ihm durch die Nervenbahnen.
Töten. Beißen. Beute.
Der Drang war primitiv, entsprang Lors Genen, genau wie das konstante Bedürfnis, schneller, stärker, schlauer zu sein. Der Überlebensinstinkt forderte es.
    Und es machte ihn zum Alpha.
    Mr. Gruselvisage trat zu und traf Lors Knie. Lors Bein knickte unter ihm ein, aber er hatte den Vampir fest in seinem tödlichen Griff. Beide gingen zu Boden, wobei der Tisch neben ihnen umflog. Der Vampir versuchte zu beißen, doch seine Giftzähne schnappten ins Leere.
    Wütend knallte Lor ihn mit dem Kopf auf die Fliesen. Als die Blutsaugeraugen nach innen rollten, drehte Lor ihn um und riss ihm beide Hände auf den Rücken. Dann griff er nach den vampirsicheren silbernen Handschellen an seinem Gürtel. Das Klicken des Metalls an den Handgelenken des hässlichen Untoten erfüllte Lor mit herrlicher Genugtuung.
    Er zerrte den Vampir auf die Beine, wozu er den Kragen der schmierigen Jacke als Henkel benutzte. »Wo kommst du her? Ich dachte, ich kenne jeden in dieser Gegend, und dich habe ich noch nie gesehen.«
    Der Kerl kam wieder zu sich. »Beiß mich doch!«
    »Nein danke, ich habe schon gegessen.«
    Was einen Grund darstellte, weshalb er in menschlicher Gestalt Streife ging. Höllenhunde hatten gemeinhin einen eisernen Magen, aber manches von dem Abschaum, den Lor einfangen musste – nein, das wollte man wirklich nicht im Maul haben.
    Lor versuchte es noch einmal. »Wer ist dein Meister?«
    »Den habe ich in den Fünfzigern gepfählt.«
    »Wenn du es sagst.« Seine Arbeit hier war getan. Wenn es keinen Meister gab, den er informieren musste, konnten die menschlichen Cops sich überlegen, was sie mit der Gruselvisage anstellten. Wahrscheinlich würde er geköpft. Das menschliche Recht ging wenig zimperlich mit amoklaufenden Vampiren um.
    Lor hätte Mitleid mit dem Kerl gehabt, wäre auch nur der Funken eines Versehens, eines Unfalls oder ein kleines bisschen Irrtum im Spiel gewesen. Doch dieser Vampir hatte vor Zeugen auf Menschen herumgekaut, also war er zu doof, um weiterzuleben.
    Lor zog ihn aus der dämmrigen Bar auf die noch dunklere Straße hinaus. Sein Atem dampfte in der kalten Luft. Die menschliche Polizei stand bereits mit einem Spezialvan dort, den sie für den Transport übernatürlicher Gefangener benutzten. Er war mit einer Mischung aus Silber und Stahl verstärkt, die von allen »Stilber« genannt wurde. Nichts, nicht einmal Dunkelfeen, konnte da rauskommen. Allein beim Anblick des Gefährts wurde Lor schon klaustrophobisch.
    Wortlos öffnete ein Streifenpolizist, den Lor nicht kannte, die hinteren Türen des Vans. Lor stieß seinen Fang hinein, ohne sich die Mühe zu machen, die drei Stufen auszuklappen. Der Cop schlug die Türen zu und sah zu Lor auf, seine Gesichtszüge sichtlich angespannt.
    Kein Wunder! Lor war einen Kopf größer, besaß etwa fünfzig Pfund mehr Muskeln als der Mann, und er hatte eben mit bloßen Händen einen Vampir überwältigt.
    »Wo steckt Caravelli?«, fragte der Cop. Alessandro Caravelli war der Vampir-Sheriff von Fairview. Normalerweise war er es, der im Namen von Recht und Ordnung Köpfe einschlug – oder abtrennte. Die anderen Nichtmenschlichen zahlten sein Gehalt, aber die Polizei von Fairview war mehr als froh über seine Hilfe.
    Lor wischte sich die Hände an seiner Jeans ab, um den Vampirgestank loszuwerden. »Im Urlaub. Er hat mich als Vertretung eingestellt.«
    »Für wie lange?«
    »Noch ein paar Tage.« Lor unterschrieb auf dem Klemmbrett, das der Polizist ihm reichte. »Und Vorsicht! Dieser Vampir ist betrunken und bissig.«
    »Noch ein auswärtiger, der wegen der Wahl hier ist? In der ganzen Stadt wimmelt’s von Aktivisten und Schaulustigen.«
    Ein Vampir hatte sich zur Gemeinderatswahl in Fairview aufgestellt. Es war das erste Mal, dass ein Nichtmenschlicher zur Wahl stand und dass Nichtmenschliche mitwählen durften. Die Monster zur Wahl zuzulassen bedeutete entweder das Jüngste Gericht oder den Beginn einer neuen Zeit – je nachdem, wen man fragte.
    Lor
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