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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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bestehen mochte, an Kraft gewonnen und zugeschlagen?
    Er konnte nicht mehr warten. Ihre Stadt war bedroht, und heute Nacht war er der Sheriff, für ihre Sicherheit verantwortlich. Zeit, das Rudel zusammenzurufen.
    Kommt!
Allein mit seinen Gedanken schickte Lor diesen Ruf an seine Leute.
    Die Reaktion erfolgte sofort. Aus den Seitenstraßen und von leeren Grundstücken strömten die Hunde in Zweier- und Dreiergruppen herbei. Sie bewegten sich immer in den Schatten, so dass sie für die meisten unsichtbar blieben, bis sie angriffen – natürlich nicht für Lor, der jeden von ihnen erkannte. Schließlich handelte es sich um
seine
Alptraumkreaturen mit rot glühenden Augen. Sie waren bullige Gestalten, fast mannshoch mit langen Schnauzen und aufgestellten Ohren, die an ägyptische Darstellungen von Anubis erinnerten. Jeder ihrer Reißzähne war so lang wie Lors Hand, jede Kralle ein tödlicher Dolch.
    Die wenigen anderen Fußgänger, die sich noch herumtrieben, verschwanden wie von Zauberhand.
    Noch in Menschengestalt rannte Lor dem Rudel voran. Seine Halbdämonennatur verlieh ihm die nötige Geschwindigkeit. Sie folgten der Sirene zum Hafen hinunter, wo der kalte feuchte Wind von Seetang und erbarmungsloser Tiefe erzählte. Im Schein der Straßenlaternen wurde der Regen zu Graupel. Bald würde es schneien.
    Links vor ihnen lag der Kai. Hier und dort schimmerten Segelboote mit Weihnachtslichterketten auf dem schwarzen Wasser. Lor blieb nicht stehen, sondern bog nach rechts in eine der Gassen, die weit nach Spookytown hineinführten.
    Plötzlich verstummte der Alarm. Nun konnte man das scheußliche Jaulen von Polizei- und Feuerwehrsirenen sowie Martinshörner von Rettungswagen hören. Lor fluchte, als er über sich ein komisches Leuchten bemerkte. Kaum lief er aus der Gasse in die untere Fort Street, bestätigten seine Augen ihm, was seine Nase ihm schon mehrere Blocks zuvor verraten hatte.
    Feuer.
Dicke Rauchschnörkel von einem dumpferen Schwarz als die Nacht rollten sich dem Himmel entgegen. Unter ihnen loderte es grellorange und gelb in der kalten Dunkelheit, knallend wie Flaggen im Sturm.
    Lor fluchte noch einmal, wobei seine Worte durch die Sprache der Höllenhunde eine besondere Schärfe erhielten. Das brennende Gebäude war die South Fairview Medical Clinic, der eine Ort in der Stadt, an dem die Übernatürlichen auf ärztliche Hilfe hoffen konnten.
    Der Verlust traf Lor tief und verdrängte kurzfristig die Ahnung von dem Bösen. Was für eine bösartige Intelligenz auch hinter dem hier stecken mochte: Sie schien sich für einen Moment zurückzuhalten, um ihr Werk zu bewundern. In diesem Augenblick wurde sie zu einem Wesen, war kein Etwas mehr, sondern ein Jemand.
    Wer bist du?,
fragte Lor die dunkle Präsenz, doch da war nichts als Stille. Fühlte er eine Note von Selbstzufriedenheit, oder bildete er sich das bloß ein? Vor Zorn verspannte sich sein Unterkiefer.
Warum tust du das? Was willst du?
    Lor schaute sich um. Es war pures Glück, dass der Parkplatz um die Klinik herum leer war. Keine Autos, kein Müll, nichts, was zwischen dem Krankenhaus und dem Gebäude daneben Feuer fangen und den Brand so hätte weitertragen können.
    Es war ein Wunder. Das Gebäude sackte förmlich in sich zusammen. Die Wände kippten unter dem weiß-orangen Schleier nach innen. Lor konnte die Hitze sogar dort fühlen, wo er stand. Er hatte schon manche Brände gesehen, doch dieser kam ihm heißer als alle anderen vor. Sogar das Geräusch war irgendwie falsch, kein Knacken und Rauschen, sondern ein Flüstern wie von tausend Zungen.
    Erschaudernd kämpfte er mit dem Impuls, vor Rage um sich zu schlagen. Er musste nachdenken, die Arbeit menschlicher Vernunft überlassen. Und er brauchte ein anständiges Ziel, ehe er den Mörder in sich von der Leine ließ.
    Platz, Junge!
Zittrig atmete Lor tief ein. Die Polizei und die Feuerwehr waren schon da, und ihre großen Wagen mit den Schwenkleitern blockierten die Straße. Die Feuerwehrleute standen in einigem Abstand zu dem brennenden Krankenhaus, zeigten immer wieder hin und stritten sich offenbar. Sie mussten wohl auch merken, dass irgendetwas an dem Feuer anders war.
    Die Anwohner aus dem Wohnhaus daneben hielten sich hinter den Absperrbändern, ebenso wie mehrere Leute aus den umliegenden Bars. Lärmig und drängelig, wie es gegenwärtig in der Fort Street war, schwang in allem Chaos der Schmutz des Bösen mit wie eine schlechte Erinnerung.
    Das Rudel hatte sich hinter Lor gesammelt. Er
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