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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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blickte sich über die Schulter um. Ihre Nähe drückte einem Gewicht gleich auf seinen Rücken. Die zotteligen schwarzen Umrisse verschwammen zu einem Ganzen, einer riesigen Bestie mit zwei Dutzend leuchtend roten Augenpaaren. Sie warteten auf die Befehle ihres Alphas.
    Nichts funktionierte in einem Vakuum, erst recht nicht Magie. Schwarze Zauber hinterließen Gestank und Dreck. Lor drehte sich ganz zu dem Rudel um und hob die Stimme: »Mischt euch unter die Nachbarn! Fragt sie, was sie gesehen, gerochen oder gehört haben, irgendwas. Findet so viel wie möglich raus!«
    Obwohl es zu dunkel war, um Einzelheiten auszumachen, entgingen Lor die gespitzten Ohren und die wedelnden Schwänze nicht. Dann löste sich der vieläugige Schatten in Nebel auf. Kurz darauf hatten die Hunde sich in eine Gruppe von jungen Männern und Frauen verwandelt, dunkelhaarig und groß. Anders als Wertiere mussten Halbdämonen sich nicht ausziehen, um die Gestalt zu wandeln. Entsprechend waren sie alle wie Menschen gekleidet, allerdings in rissige Jeans, Motorradstiefel und mit Lederarmbändern und Messern, die wie Zähne blitzten.
    Die wilde Aura, die die Hunde umgab, schwand nicht mit dem Fell. Sie überdauerte in der Kraft ihrer Hände und ihrem fließenden Gang. Lautlos mischten sie sich unter die Menge.
    Lor wandte sich um und begann, um die Brandszene herumzugehen. Er wünschte, sein Rudel hätte Erfolg. Überreste der bösen Präsenz hingen in der Luft, wehten mit den Ascheflocken um sie herum. Für jemanden mit Lors Gaben schmeckte und roch sie.
Giftig bitter.
    Und dann flackerte ein Schatten links von dem brennenden Gebäude in der Dunkelheit.

[home]
4
    Beute!
    L or stürmte hinter dem Schatten her. Sein Körper reagierte, bevor er nachdenken konnte. Die Gestalt steuerte auf eine Seitenstraße jenseits des Parkplatzes zu. Dort befand sich ein Gewirr von kleinen Gassen und Müllcontainern mit unzähligen Verstecken. Sobald der Flüchtige die Straße erreichte, wäre er nur noch schwer zu finden.
    Die Gestalt war übernatürlich schnell, und einzig Schuld brachte jemanden zu solch einer hastigen Flucht. Lor beschleunigte, wagte aber nicht, sich die Zeit zu nehmen, in seine Hundegestalt zu wechseln. Andere Rudelmitglieder traten aus der Menge heraus, um ihm zu helfen, lagen jedoch noch weit hinter ihm.
    Mittlerweile war sein Zielobjekt nur noch einen Steinwurf entfernt, in der dunklen Kleidung allerdings nach wie vor nur als ein Flirren vor dem Nachthimmel zu erkennen. Lor machte so große Schritte, wie er auf dem rutschigen Pflaster konnte, und seine Lunge kämpfte mit der eisigen Luft. Seine schweren Stiefel schienen in der Kälte besonders laut. Er vollführte einen Satz nach vorn und erwischte die grobe Wolle eines Ärmels.
    Die Gestalt entriss sich ihm und sprang in einem verzweifelten Kraftausbruch vorwärts. Lor griff an, nahm nun beide Hände und packte den Flüchtigen am Kragen. Mit einem ängstlichen Aufschrei ging der andere zu Boden, und Lor drückte ihn mit seinem Gewicht nieder.
    Beide grunzten, als sie aufschlugen. Lor rollte die Gestalt herum und roch den scharfen Brandgestank, der aus der Kleidung aufstieg.
    »Madhyor!«,
schrie sein Gefangener.
Meister.
    Entsetzt sah Lor, dass der Flüchtige einer von seinen eigenen Leuten war.
    »Helver!«, knurrte er den Namen des jungen Hundes erbost und wechselte in ihre Sprache. »Was hast du getan?«
    Lor musste an sich halten, um nicht vor Wut aufzuheulen. Er war davon ausgegangen, seinen unsichtbaren Feind zu jagen, und stattdessen hatte er einen Welpen gefangen, der irgendwelchen Unfug verzapfte?
    »Vergib mir!« Helver hielt sich schützend die Hände vors Gesicht, als erwartete er, geschlagen zu werden. »Das Haus war abgeschlossen und leer. Ich wollte nur sehen, ob ich da was finde.«
    Das dürfte ein Leichtes für ihn gewesen sein, denn Schlösser stellten für Höllenhunde keine Hürde dar – was den Respekt vor fremdem Eigentum umso wichtiger machte. Er wurde den Welpen schon in jungen Jahren vermittelt.
    »Hast du etwas in der Klinik gestohlen?« Wütend tastete Lor Helvers Jacke ab und fand die Taschen.
Hier wimmelt es überall von Polizei.
Die Menschen waren schnell mit ihrem Urteil über die übernatürlichen Mitbürger und gnadenlos in ihren Strafen. Das ganze Rudel würde für Helvers Dummheit büßen, was Lor nicht zulassen durfte.
    Er hatte mit Tablettenfläschchen gerechnet, entdeckte aber Geld. Entgeistert starrte er die dicken Stapel Fünfziger und
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