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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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    Volkert hatte es für sich behalten.
    Außer ihm hatte es ja auch keiner gehört.
    Als er festen Boden betrat, die breite Laufplanke verließ und hinauf in den Himmel starrte, beschattete er seine Augen mit der rechten Hand. Er machte einen Schritt beiseite, um der Kolonne von Legionären Platz zu machen, die unter dem Kommando von Secundus das Transportschiff zu verlassen begannen. Es herrschte eine heitere Stimmung, fast ausgelassen. Nicht nur hatte man das Mittelmeer bezwungen, nein, auch eine Piratenflotte hatte das Nachsehen gehabt. Es gab wunderbare Geschichten zu erzählen, wenn man sich erst im neuen Feldlager auf afrikanischem Boden eingerichtet hatte.
    Die wunderbarste Geschichte von allen trug Volkert bei sich. Und er musste sie für sich behalten, denn obgleich er der Auffassung war, dass Rheinberg sie hören musste, fand er keinen Weg, sie ihm mitzuteilen, ohne seine mühsam erarbeitete Tarnung auffliegen zu lassen. Egal, wie er es drehte und wendete: Gäbe er all die Details an, die ihm notwendig erschienen, um glaubwürdig zu sein, wäre sein eigenes Schicksal besiegelt.
    So behielt er es für sich und es löste massive Grübeleien aus.
    Wie kam jemand der englischen Sprache mächtig in die Sklavenketten von Piraten? Volkert hatte jeden Vorwand gehabt, die Gefangenen zu verhören, doch das Ergebnis war völlig unbefriedigend geblieben. Der Mann war erworben worden auf einem Sklavenmarkt im Osten des Reiches, ganz legitim. Und woher dieser Sklavenhändler ihn hatte? Niemanden kümmerte es.
    Volkert holte tief Luft und seufzte. Noch etwas, das er mit sich herumtragen musste. Die Lasten, die er schleppte, wurden nicht kleiner. Er bewegte seine Schultern, versuchte, die Verspannungen zu lösen. Als Tribun genoss er Privilegien. Niemand würde es ihm übel nehmen, wenn er nach der langen Seereise einen Tag freinahm und sich in den Badehäusern der Stadt Entspannung verschaffte. Außer ihm selbst.
    Die Stadt, dabei handelte es sich um das nordafrikanische Hadrumentum. Soweit sich Volkert der offiziellen Seekarten des Mittelmeeres erinnerte, lag hier zu seiner Zeit – soweit er die Zukunft noch als »seine« Zeit zu betrachten mochte – die Stadt Sousse im von Frankreich beherrschten Kolonialgebiet. Es war eine sehr alte Stadt, hatte er sich belehren lassen, älter noch als Karthago, und vor allem würde sie, im Gegensatz zu ihrer berühmteren Schwester, die Jahrtausende überdauern und sich in die Neuzeit retten.
    Jetzt war es ein betriebsamer Hafen, ein wichtiger Umschlagplatz für die Waren Afrikas, insbesondere des Getreides, das das gesamte Reich ernährte. Die Tatsache, dass Theodosius diesen Hafen – in Absprache mit den örtlichen Gouverneuren – zur Anlandung seiner Armee ausgewählt hatte, trug zur Hektik dieses Ortes noch mehr bei.
    Sie waren erwartet worden. Offiziere berieten mit Secundus. Volkert sah es als notwendig an, sich mit der Betrachtung der Stadt nicht länger aufzuhalten, obgleich dies sein allererster Besuch auf afrikanischem Boden war. Als er sich zu den Männern gesellte, wurde ihm salutiert.
    »Zenturio Rufus Argentius«, stellte sich einer der Männer vor. »Herr, die Truppen müssen sogleich weitermarschieren, es tut mir leid. Wir schlagen das Feldlager nicht direkt bei Hadrumentum auf, da wir den Handel nicht beeinträchtigen wollen. Wir gehen ein wenig weiter südlich und haben dort bereits mit der Arbeit am Lager begonnen. In Hippo Regius ziehen die afrikanischen Präfekten ihre Truppen zusammen. Sobald sie damit fertig sind, werden wir die Armeen vereinigen und wieder in Italien landen – oder Maximus hier erwarten, falls er so dumm sein sollte, uns zu folgen.«
    Die selbstsichere Arroganz, die aus den Worten des Zenturios sprach, missfiel Volkert. Maximus hatte sich in der Vergangenheit nicht als Dummkopf erwiesen, warum sollte sich das jetzt geändert haben? Und wenn er übersetzte, dann ganz sicher mit ausreichender Zuversicht, diesen Angriff auch gewinnen zu können. Wer wusste, womit von Klasewitz in den letzten Wochen beschäftigt war und was er bis zu einer solchen Invasion fertigbringen würde?
    Volkert unterdrückte sein Bedürfnis, den Mann zurechtzuweisen. Er sparte seine Kräfte lieber für den Marsch.
    »Secundus, du organisierst das!«, befahl Volkert seinem Freund und dieser nickte beflissen. Dann wandte er sich wieder an den Zenturio.
    »Es hat auf der Überfahrt einen Zwischenfall gegeben.«
    »Ja, ich habe selbst schon gemerkt, dass mehr Schiffe
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