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Ein verhaengnisvoller Winter

Ein verhaengnisvoller Winter

Titel: Ein verhaengnisvoller Winter
Autoren: Daniela Frenken
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war es ja tatsächlich nur eine läufige Katze gewesen, redete sie sich ein und zog sich die Bettdecke bis über die Ohren.
     
    Die nächsten Tage hatte Josefine alle Hände voll zu tun. Morgens und abends molk sie die Kuh, fütterte Pferd, Kuh, Schwein und die Hühner, mistete den Stall aus, putzte die Wohnung und kochte das Essen. Sie fütterte und wusch Herrn Fagel. Und zweimal wusch sie die Laken und das Nachthemd, welches der alte Mann beschmutzt hatte, als sie nicht schnell genug mit der Bettpfanne zur Stelle war. Nachmittags besuchte sie ihre Cousine im Krankenhaus. Sie war nur froh, dass es so spät im Jahr war und keine Feldarbeit anstand. Die Fagels hatten zwar ihr Land verpachtet, aber der große Gemüsegarten würde mehr als genug Arbeit bereiten.
    Josefine schlug das Nachthemd aus und hängte es auf die Leine, welche auf dem Söller über dem Stall gespannt war.  Der Arzt hatte Josefine gesagt, dass eine verschleppte Erkältung Josef Fagel so niedergestreckt hatte und es wohl noch eine Weile dauern würde, ehe er wieder auf die Beine kam. Wenn es sich nicht gar zum Schlechten wenden würde und diese Krankheit sein Ende sein würde. Josefine hing seufzend das letzte Wäschestück auf  und ging dann fröstelnd in den Keller, um Kohlen für den Herd zu holen. Am besten wäre es, sie würde das Krankenlager für den alten Mann hier unten bereiten, denn das Wohnzimmer konnte sie wenigstens heizen. Aber er beharrte stur darauf, in seinem Zimmer zu bleiben, obwohl es dort jetzt schon eisig war. Und es fror draußen noch nicht einmal. In Gedanken versunken stieg sie mit dem Kohleneimer die Kellertreppe hoch. Sie würde jetzt Anneliese fragen, ob diese gleich einmal rüberkommen und nach dem Kranken gucken könnte, während Josefine ins Krankenhaus fuhr, um Margot zu besuchen. Fagels Zustand hatte sich soweit verschlechtert, dass sie den alten Mann nicht mehr gerne für ein paar Stunden allein ließ.
     
    Am Nachmittag klopfte Josefine zaghaft an die Tür des Krankenzimmers, welches Margot sich mit drei anderen Patienten teilte. Sie atmete tief durch, öffnete dann entschlossen die Tür und trat ein. Wie erwartet bot ihre Cousine einen fürchterlichen Anblick. Das kleine Mädchen, welches Margot auf die Welt gebracht hatte, hatte sich erkältet und es ging ihm gar nicht gut. Und auch Margot hatte Schmerzen und fühlte sich wegen des Zustandes ihrer Tochter elend. Josefine trat an das Krankenbett ihrer Cousine und sah auf die bemitleidenswerte Gestalt. Sie zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln. „Tag, Margot. Wie geht es dir heute?“
    Margot schluckte und sah Josefine aus rotge ränderten Augen hoffnungslos an. „Josefine“, brachte sie schließlich heraus, ehe sie leise anfing zu weinen. „Meinem Mädchen geht es immer schlechter“, flüsterte sie schwach. „Ich bekomme sie überhaupt nicht zu sehen. Nur für ein paar Minuten am Tag bringen sie sie kurz herein.“ Margot holte zitternd Luft. „Ihr Husten ist viel schlimmer geworden und der Arzt sagt, sie hätte eine Lungenentzündung.
    „Margot“, brachte Josefine bestürzt heraus während sie sich auf einen Stuhl neben dem Bett setzte und die Hand ihrer Cousine ergriff. Margot atmete schwer vor Schmerzen und Josefine sah ihr niedergeschlagen in das bleiche Gesicht. Sie strich ihr die fettigen Haare hinter das Ohr und bemerkte die Läuse, die in den hellen Locken umherkrabbelten. „Was macht die Naht, Margot?“, fragte sie vorsichtig.
    „Sie schmerzt. Und ich fühl mich so dreckig, Josefine“, antwortete Josefine verzweifelt. „Die eine No nne, die stinkt so. Von der hab ich bestimmt die Läuse. Die ist so schmierig und ungepflegt, mit dreckigen Fingernägeln. Die haben mich nicht mehr gewaschen und ich lieg hier in meinem eigenen Dreck, weil ich noch nicht alleine aufs Klo kann.“ Erschöpft schloss sie für einen Moment die Augen.
    „Ich hab dir was sauberes zum Anziehen mitgebracht“, brachte Josefine heraus. Es war so ein Elend. Es waren viel zu wenige Schwestern hier für die vielen Patienten und die Zustände hier waren unvorstellbar.
    „Josefine“, flüsterte Margot kraftlos, „sieh, wie sie mich behandeln. Kannst du dir vorstellen, dass sie mit den Säuglingen anders umgehen? Man hat mir heute Morgen mein Kind gebracht, damit ich mich von ihm verabschieden kann.“ Jetzt weinte Margot richtig. „Sie meinten, sie würde es nicht schaffen. Die haben meine Gabi schon aufgegeben, Josefine. Glaubst du, dann reißen die sich ein
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