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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz
Autoren: Tessa Dare
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Laurent half ihr auszusteigen.
    Winifred, die die beiden an der Tür empfing, wirkte ziemlich aufgelöst. Nach einem kurzen Blick auf Amelia packte sie Laurent resolut am Arm.
    »Ein Glück, dass du da bist! Ich bin völlig fertig. Wir müssen noch Wein bestellen, am besten gleich ein paar Kisten. Und Spirituosen für die Gentlemen.« Sie zog ihren Mann ins Haus, und Amelia folgte ihnen unschlüssig.
    »Der Fischgang ist eine mittlere Katastrophe. Montags gibt es keinen frischen Fisch auf dem Markt. Bloß ordinäre Austern!« Ihre hysterische Stimme überschlug sich fast. »Ich kann einer Herzogin doch keine Austern servieren!«
    Amelia lachte.
    »Kein Problem, ich mag Austern gerne. Du hast sie mir früher auch öfter serviert.«
    Mit verdutzter Miene drehte sich ihre Schwägerin zu ihr um. »Entschuldige, Amelia. Aber ich habe mit Herzogin nicht dich gemeint.«
    Natürlich nicht. Amelia seufzte.
    Winifred senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Ihre Hoheit, die Herzogin von Hampstead, gibt sich die Ehre, zum Dinner zu kommen. Ich habe eben ihre Zusage erhalten, von Mrs. Nodwell, auch ein Gast heute Abend. Ihre Cousine ist mit dem Neffen des adoptierten Bruders von Ihrer Hoheit verheiratet, versteht ihr?«
    Obwohl Amelia gar nichts kapierte, nickte sie höflich.
    Winifred zog Laurent weiter in den rosa Salon, wo die Angestellten die Porzellanputten von den Regalen nahmen und die Möbel zur Seite rückten. »Da konnte ich natürlich nicht Nein sagen«, plapperte Winifred weiter. »Und dann fragte Mrs. Petersham an, ob sie ihre Cousinen aus Bath mitbringen darf, die zu Besuch bei ihr sind. Das konnte ich ihr doch nicht abschlagen, oder? Schaut euch das mal an …« Sie zeigte auf einen Stapel Karten, die sich auf dem Kaminsockel türmten. »Heute Abend haben wir die Crème de la Crème im Haus.«
    »Aber …« Amelia schüttelte verwirrt den Kopf. »Jetzt, mitten im Sommer? Wieso denn das?«
    »Weil du hier bist, natürlich! Die Gäste gehen davon aus, dass du heute Abend in Begleitung von Morland aufkreuzt. Euren ersten öffentlichen Auftritt in London nach eurer Hochzeit will schließlich keiner verpassen.« Sie hob eine Braue. »Es gibt da ein paar interessante – sie betonte jede einzelne Silbe in-tee-ree-ssan-te – Gerüchte aus Oxfordshire, wisst ihr.«
    Ein verhaltenes Lächeln huschte über Amelias Lippen. Zweifellos wurde nach ihrem Auftritt bei den Granthams über sie getuschelt. Bei der Erinnerung an jenen Abend – der beschwingte Walzer mit Spencer, ihre rauschende Liebesnacht, ihre Gespräche und die zärtlichen Umarmungen – zog sich ihr Magen schmerzvoll zusammen. Dabei musste sie an Spencers Rippenbrüche denken. Hoffentlich waren sie gut verheilt.
    Wie sie ihren Mann vermisste!
    Sie setzte sich auf einen beiseitegeräumten Hocker.
    »Ich fürchte, da muss ich eure Gäste enttäuschen«, erklärte sie Winifred. »Mir ist nicht nach Fest heute Abend, und der Herzog ist gar nicht in London.«
    »Aber selbstverständlich ist er in London!«
    Amelia klappte die Kinnlade herunter.
    »Spencer … ist in London?«
    »Ja, er ist heute Morgen in Mayfair eingetroffen, und die Neuigkeit steht bereits in der Nachmittagszeitung.« Winifred schnippte mit den Fingern nach einem der Diener. »Nicht dahin. Ans Fenster.«
    Völlig durcheinander versuchte Amelia, sich ihren Schock nicht anmerken zu lassen. Spencer war hier, in London? Wusste er, dass sie in der Stadt war? Und was war mit Claudia? Hatte er sie mitgebracht?
    Während Winifred die Bediensteten mit einer Flut von Anweisungen überschüttete, hockte Laurent sich neben seine Schwester.
    »Soll ich dich in der Kutsche zu Morlands Stadthaus bringen?«
    »Nein, nein.« Bloß nicht. Nicht so schnell. Darauf war sie nicht gefasst gewesen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er sie sehen wollte. »Ich schicke ihm eine kurze Nachricht.«
    Auf Winifreds mehrmaliges Fingerschnippen hin erschien ein zierlicher Sekretär mit Tintenfass und Feder. Das Papier war blütenweiß. Sie hatte richtiggehend Angst, den Federkiel auf das jungfräuliche Weiß zu setzen. Nachher machte sie noch einen Schreibfehler und verdarb wieder alles. Schließlich schrieb sie kurz und bündig:
    »Ich bin hier in London, im Hause meines Bruders. Du bist heute Abend zum Dinner eingeladen.
    A.«
    Wenn er sie sehen wollte, wusste er jetzt, wo er sie fand. Laurent schickte einen Kurier los.
    Amelia verbrachte zwei langweilige Stunden damit, ihre Sachen in ihr altes, bescheidenes Schlafzimmer zu
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