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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz
Autoren: Tessa Dare
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warte.«
    Die tiefe Stimme übertönte die lärmende Menge. Die Musiker. Und ihr wildes Herzklopfen.
    »Warte. Bitte.«
    Das konnte unmöglich Spencer sein. Zumal sie gerade das kleine Wörtchen »bitte« gehört hatte. Dennoch drehte sie sich um und musste auf einmal an die Bibel denken, denn die Menge teilte sich wie das Rote Meer. Und am anderen Ende des wogenden Menschenauflaufs stand ihr Mann. Der berühmt-berüchtigte Duke of Midnight.
    »Es ist zehn nach«, platzte sie heraus. »Du bist spät dran.«
    »Verzeih mir«, sagte er ernst und setzte sich in Bewegung. »Aber schneller ging’s nicht.«
    Sie schüttelte den Kopf, sprachlos vor Verblüffung. Nicht bloß »bitte«, jetzt auch noch »verzeih mir«? Und das vor allen Leuten? War dieser Mann wirklich ihr Ehemann?
    Aber ja, er war es, daran bestand kein Zweifel. Und er war der bestaussehende, umwerfendste Mann auf der ganzen Welt.
    »Warte«, wiederholte er. »Ich komm zu dir.«
    Er machte einen seltsam vorsichtigen Schritt in ihre Richtung und dann noch einen. Dabei verzog er das Gesicht. Er hatte bestimmt noch Schmerzen. Und obschon Amelia es genoss, dass er zu ihr kommen wollte und nicht zu einer der hübschen Debütantinnen, wurde ihr das Warten zu lang.
    »Um Himmels willen, bleib da, ich komme«, rief sie. Als sie auf ihn zustürzte, blieb ihr Absatz in dem dicken Teppich hängen, und sie wäre gestürzt, wenn ihr nicht ein vornehm gekleideter Gentleman in einem grünen Samtanzug geistesgegenwärtig zu Hilfe gekommen wäre. Und sie merkte mit einem Schlag, dass sie von allen beobachtet wurden. Hunderte von Gästen waren anwesend. Doch Spencer trat zu ihr und schloss sie innig in seine Arme.
    Sie hatte nichts gegen neugierige Zuschauer, aber ihr Mann?! Rasch zog sie ihn von der gaffenden Menge weg.
    »Komm«, wisperte sie, die Arme weiter um seinen Nacken geschlungen. »Wir tun so, als würden wir tanzen.«
    »Der Ritt von Braxton Hall hat mich fast umgebracht«, stöhnte er. »Aber gut, wir können es versuchen.«
    »Weswegen bist du überhaupt in der Stadt? Irgendwer meinte, du seist beim Kartenspielen.«
    »Das hatte ich vor. Deshalb bin ich nach London gekommen. Ich hatte keine Ahnung, dass du hier bist. Ich wollte Jacks Schulden zurückgewinnen, von dem Besitzer der Spielhölle höchstpersönlich. Ich hatte das Spiel arrangiert, meinen Einsatz vorbereitet und meine Strategie optimiert – wusstest du übrigens, dass dieser Mann einer der besten Pikettspieler in ganz England ist?«
    »Ich vermute mal, du bist besser.«
    Sein Mund verzog sich zu einem arroganten Grinsen.
    »Und ich vermute, damit hättest du letztlich richtiggelegen. Es hätte mich gewiss Stunden gekostet, und wir würden vermutlich immer noch spielen, wenn der Botenjunge mich nicht weggelotst hätte. Ich habe deine Notiz gelesen und …« Er stieß den Atem aus. »… ich habe meine Karten hingeworfen und dem Halsabschneider kurzerhand einen Scheck ausgeschrieben.«
    Sie schnappte nach Luft.
    »Sag, dass das nicht wahr ist!«
    »Doch. Ich musste dich unbedingt sehen. Also, was soll der Geiz? Die Schulden deines Bruders sind bis auf den letzten Cent beglichen, Amelia. Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen. Jack ist aus dem Schneider.«
    »Oh Spencer. Das ist sehr nett von dir. Schade, dass wir vorher keine Gelegenheit hatten, miteinander zu sprechen. Jack hat England den Rücken gekehrt und will nach Amerika. Du hattest Recht. Ich habe Jack wahrscheinlich mehr geschadet als genützt. Er ist mein Bruder, und ich werde ihn immer lieben. Aber jetzt liebe ich ihn mit der nötigen Distanz. Unsere Ehe ist mir wichtiger als alles andere.« Sie senkte die Stimme und umarmte ihn innig. »Du bist mir wichtiger als alle anderen. Glaub mir, ich werde es nie wieder so weit kommen lassen, dass sich etwas zwischen uns stellt.«
    »Ich … ich kann es nicht fassen.« Er blinzelte, denn seine Augen schimmerten mit einem Mal verdächtig feucht. »Was ist mit seinen anderen Schulden?«
    »Laurent hat einen Käufer für das Cottage gefunden.« Als er sie forschend ansah, fügte sie hastig hinzu: »Diese Schulden sind unsere Sache, nicht deine. Wir werden dir jeden Penny zurückzahlen. Jack ist unser Problem – meine Familie kümmert sich darum.«
    »Deine Probleme sind auch meine Probleme. Und deine Familie ist auch meine, das heißt, falls du mich noch haben willst. Ich habe einen großen Fehler gemacht, als ich dich vor die Wahl gestellt habe. Im Übrigen kannst du das Cottage gar nicht
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