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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz
Autoren: Tessa Dare
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wir keine Feinde.«
    »In dem Fall …« Spencer fuhr sich seufzend durch die Haare. »… bin ich Ihnen dankbar für Ihre Hilfe.« Er zeigte auf seinen Schreibtisch und die verwaisten Karten. »Vergessen Sie nicht, Ihren Gewinn einzustecken.«
    Der Offizier legte die Stirn in Falten.
    »Wir wurden unterbrochen. Ich kann mich nicht entsinnen, dass einer von uns gewonnen hätte.«
    »Ich bin als Erster aus dem Spiel ausgestiegen. Mit dem, was auf dem Tisch liegt, habe ich demnach nichts mehr zu tun. Bellamy hat nie einen Einsatz getätigt.« Er schüttelte den Kopf. »Ich war fest entschlossen, diesen lächerlichen Club endlich aufzulösen, aber anscheinend hat Harcliffe über den Tod hinaus seinen Spaß mit uns.«
    »Was glauben Sie, wird Bellamy den Mann finden, der Leo auf dem Gewissen hat?«
    »Ich glaube, er sieht ihn jedes Mal, wenn er in einen Spiegel schaut. Das ist das verdammte Problem.« Spencer nahm die Notiz und die beiden Münzen und hielt sie Ashworth hin. »Nehmen Sie sie, Rhys. Nennen Sie es Schicksal. Vielleicht sollte es so sein.«
    Sie nahmen sich viel Zeit für den Rückweg nach Braxton Hill und reisten langsam, aus Rücksicht auf Claudias Schwangerschaft und Spencers schmerzende Rippenbrüche. Er saß neben ihr in der Kutsche und leistete ihr Gesellschaft, denn das lenkte ihn von Juno ab.
    In der letzten Woche war so viel passiert, dass er vor lauter Kummer nicht mehr wusste, wo ihm der Kopf stand. Junos Tod, das Fiasko seiner Ehe, Claudias Schwangerschaft. Er machte sich schwere Vorwürfe. Amelia hatte Recht gehabt. Wenn er offener mit seinen Mitmenschen umgegangen wäre, hätte sich das alles vermeiden lassen.
    Er hatte keine Ahnung, wie er einen Neuanfang wagen sollte. Auf der Fahrt schwiegen er und Claudia die meiste Zeit. Er mochte seine Schutzbefohlene nicht zu einem Gespräch nötigen. Lieber sollte sie sich ihm freiwillig anvertrauen. Sie hatten alle Zeit der Welt.
    Am vierten Tag trafen sie gegen Abend in Braxton Hall ein. Die Sommertage waren immer noch lang, verbreiteten ein weiches goldenes Dämmerlicht, ehe ganz langsam die Nacht heraufzog. Während die Diener die Truhen hereintrugen und ihre Zimmer machten, ließ Spencer ein leichtes Abendessen in der Bibliothek servieren und lud Claudia ein, ihm Gesellschaft zu leisten.
    Zu seiner Verblüffung folgte sie seiner Einladung.
    Sie teilten sich einen Teller mit Sandwiches, und er sah ihr zu, wie sie Törtchen verdrückte und heiße Schokolade trank. Als es Schlafenszeit wurde, taute sie etwas auf.
    »Hast du nicht Lust, mir was vorzulesen? So wie früher, als ich noch ein kleines Mädchen war?« Sie senkte den Blick. »Ich … ich habe das vermisst.«
    Er räusperte sich.
    »Natürlich. Ein bestimmtes Buch?«
    »Nein. Such du was aus.«
    Er entschied sich für die Komödien von Shakespeare, Tragödien hatten sich in letzter Zeit genug abgespielt.
    Er blätterte durch die Seiten, schlug den ersten Akt von Der Sturm auf und begann zu lesen. Claudia zog die Beine an, legte den Kopf auf die Sessellehne und schloss die Augen. Obwohl er nach einer Weile nicht wusste, ob sie eingeschlafen war, las er weiter. Es war lange her, dass er Shakespeare gelesen hatte. Die Stücke entfalteten nur ihre Wirkung, wenn man sie laut rezitierte, fand er, obwohl es ihm eigenartig vorkam, im diffusen Kerzenschein der eigenen Stimme zu lauschen.
    Er las das ganze Stück, dann deckte er Claudia zu und ließ sie ungestört weiterschlafen.
    Am darauffolgenden Abend, nach dem Dinner, las er drei Akte von Ein Mittsommernachtstraum , bis er ihr leises Schnarchen hörte. Am nächsten Abend bat sie ihn, ihm eines ihrer Lieblingsbücher vorzulesen: Rasselas von Samuel Johnson. Als Mädchen hatte Claudia die Abenteuer des jungen abessinischen Prinzen Rasselas verschlungen. Ob sie sich noch an das Ende erinnerte? Dass der Prinz nie das große Glück gefunden hatte?
    Als er innehielt, um einen Schluck Brandy zu trinken und die Seite umzublättern, setzte sich Claudia unvermittelt auf dem Diwan auf.
    »Was wird jetzt eigentlich aus mir?«
    Na endlich. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Verblüffung legte er das Buch beiseite.
    »Meiner Meinung nach hast du drei Möglichkeiten.«
    »Und die wären?«
    »Wenn du heiraten möchtest, finde ich sicher einen Ehemann für dich. Einen guten Mann aus bescheidenen Verhältnissen, der von der Verbindung profitiert. Er muss sich einverstanden erklären, das Kind als sein eigenes auszugeben und« – er rutschte unbehaglich auf
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