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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz
Autoren: Tessa Dare
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ihrem Blick. Ihre Karten und ihre Einsätze lagen unangetastet auf dem Schreibtisch, außerdem sein Zettel mit den zwanzigtausend Pfund und die beiden Stud-Club-Münzen von Rhys und von Leo. Bellamy hatte seine Münze nicht dazugelegt, und Spencer hatte seine nicht mehr von oben holen können.
    Es war nicht mehr wichtig.
    Langsam stand er auf, denn er spürte jeden einzelnen schmerzenden Muskel. Seine Blessuren würden gewiss noch ein paar Tage brauchen, um zu heilen. Kaum dass er einen Schritt machte, schoss ein glühender Schmerz durch seine Rippen. Er verzog gequält das Gesicht und stützte sich mit einer Hand auf dem Schreibtisch ab.
    »Meine Güte, Spencer.« Mit einem Schritt war sie bei ihm. »Was hast du? Was ist passiert?«
    In dem hellen Morgenlicht, das ins Zimmer fiel, gewahrte sie zweifellos die Abschürfungen auf seiner Haut, seine verdreckten Stiefel, seinen zerrissenen Ärmel.
    »Ich bin gestürzt.« Er nahm einen schmerzvollen Atemzug. »Ich glaube, ich habe mir ein paar Rippen gebrochen.«
    »Ich lasse einen Arzt holen. Hast du eine offene Wunde? Das viele Blut …«
    »Ist nicht von mir.«
    Leider bat sie ihn nicht um eine Erklärung. Fragen hätte er verkraften können, aber er war machtlos, wenn sie, wie so häufig, geduldig schwieg.
    »Ich habe Juno genommen«, sagte er schnell, denn er wollte es ein für alle Mal hinter sich bringen. »Auf dem Rückweg von Lydney trat sie in ein Loch und stürzte. Zum Glück warf sie mich vorher ab. Sonst hätte es mich vermutlich weit schlimmer erwischt. Bei dem Sturz brach sie sich die Vorhand, gleich mehrfach. Sie litt fürchterliche Schmerzen. Es war unmöglich, sie hierher zurückzubringen und zu behandeln, und selbst wenn ich es geschafft hätte, hätte sie für immer gelahmt.«
    »Oh nein.« Ihr versagte die Stimme. »Du musstest sie erschießen.«
    In seinen Augen brannten Tränen, als er nickte.
    »Spencer.« Sie wischte sich über die Augen und musterte ihn skeptisch von oben bis unten. »Meinst du, ich tu dir weh, wenn ich dich umarme?«
    »Wahrscheinlich«, antwortete er. »Aber das bisschen Schmerz nehme ich gern in Kauf.«
    Sie schlang ihre Arme um ihn, und ihr Körper verschmolz mit seinem. Er konnte nicht genug von ihr bekommen, und als sie ihr Gesicht an seiner Schulter vergrub, schlang er einen Arm um ihre Schultern und presste sie an seine Brust. Es tat zwar höllisch weh – aber nichts schmerzte ihn so wie der Gedanke, sie für immer verloren zu haben.
    »Es tut mir so leid«, schluchzte sie an seiner schmutzverkrusteten Reitjacke. »Es tut mir so entsetzlich leid, für Jack, für Claudia, für Juno, alles. Ich wünschte, es wäre anders gelaufen.«
    »Ich auch.«
    Sie rieb sich schniefend die Augen und riss sich von ihm los.
    »Ich ziehe mich jetzt besser an und packe meine Sachen.«
    »Warte.« Er zog ein Taschentuch aus seiner Brusttasche und hielt es ihr hin, wohlwissend, dass sie es auf den ersten Blick wiedererkennen würde. Wenn sie fest entschlossen war, ihn zu verlassen, sollte sie es wiederbekommen. Irgendwie rang er sich ein zaghaftes Grinsen ab. »Kann sich eine Herzogin keine Taschentücher leisten?«
    Sie nahm es wortlos, starrte es kurz an und ging.
    Er stand eine Weile da, zu erschöpft und schmerzgepeinigt, um sich zu rühren. Er hätte nicht zu sagen vermocht, wie lange er so dastand. Irgendwann klopfte es an der Tür. Es war Ashworth.
    »Ich hoffe, sie sind hier«, sagte er. »Auf dem Weg nach Colford oder Gloucester sind sie jedenfalls nicht.«
    »Sie schläft«, erwiderte Spencer. »Jack ist schon wieder weg.«
    Ashworth schnaubte abfällig.
    »Ist auch besser für ihn.« Seine Augen wurden schmal, als er Spencers blutbespritzte Stiefel bemerkte. »Sie haben ihn doch nicht …«
    »Nein.«
    »Nicht dass ich Ihnen einen Vorwurf machen würde.«
    »Meine Stute ist schwer gestürzt«, sagte Spencer. »Ich musste sie …« Er fluchte und sah hinaus. »Ich muss los und sie begraben.«
    »Ich komme mit«, erbot sich Ashworth. »Wäre nicht das erste Grab, das ich in meinem Leben schaufle.«
    »Nein, kommt nicht in Frage.« Spencer rieb sich über die Nase. »Sie haben sich die ganze letzte Nacht um die Ohren geschlagen. Ich kann das nicht von Ihnen verlangen.«
    »Sie haben nichts von mir verlangt. Ich hab’s Ihnen angeboten. Und ich hab mir in meinem Leben schon öfter eine Nacht um die Ohren geschlagen.« Er trat gegen den Türpfosten. »Das ist ein Dienst unter Freunden.«
    »Sind wir denn Freunde?«
    »Zumindest sind
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