Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz
Autoren: Tessa Dare
Vom Netzwerk:
Stimme bebte vor Zorn. »Das kannst du getrost vergessen. Mein Mann ist kein Mörder, und ich werde auch nicht billigen, dass du ihn zum Mörder machst.«
    Sie strich Claudia übers Haar. »Dieses Mädchen hier ist fünfzehn Jahre alt, Jack. Es interessiert mich nicht, wer von euch beiden die Idee hatte oder was du dir dabei dachtest, von zu Hause auszureißen. Für dein Benehmen gibt es keine Entschuldigung.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Jack umschlang seine angezogenen Knie und schaukelte hin und her. Er schien zu weinen.
    Das machte sie noch wütender. Was bildete ihr Bruder sich eigentlich ein? Claudia war hier das verängstigte, missbrauchte, hilflose Kind, und nicht er. Er versank in Selbstmitleid und machte keinen Finger krumm, um dem schwangeren Mädchen zu helfen. Sie war verstört und nass bis auf die Haut, und Jack sah seelenruhig zu, wie sie sich in dem zugigen Turm den Tod holte. Er hatte Claudia nicht einmal seine Jacke angeboten.
    Sonderbarerweise war Amelia froh darüber. Diese Gedankenlosigkeit war vermutlich unerheblich verglichen mit seinen anderen Missetaten, aber jetzt war das Maß voll. Sie hatte lange Zeit geglaubt, sie könne ihren Bruder läutern, wenn sie ihn nur genug liebe. Jetzt sah sie ihren Fehler ein. Sie hatte Spencer vorgeworfen, dass er sich abkapselte, dabei war Jack der Egoist, der bloß seinen eigenen Kummer sah. Auch andere verloren Geschwister, Freunde, Kinder, ihre Frau – und ließen sich trotzdem nicht unterkriegen. Warum war Jack derart selbstzerstörerisch veranlagt? Andere überwanden doch auch ihren Schmerz und ihre Trauer. Aber sie begriff, dass es nicht in ihrer Macht stand, ihn aus diesem Sumpf zu ziehen.
    Sie murmelte:
    »Claudia, geht es wieder? Kannst du aufstehen?« Als das Mädchen nickte, ergriff Amelia ihren Ellbogen. »Komm. Ich bringe dich nach Hause.«
    »Und ich, Amelia?«, fragte Jack schwach. »Was wird jetzt aus mir? Du hast mir sonst immer gesagt, was ich machen soll.«
    Sie schüttelte den Kopf und half dem Mädchen auf die Füße. »Ich weiß es nicht, Jack.«

22
    K urz vor dem Morgengrauen kehrte Spencer um. Er verließ den Wald und ritt in Richtung Briarbank. Der Mond schien, und Nebel bedeckte den Boden.
    Pulvergestank hing an seiner Kleidung. Seine Stiefel waren mit Blutspritzern übersät. Er war hundemüde, und ein Gefühl von Hilflosigkeit ergriff ihn.
    Er konnte nur hoffen, dass Ashworth und Bellamy mehr Erfolg gehabt hatten.
    Auf dem Weg zum Haus passierte er die Stallungen. Obwohl er eigentlich keinen Blick in die Stallboxen werfen wollte, siegte seine Neugier. Die beiden anderen Männer waren wohl noch nicht zurückgekehrt. Unvermittelt gefror ihm das Blut in den Adern.
    Captain stand nicht in seiner Box. Amelias gutmütiger Wallach war weg.
    Hoffentlich war Amelia nicht allein ausgeritten!? Sie hatte noch nicht viel Erfahrung, und bei diesen Wetterbedingungen konnte ein Ausritt in einer Katastrophe münden.
    Panik erfasste ihn, und bei jedem Atemzug hatte er Seitenstechen. Er presste den Arm an den Oberkörper: Hatte er sich die Rippen gebrochen? Stöhnend vor Schmerz stolperte er zum Cottage. Die Fenster waren dunkel, nur in der Bibliothek war Licht. Angezogen von dem warmen Lichtschein, spähte er hoffnungsvoll hinein.
    Gott sei Dank! Sie saß in einem Sessel vor den Bücherregalen, einen Stapel Dokumente in der Hand.
    Er schwankte vor Erleichterung, hielt sich mit einer Hand an der Mauer fest und atmete tief durch. Er würde es niemals verwinden, wenn er sie verlöre.
    Aber vielleicht hatte er sie schon verloren … nach ihrem Streit gestern Abend. Und er hatte nicht die geringste Ahnung, wo Claudia steckte. Für einen Moment betrachtete er durch das Fenster ihr blasses, schönes Profil. Ich habe alles falsch gemacht, dachte er, und jeden gegen mich aufgebracht. Hoffentlich ließen sich die Wogen noch glätten.
    Hastig ging er ins Haus. Als er die Bibliothek betrat, fuhr er sich angestrengt mit der Zunge über die trockenen Lippen. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Sie ist hier.« Mit zitternden Händen legte Amelia die Dokumente beiseite. »Sie schläft oben. Es geht ihr gut.«
    Er atmete erleichtert auf, seine Brust schmerzte. Wortlos kniete er sich vor seine Frau und legte weinend den Kopf in ihren Schoß.
    »Oh Spencer.« Sie strich ihm durch das zerzauste Haar. »Du riechst nach Tod. Und du bist verletzt. Was ist passiert?«
    »Es ist nichts.« Er schlang einen Arm um ihre Fesseln. »Captain steht nicht mehr in seiner Box.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher