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0287 - Herrscher über tausend Geister

0287 - Herrscher über tausend Geister

Titel: 0287 - Herrscher über tausend Geister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Über dem Château Montagne, Professor Zamorras Schloß im schönen Loiretal, schien die herbstliche Nachmittagssonne. Der hochgewachsene, durchtrainierte Mann verließ das geräumige Bad, ein Handtuch um die Hüften geschlungen und glitzernde Wassertropfen auf der Haut.
    »Und was machen wir mit dem Rest des Tages?« erkundigte er sich.
    »Eigentlich bin ich noch zu munter, um mich in den Lehnstuhl zu setzen, ein Gläschen Wein zu trinken und mich der allgemeinen Ruhe hinzugeben. Was hältst du davon, wenn wir uns unten im Dorf mal wieder in der Schänke sehen lassen und Bekanntschaften pflegen?«
    »Nichts«, sagte das schlanke, blonde Mädchen im enganliegenden weißen Overall. »Da wird ja doch nur Bier getrunken, und Bier setzt an. Willst du unbedingt einen Bierbauch bekommen, Zamorra?«
    Zamorra hob die Brauen. »Sind das deine einzigen Sorgen, Nici? Bei unserem abenteuerlichen Leben dürfte sich dieser Bierbauch kaum halten können.« Er beugte sich vor und küßte Nicole Duvals leicht geöffnete Lippen. Sie schmiegte sich an ihn und erwiderte den Kuß leidenschaftlich.
    Nach einer Weile lösten sie sich atemlos wieder voneinander. Zamorra fuhr fort: »Es ist ja schon verwunderlich, daß kein Zettel auf dem Schreibtisch lag, daß irgendwo in der Welt ein neuer Fall auf uns wartet. Kaum zu glauben, daß ein Ruhetag dazwischen liegt…«
    »Beschrei’s nicht«, warnte Nicole.
    Vor ein paar Stunden waren sie aus England zurückgekehrt – zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit. Vor ein paar Tagen erst waren sie mit dem Druiden Gryf in Schottland gewesen und hatten das legendäre Ungeheuer von Loch Ness kennengelernt, das alles andere als ein Ungeheuer war. Gerade zurückgekehrt, erwachte unter den Felsen von Stonehenge eine längst vergessene böse Macht von Neuem: Sara Moon, die entartete Druidin, die im Auftrag der MÄCHTIGEN handelte.
    Aber die Auseinandersetzung mit Sara Moon war überstanden – wenn jene auch längst noch nicht besiegt war. Aber sie hatte wiederum eine Niederlage hinnehmen müssen. Dennoch fragte Zamorra sich, was es mit Merlin auf sich hatte. Der geheimnisvolle Zauberer hatte sich zurückgezogen und würde nach eigenem Bekunden für eine Weile nicht mehr in die Geschicke der Menschheit eindringen können. Das war ein böser Schlag für Zamorra und seine Gefährten.
    Aber sie wollten die Gedanken daran beide zunächst einmal verdrängen. Im Augenblick hatten sie Ruhe. Und Zeit für sich allein. Wenn auch niemand genau sagen konnte, wie lange diese Ruhepause diesmal dauern würde. Vielleicht nur ein paar Stunden…
    »Ich habe eine bessere Idee«, sagte Nicole. »Wir waren doch lange nicht mehr im Kino, nicht wahr?« Sie drehte das Handtuch in den Händen, das sie Zamorra entwunden hatte. Bedächtig begann sie, ihn abzutrocknen.
    Zamorra ließ es sich zufrieden gefallen und wartete darauf, daß sich aus diesem kleinen Freundschaftsdienst handgreifliche Aktionen entwickeln sollten.
    »Bloß keinen Horror-Film«, stöhnte er. »Bei unserem Glück springt eine Bestie aus der Leinwand und beginnt im Zuschauersaal zu wüten. Das hatten wir ja schon einige Male.«
    »Nix Horror«, protestierte Nicole. »Davon haben wir im wirklichen Leben genug. Nein, drüben in Feurs läuft ein Western. Ein alter klassischer Schinken. Das wäre doch mal etwas anderes. Statt Dämonen Indianer. Was hältst du davon?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Auch nicht schlecht. Ist mal was anderes. Warum eigentlich nicht? Außerdem waren wir wirklich elend lange nicht mehr im Kino. Einverstanden.« Er küßte Nicole erneut.
    »He, langsam«, wehrte sie ab. »Wenn wir jetzt anfangen zu schmusen, schaffen wir es nicht mehr bis zum Beginn der Vorstellung. Sind doch nur noch knapp zweieinhalb Stunden.«
    Zamorra lachte leise. »Und du meinst, das reicht nicht?« Er öffnete Nicoles weißen Overall. »Zweieinhalb Stunden sind lang. Wir könnten den Western gebührend einleiten. Und ich weiß auch schon wie.« Bevor Nicole protestieren konnte, hob er sie mit einem schnellen Ruck hoch und trug sie über den Korridor zum großen Schlafzimmer, wo er sie auf der »Spielwiese« absetzte.
    Die Zeit verging wie im Flug. Irgendwann sah Zamorra auf die Uhr und löste die Umarmung kopfschüttelnd. »Meinst du wirklich, wir sollten noch zum Kino nach Feurs hinunterfahren?«
    »Aber sicher«, rief Nicole. »Oh, verflixt, jetzt wird es ja wirklich knapp. Los, Mann, mach dich landfein.«
    »Das mußt du mir gerade sagen«, brummte
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