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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz
Autoren: Tessa Dare
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der Sesselkante hin und her – »die Finger von dir zu lassen, bis du volljährig wirst.«
    Sie betrachtete ihre Handfläche.
    »Diese Aussicht gefällt mir nicht besonders.«
    Gott sei Dank, ihm behagte sie auch nicht.
    »Um deinen Ruf zu schützen«, fuhr er fort, »kannst du das Baby heimlich entbinden lassen. Das Kind würde dann in die Obhut einer ortsansässigen Familie gegeben, und du könntest deine Debütantinnensaison genießen, dir von Verehrern den Hof machen lassen und heiraten, wen du möchtest. Möglich, dass du das Kleine gelegentlich sehen könntest, aber du dürftest nie zugeben, dass es dein Kind ist.«
    »Sie. Ich glaube, es wird ein Mädchen.« Sie legte eine Hand auf ihren Bauch und fragte: »Und die dritte Möglichkeit?«
    »Du könntest«, begann er, »das Kind gebären und behalten. Du wärst entehrt, und deine Chancen auf eine lukrative Heirat wären gering. Höchstwahrscheinlich würdest du nicht einmal in den Genuss einer Londoner Ballsaison kommen.«
    »Aber ich hätte mein Baby.«
    »Ja.«
    Er ließ ihr einen Augenblick zum Nachdenken.
    Die Unterarme auf die Knie gestützt, neigte er sich vor und sagte: »Es ist keine einfache Entscheidung. Dein Leben wird sich auf jeden Fall grundlegend verändern. Aber sei versichert, dass ich dich immer unterstützen werde, auch materiell.«
    »Und Amelia?«
    »Ich … ich kann nicht für Amelia sprechen.« Gott, ihren Namen laut auszusprechen, nach der Trennung … Sie fehlte ihm entsetzlich. Wäre sie jetzt doch nur hier bei ihm! Sie hätte Claudia verstanden und moralisch aufgebaut. Das Mädchen tröstend in ihre Arme geschlossen, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Aber sie war nicht hier, und das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Welcher Teufel hatte ihn bloß geritten, als er ihr buchstäblich die Pistole auf die Brust gesetzt hatte: ich oder deine Familie? Sie war nun einmal ein Familienmensch. Er hätte wissen müssen, dass er ihr nichts Vergleichbares bieten konnte.
    Claudia nahm ihm die Worte aus dem Mund:
    »Ich habe alles verpatzt.«
    »Du hast einen Fehler gemacht. Offen gestanden bin ich daran nicht ganz unschuldig. Und jetzt musst du lernen, mit diesem Fehler zu leben.«
    »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    »Das musst du für dich selbst entscheiden.« Er zögerte. »Aber wie gesagt, wenn du Hilfe brauchst, bin ich immer für dich da. Es ist nicht leicht, ohne Mutter aufzuwachsen. Das haben wir beide erfahren. Wie gut erinnerst du dich eigentlich noch an deinen Vater?«
    »Ich entsinne mich, dass ihr oft gestritten habt.«
    Er schmunzelte.
    »Wir hatten unsere kleinen Meinungsverschiedenheiten. Meistens war ich im Unrecht. Es war verdammt schwer, seine hohen Erwartungen zu erfüllen. Dein Vater fand immer das berühmte Haar in der Suppe.«
    »Ja«, sagte sie sanft. »Ich verstehe.«
    Er zuckte innerlich zusammen. Warum hatte er nur das Gespräch in diese Richtung gelenkt? »Trotzdem«, fügte er hinzu, »hatte ich einen Heidenrespekt vor deinem Vater und natürlich auch vor meinem eigenen Vater. Sie waren gute ehrenwerte Gentlemen und außergewöhnlich loyal. Als deine Mutter starb, hätte dein Vater wieder heiraten können. Nicht ausgeschlossen, dass er dann einen Sohn und Erben für seinen Titel bekommen hätte. Aber davon wollte er nichts wissen, so sehr liebte er deine Mutter. Stattdessen holte er mich aus Kanada, und ich habe ihm in jenen ersten Jahren das Leben zur Hölle gemacht. Es ist ein Wunder, dass er seinen Entschluss nicht rückgängig gemacht hat. Mein Vater hat übrigens nach dem Tod meiner Mutter auch nicht mehr geheiratet. Deshalb möchte ich auf keinen Fall, dass du eine Verbindung eingehst, in der du unglücklich wirst, Claudia. Liebe ist für eine Dumarque kein leeres Wort. Wir sind treu bis in den Tod.«
    »Empfindest du für Amelia auch so?«
    »Ja«, sagte er schlicht. Einerlei, wie viele Differenzen er mit seinem Vater und seinem Onkel gehabt hatte, eine Eigenschaft war ihnen gemeinsam. Er war im Herzen ein echter Dumarque, und wenn er eine Frau liebte, dann für immer. Gott stehe ihm bei, wenn sie anders empfand.
    Claudia musterte ihn mit leicht geneigtem Kopf.
    »Wenn du wirklich so fühlst, wieso zeigst du es dann nicht?«
    »Was du sagst, stimmt«, bekräftigte er. »Ich fange mit dir an. Claudia, ich werde mich bessern.«
    Ihre Augen schimmerten feucht.
    »Wann? Von jetzt auf gleich?«
    Als er siebzehn gewesen war, hatte Spencer während der Atlantiküberquerung nach England fünf harte
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