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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel
Autoren: Janet Evanovich
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    Das Leben ist wie ein Doughnut. Erst beim Reinbeißen weiß man, was drin steckt. Und kaum hat man so richtig Geschmack daran gefunden,
Klatsch
!, landet auch schon ein riesiger Marmeladenklecks auf dem allerbesten T-Shirt.
    Ich heiße Stephanie Plum, und ich bekleckere mich oft und in jeder Hinsicht. Zum Beispiel, als ich mal aus Versehen ein Beerdigungsinstitut abgefackelt habe, das war der Megagau aller Marmeladenkleckse. Dafür kam ich sogar in die Zeitung, mit Foto. Und was hatte ich davon? Auf der Straße erkannten mich wildfremde Leute.
    »Du bist jetzt berühmt«, sagte meine Mutter. »Du musst ein Vorbild sein. Du musst viel Sport treiben, dich richtig ernähren und nett zu alten Leuten sein.«
    Vielleicht hatte meine Mutter ja Recht, aber ich komme aus New Jersey, und ich muss zugeben, ich hatte so meine Probleme mit dieser neuen Rolle. Ein typisches New Jersey-Girl taugt eigentlich nicht dazu, als Vorbild für andere zu dienen. Wenn ich allein an meine störrischen braunen Haare denke und an die wenig damenhaften Handbewegungen, die mir bisweilen unterlaufen (beides ein Erbe meiner italienischen Vorfahren väterlicherseits) – was hätte ich daran denn überhaupt ändern können?
    Mütterlicherseits kommen meine Vorfahren aus Ungarn, von denen habe ich die blauen Augen und das Talent, so viel Geburtstagstorte essen zu können wie ich will und trotzdem noch den obersten Knopf meiner Jeans zuzukriegen. Angeblich hält die robuste ungarische Verdauung nur bis zum vierzigsten Lebensjahr an, ab jetzt fange ich also an, rückwärts zu zählen. Außerdem bergen die ungarischen Gene eine gewisse Portion Glück und Zigeunerinstinkt in sich, beides kann ich in meinem gegenwärtigen Job gut gebrauchen. Ich bin Kautionsdetektivin und arbeite für meinen Vetter Vincent Plum. Ich mache Jagd auf die Bösen, wie im Film. Ich bin nicht die beste Kautionsdetektivin aller Zeiten, aber auch nicht die schlechteste. Der Beste ist ein ziemlich geiler Typ mit dem Beinamen Ranger, und die Schlechteste ist wahrscheinlich Lula, meine gelegentliche Partnerin.
    Vielleicht ist es nicht fair, Lula ins Rennen um die schlechteste Kautionsdetektivin zu schicken. Es laufen genug andere schlechte Kautionsdetektive frei herum. Und genau genommen ist Lula gar keine Kautionsdetektivin. Lula ist eine ehemalige Prostituierte, die im Kautionsbüro angestellt ist, um die Ablage zu machen, aber meistens hängt sie an mir wie eine Klette.
    Gerade standen Lula und ich auf dem Kundenparkplatz eines DeliMarts, einem Lebensmittelgeschäft in der Hamilton Avenue; zum Büro war es ungefähr noch einen halben Kilometer. Wir lehnten gegen meinen gelben Ford Escape und überlegten, was wir zu Mittag essen wollten. In die engere Wahl kamen Nachos aus dem Deli und Jumbo-Sandwichs von Giovichinnis.
    »Sag mal, was ist eigentlich mit der Ablage?«, fragte ich Lula. »Wer macht jetzt die Ablage im Büro?«
    »Ich.«
    »Aber du bist doch nie im Büro.«
    »Stimmt ja gar nicht! Ich war heute Morgen sogar schon vor dir da.«
    »Ja, aber da hast du keine Ablage gemacht. Du hast dir die Fingernägel gefeilt.«
    »Die Ablage mache ich aus dem Kopf. Und wenn ich dir nicht dabei helfen müsste, diesen Penner Roger Banker zu fassen, würde ich immer noch Ablage machen.«
    Roger war wegen schweren Diebstahls und Drogenbesitzes angeklagt. Laienhaft ausgedrückt: Er ist mit geklauten Autos durch die Gegend gefahren und hat Gras geraucht.
    »Offiziell bist du also immer noch Büroangestellte für die Ablage?«
    »Quatsch!«, sagte Lula. »Das ist wahnsinnig langweilig! Sehe ich vielleicht wie eine Bürotussi aus?«
    In Wahrheit sah Lula noch immer wie eine Prostituierte aus. Lula ist eine vollschlanke schwarze Frau, die gerne paillettenbesetzte Spandexkleidung mit Tiermuster trägt. Auf meine Meinung in Sachen Mode gibt sie nicht viel, deswegen sagte ich lieber nichts. Ich beließ es bei einem missbilligendem Blick.
    »Die Berufsbezeichnung ist etwas irreführend, da ich ja auch die Arbeit einer Kautionsdetektivin mache, nur hat man mir bisher keine eigenen Fälle übertragen«, sagte Lula.
    »Ich könnte doch dein Bodyguard sein.«
    »Schreck lass nach!«
    Lula kniff die Augen zusammen. »Hast du was dagegen?«
    »Kommt mir ein bisschen – hollywoodmäßig vor.«
    »Na gut, aber manchmal brauchst du doch zusätzliche Feuerkraft, oder? Das könnte ich übernehmen. Du trägst ja die meiste Zeit nicht mal eine Waffe. Ich habe immer eine Waffe dabei. Jetzt auch. Nur so,
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