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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel
Autoren: Janet Evanovich
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sie.
    »Gucken Sie doch. Ich bin ein Schrank. Mir passt gar nichts mehr. Ich habe einen ganzen Laster Fritos gegessen!«
    »So breit wie ich sind Sie noch lange nicht«, sagte Lula.
    »Und ich habe viele Klamotten, die mir passen. Man muss eben lernen, richtig zu shoppen. Wir können ja mal zusammen shoppen gehen, wenn Sie wollen. Mein Geheimtipp: Spandex kaufen, und immer eine Nummer zu klein. Das saugt alles auf. Nicht, dass ich dick wäre oder so, ich habe nur etwas zu viel Muskelfleisch.«
    Gegenwärtig lief Lula in Sportausrüstung herum, pinkfarbenen Stretchpants, dazu ein passendes Trägerhemdchen und echte Laufschuhe. Das Spandexgewebe spannte sich beängstigend. Sollte es erste Anzeichen geben, dass sich der Saum auflöst, müsste ich in Deckung gehen.
    »Wir machen es so«, sagte ich zu Cantell. »Ich rufe Vinnie an, und wir verabreden uns mit ihm im Gericht. So können Sie mit der Kaution gleich wieder auf freien Fuß gesetzt werden und brauchen keine Minute in der Arrestzelle zu verbringen.«
    »Na gut, darauf kann ich mich einlassen«, sagte Cantell.
    »Aber Sie müssen mich wieder herbringen, bevor meine Kinder mit dem Schulbus nach Hause kommen.«
    »Klar«, sagte ich, »aber für den Fall, dass es nicht klappt, müssten Sie sich was anderes einfallen lassen.«
    »Und vielleicht noch etwas abnehmen, bevor ich vor Gericht muss«, sagte Cantell.
    »Überfallen Sie einfach keine Snackfood-Lieferwagen mehr«, sagte Lula.
    »Ich hatte meine Tage! Ich brauchte die Chips dringend!«
    »Ist ja schon gut. Ist ja schon gut«, sagte Lula.
    Nachdem wir Cantell zum Gericht geschleppt, eine Kaution hinterlegt und sie schließlich wieder zu Hause abgeliefert hatten, fuhr mich Lula einmal quer durch die Stadt zurück nach Burg.
    »Das hat doch ganz gut geklappt«, sagte Lula. »Scheint ja ganz nett zu sein, diese Cantell. Glaubst du, dass sie beim nächsten Termin freiwillig vor Gericht erscheint?«
    »Nein. Wir müssen wieder zu ihr hin. Und sie wird sich mit Händen und Füßen wehren.«
    »Ja, das glaube ich auch.«
    Lula glitt an den Straßenrand und verlangsamte vor dem Haus meiner Eltern das Tempo. Lula fährt einen roten Firebird, und mit ihrer Stereoanlage kann sie einen Umkreis von zehn Kilometern beschallen. Die Rap-Musik war diesmal verhältnismäßig leise gestellt, aber der Bass war voll aufgedreht, so dass meine Zahnfüllungen vibrierten.
    »Danke fürs Mitnehmen«, sagte ich zu Lula. »Bis morgen.«
    »Yo«, sagte Lula und röhrte davon.
    In der Haustür stand schon meine Oma Grandma Mazur und wartete auf mich. Grandma Mazur wohnt bei meinen Eltern, seit Grandpa Mazur das ewige
vida
loca
geschenkt wurde. Grandma Mazur hat einen Körper wie ein Suppenhuhn und einen Verstand, der jeder Beschreibung spottet. Ihr stahlgraues Haar trägt sie stets kurz und in strenger Dauerwelle. Sie läuft gerne in einem fliederfarbenen Hosenanzug und weißen Sportschuhen herum. Und sie guckt gerne Wrestling im Fernsehen. Es ist ihr egal, ob die Kämpfe echt oder gestellt sind, Hauptsache, die schweren Kerle haben knappste Spandexhöschen an.
    »Beeil dich«, sagte Grandma. »Deine Mutter will die Drinks erst austeilen, wenn alle am Tisch sitzen, und ich brauche unbedingt was zu trinken. Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir. Ich bin den ganzen Weg zu Stivas Beerdigungsinstitut gegangen, um mir die aufgebahrte Lorraine Schnagle anzusehen, und dann stellt sich heraus, dass ihr Sarg geschlossen ist. Ich habe gehört, dass sie zum Schluss ziemlich übel ausgesehen haben soll, aber das ist noch lange kein Grund, uns den Anblick der Verstorbenen vorzuenthalten. Man rechnet doch damit, dass man sie zu Gesicht bekommt. Ich habe mich extra in Schale geworfen und den weiten Weg auf mich genommen. Und jetzt habe ich nichts zu erzählen, wenn ich morgen beim Frisör sitze. Ich habe fest mit Lorraine Schnagle gerechnet.«
    »Du hast doch nicht etwa versucht, den Sarg zu öffnen, oder?«
    »Ich? Wie kommst du denn darauf? So was würde ich niemals tun. Außerdem war er richtig fest verschlossen.«
    »Ist Valerie da?«
    »Valerie ist immer und ewig da«, sagte Grandma. »Noch ein Grund, warum der Tag so anstrengend war. Nach der großen Enttäuschung im Beerdigungsinstitut war ich total müde. Ich wollte ein Nickerchen machen, konnte aber nicht einschlafen, weil deine Nichte in der ganzen Wohnung herumgallopiert ist. Und dauernd wiehert sie. Das Babygebrüll und das Pferdegetrappel haben mich völlig geschlaucht. Bestimmt habe ich
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