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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel
Autoren: Janet Evanovich
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um das Display zu lesen. »Ich muss los«, sagte er und scheuchte mich nach draußen.
    Ich steckte noch mal den Kopf durchs Fenster. »Nicht vergessen: Wir haben meiner Mutter versprochen, heute Abend zum Essen zu kommen.«
    »Das ist nicht wahr. Du hast ihr das versprochen. Nicht ich. Ich habe gerade erst vor drei Tagen bei deinen Eltern zu Abend gegessen. Einmal die Woche reicht. Valerie und die Kinder sind bestimmt auch da, nicht? Und Kloughn. Ich kriege Sodbrennen, wenn ich nur daran denke. Jeder, der mit so einer Truppe sein Essen fasst, hat sich eine Kampfzulage verdient.«
    Recht hatte er. Ich startete keinen neuen Versuch. Vor etwas über einem Jahr ist der Mann meiner Schwester auf Nimmerwiedersehen mit dem Babysitter durchgebrannt.
    Valerie war daraufhin sofort mit ihren zwei Kindern wieder bei meinen Eltern eingezogen und hatte eine Stelle bei einem Anwalt angenommen, Albert Kloughn, der sich schwer abrackerte, um auf einen grünen Zweig zu kommen. Trotz alledem hatte Kloughn es irgendwie fertig gebracht, Val zu schwängern, und neun Monate später wohnten in dem kleinen Haus meiner Eltern im Stadtteil Chambersburg von Trenton – drei Schlafzimmer, Wohn-/Esszimmer, Küche, Bad – meine Mutter, mein Vater, Grandma Mazur, Valerie, Albert Kloughn, Valeries zwei kleine Töchter und das Baby.
    Als Übergangslösung für den Wohnungsnotstand hatte ich meiner Schwester mein eigenes kleines Apartment zur Verfügung gestellt. Ich schlief sowieso die meiste Zeit bei Morelli, deswegen war es kein allzu großes Opfer für mich. Das ist jetzt drei Monate her, und Valerie hockt immer noch in meiner Wohnung, geht aber jeden Abend zum Essen zu meinen Eltern. Ab und zu passiert etwas Lustiges – Grandma brennt das Tischtuch ab, Kloughn verschluckt sich an einem Hühnchenknochen– , aber für gewöhnlich sind diese Essen der reinste, Migräne fördernde Terror.
    »Wirklich schade. Dir entgeht ein Brathähnchen mit Soße und Kartoffelpüree«, sagte ich in einem letzten verzweifelten Überredungsversuch. »Und zum Nachtisch gibt es wahrscheinlich gestürzten Ananaskuchen.«
    »Es funktioniert nicht. Da musst du schon mit was Besserem aufwarten als Brathähnchen, um mich heute Abend zu deinen Eltern zu locken.«
    »Wilden Gorillasex?«
    »Nicht mal wilden Gorillasex. Es müsste schon eine Orgie mit japanischen eineiigen Drillingen sein.«
    Ich verdrehte angewidert die Augen und taperte hinüber zum Kautionsbüro.
    »Dein Jumbo-Sandwich habe ich unter J abgelegt«, sagte Lula, als ich durch die Tür gerauscht kam. »Es ist mit Capicolla, Provolone, Truthahn, Peperoni und extrascharfen Paprikaschoten.«
    Ich zog die Aktenschublade auf und holte mein bestelltes Jumbo-Sandwich heraus. »Ist ja nur noch die Hälfte da.«
    »Ja«, sagte Lula. »Ich und Connie haben uns gedacht, dass du zu dick wirst, wenn du das Sandwich ganz allein isst. Und das willst du doch nicht. Deswegen haben wir dir schon mal ein bisschen von dem Essen abgenommen.«
    Das Büro von Vincent Plum, Kautionsmakler, ist in einem kleinen Ladenlokal in der Hamilton Avenue untergebracht. Die einträchtigeren Geschäftslagen für Kautionsmakler sind gewöhnlich gegenüber von Gerichten und Gefängnissen. Vincent Plums Büro liegt am Rand von Chambersburg, und viele von Vincents Stammkunden sind aus Burg, was die Kurzform für Chambersburg ist. Eigentlich ist Burg kein schlimmes Viertel, vermutlich ist Burg sogar die sicherste Gegend – wenn man schon in Trenton wohnen muss. Es gibt nur jede Menge Kleinstadtmafiosi in Burg, und wenn man sich danebenbenimmt, kann man schon mal unbemerkt für lange Zeit von der Bildfläche verschwinden, sogar für sehr lange Zeit – das heißt für immer.
    Gut möglich, dass Connies Verwandte ab und zu beim Verschwinden ein bisschen nachhelfen. Connie ist Vincents Büroleiterin. Sie ist gut eins sechzig groß und sieht aus wie Betty Boop mit Damenbart. Ihr Schreibtisch ist strategisch vor der Tür zu Vincents Arbeitszimmer platziert, um den nichts ahnenden Besucher daran zu hindern, unangemeldet in Vinnies Büro zu platzen, während er gerade mit seinem Buchmacher telefoniert, ein Nickerchen hält oder sich gepflegt einen runterschüttelt. Ebenfalls hinter Connies Schreibtisch steht eine Wand von Aktenschränken, und hinter den Aktenschränken befindet sich eine kleine Abstellkammer, voll gestopft mit Waffen und Munition, Büromaterial, Badezimmerutensilien und diversen beschlagnahmten Beutestücken, hauptsächlich Computer,
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