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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel
Autoren: Janet Evanovich
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dicke Ringe unter den Augen. Wenn das so weitergeht, leidet mein blendendes Aussehen.«
    Grandma kniff die Augen zusammen und sah die Straße hinauf und hinunter. »Wo ist dein Auto?«
    »Es hat Feuer gefangen.«
    »Sind die Reifen geplatzt? Ist es explodiert?«
    »Ja.«
    »Mist! Das hätte ich zu gerne gesehen. Immer entgehen mir die richtig spannenden Sachen. Was ist diesmal passiert?«
    »Ein Verbrechen.«
    »Eins sage ich dir: Diese Stadt geht vor die Hunde. Noch nie war die Kriminalität so hoch. Es kommt noch so weit, dass man sich nicht mehr traut, vor die Tür zu gehen.«
    Grandma hatte Recht, was die Kriminalität betraf. Ich kriege ja im Kautionsbüro selbst hautnah mit, wie die Sache eskaliert. Mehr Raubüberfälle. Mehr Drogen auf der Straße. Mehr Morde, die meisten im Zusammenhang mit Drogen und Bandenkriegen. Und jetzt hatte ich das Gesicht des Mannes mit der roten Teufelsmaske gesehen, und ich steckte mitten drin.

2
    Meine Mutter stand an der Spüle und schälte Kartoffeln. Meine Schwester Valerie war auch in der Küche, sie saß an dem kleinen Holztisch und fütterte das Baby. Mir kam es so vor, als würde sie gar nichts anderes mehr machen, als am Tisch zu sitzen und das Baby zu füttern. Manchmal überfielen mich beim Anblick des Babys mütterliche Gefühle, meistens aber war ich ganz froh, dass ich meinen Hamster hatte.
    Grandma brannte darauf, allen die Neuigkeit mitzuteilen, und kam mir in die Küche nachgerannt. »Sie hat schon wieder ihr Auto in die Luft gejagt«, verkündete sie.
    Meine Mutter unterbrach ihr Kartoffelschälen. »Jemand verletzt?«
    »Nein«, sagte ich. »Nur das Auto. Totalschaden.«
    Meine Mutter bekreuzigte sich und klammerte die Hand um das Schälmesser. »Ich halte das nicht mehr aus! Immer werden deine Autos demoliert!«, jammerte sie. »Wie soll ich nachts ruhig schlafen, wenn meine Tochter ständig solche Sachen macht?«
    »Du könntest vorher ein Gläschen trinken«, sagte Grandma. »Bei mir wirkt das immer Wunder. Nichts hilft so gut wie ein kräftiger Schluck vorm Schlafengehen.«
    Mein Handy klingelte, und alle hielten inne, als ich ranging.
    »Na, gute Laune?«, wollte Morelli wissen.
    »Ja. Ich bin gerade bei meinen Eltern. Das macht immer Laune. Schade, du verpasst echt was.«
    »Ich habe schlechte Nachrichten: Ein Kollege hat gerade einen Verdächtigen eingeliefert, und du sollst ihn identifizieren.«
    »Jetzt sofort?«
    »Ja. Sofort. Soll dich jemand abholen?«
    »Nicht nötig. Ich leihe mir den Buick aus.«
    Als mein Großonkel Sandor ins Pflegeheim umzog, überließ er Grandma Mazur seinen 53er hellblau-weißen Buick Roadmaster, und weil Grandma Mazur kein Auto fährt, jedenfalls nicht legal, fängt die Kiste die meiste Zeit Staub in der Garage meines Vaters. Mit fünf Litern Benzin kommt er gerade mal zehn Kilometer weit. Er fährt wie ein Kühlschrank auf Rädern, und er passt überhaupt nicht zu meinem Selbstbild. Ginge es nach meinem eigenen Selbstbild, säße ich am Steuer eines Lexus SC430. Mein Portmonee erlaubt mir nur einen gebrauchten Honda Civic. Meine Bank wäre bereit, mir einen Ford Escape zu finanzieren.
    »Das war Joe«, sagte ich. »Ich soll zu ihm auf die Polizeiwache kommen. Könnte sein, dass sie den Mann geschnappt haben, der mein Auto angezündet hat.«
    »Bist du rechtzeitig zum Essen wieder da? Es gibt Hühnchen«, sagte meine Mutter. »Und was ist mit dem Nachtisch?«
    »Wartet nicht auf mich. Ich esse, was übrig geblieben ist.« Ich wandte mich an Grandma. »Ich muss den Buick beschlagnahmen, bis ich einen Ersatz für meinen Escape gefunden habe.«
    »Nimm ihn ruhig«, sagte Grandma. »Ich komme mit dir zur Polizeiwache. Ich muss mal raus hier. Auf dem Rückweg können wir bei Stiva vorbeifahren, um nachzugucken, ob sie wenigstens für die abendliche Totenwache den Sargdeckel aufgemacht haben. Den Blick auf Lorraine möchte ich mir ungern entgehen lassen.«
    Zwanzig Minuten später schwebten Grandma und ich auf dem öffentlichen Parkplatz ein, der gegenüber der Polizeiwache liegt. Die Polizei von Trenton ist in einem lieblosen Backsteinbau in einem lieblosen Stadtteil untergebracht, so hat sie es wenigstens nicht weit zum nächsten Verbrechen. Das Gebäude ist Polizeiwache und Gericht in einem. Der Teil, in dem das Gericht untergebracht ist, hat einen Wachposten und einen Metalldetektor, der andere hat einen Aufzug, der mit Einschusslöchern verziert ist.
    Ich sah mir Grandmas ausgebeulte schwarze Lackleder-Handtasche an. Grandma
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