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Ein unbeschreibliches Gefuehl

Ein unbeschreibliches Gefuehl

Titel: Ein unbeschreibliches Gefuehl
Autoren: Christiane Schlueter
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Vorwort
    W er sich verliebt, erkennt die Liebe leicht: an diesem warmen Kribbeln im Bauch, dem sehnsüchtigen Ziehen in der Herzgegend und einem unbeschreiblichen Gefühl, vor Glück platzen zu wollen. Die Welt hat auf einmal einen neuen Mittelpunkt und einen neuen Sinn bekommen. So erleben wir es, wenn wir verliebt sind. Aber die Liebe ist noch mehr. Sie ist das wortlose Verstehen, das zwischen Menschen schwingt, ein Wiedererkennen an Leib und Seele und ein tiefes Vertrauen.
    Doch es gibt auch eine dunkle Seite. Auf der finden sich Entfremdung und Missverstehen, Trotz und Genervtsein, Auseinandersetzung und Streit. Diese Seite tritt zuweilen in den Vordergrund. Bis sich die Medaille wieder wendet und die lichte und warme Seite erneut zum Vorschein kommt. Denn die Liebe ist nichts Statisches, sondern ein Geschehen. Und während sie geschieht, wandelt sie sich selbst immer wieder. Ist sie damit nun aber vollständig beschrieben? Wahrscheinlich nicht. Jeder und jede, der sie erlebt, könnte noch etwas hinzufügen.
    So ist es auch den großen Denkern und Denkerinnen ergangen, als sie sich mit der Liebe beschäftigten. Sie taten es vor dem Hintergrund ihres eigenen Lebens, und nicht selten sind ihre Erfahrungen in ihre philosophischen Überlegungen eingeflossen. Das ist übrigens ganz im Sinne der Philosophie. Denn die ist kein Selbstzweck, der sich im Theoretischen erschöpft. Aufgabe der Philosophie ist es vielmehr, dass wir die Welt und uns selbst mittendrin besser verstehen. Auch und gerade als Liebende.
    So lohnt es sich, die großen Geister bei ihrem Nachdenken über die Liebe zu begleiten. Weil sie selbst – jeder und jede auf eigene Weise – Liebende waren. Weil sie ihr Erleben in einen größeren Zusammenhang gestellt und Allgemeingültiges darin gefunden haben. Das geschah in jeder Epoche auf eigene Weise. In der Antike wurde die Liebe auf ein absolutes Ideal bezogen und im Mittelalter auf die Religion. In der frühen Neuzeit betrachtete man die Liebe mit realistischem Blick, teilweise sogar mit spöttischer Skepsis. Heute nun hat sich die Perspektive wieder verlagert – weg von der Person des Einzelnen, hin zur Gesellschaft und zur Kommunikation als dem Zwischenraum, in dem die Liebe stattfindet.
    Jede dieser verschiedenen Sichtweisen hat ihren eigenen Reiz, jede bietet andere Erkenntnisse. Indem wir sie nachvollziehen, gewinnen wir selbst einen neuen Blick auf das, was das Wichtigste in unserem Leben ist, was uns oft glücklich macht und gelegentlich leiden lässt – und was sich unserem Begreifen doch immer wieder entzieht.

Das unsterbliche Paar
    S ie konnten ihm einfach nicht böse sein. Der junge Mann, der ihnen dort auf der Kuhweide schöne Augen machte, war unwiderstehlich. Dabei nahm er sich regelrechte Frechheiten heraus. Einmal, als sie im Fluss badeten, stahl er ihnen sogar die Kleider. Um sie wiederzubekommen, mussten die Mädchen eines nach dem anderen nackt vor ihn hintreten – und alle, alle wurden sie seine Geliebten. Alle, bis auf eine, die sich abseits hielt. Sie aber, diese eine, ist als Inbegriff der Liebe unsterblich geworden, zusammen mit dem jungen Mann.
    Krishna und Radha, Radha und Krishna! In Indien klingen ihre Namen wie die ewige Beschwörung der Liebe. Einer Liebe, die auf einer Kuhweide ihren Anfang nahm. Denn der adlig geborene Krishna wuchs unerkannt bei einer Pflegefamilie auf und wurde Kuhhirte. Mit seinem Flötenspiel verführte er die jungen Hirtinnen, die Gopis. Radha, die das mit ansah, wollte nicht eine unter vielen sein. Aber Krishna verzauberte auch sie. In der Liebesbegegnung erkannten die beiden, dass sie füreinander bestimmt waren, als Inkarnationen des Gottes Vishnu und seiner treuen Gefährtin, der Göttin Lakshmi.
    Bis heute gelten Radha und Krishna in Indien als das klassische Liebespaar. Seit ihre Geschichte vor eineinhalb Jahrtausenden in heiligen Schriften zum ersten Mal erzählt wurde, haben sich unzählige Dichter und bildende Künstler davon inspirieren lassen. Für gläubige Hindus symbolisiert Radhas und Krishnas Liebe die mystische Sehnsucht der Seele nach dem Göttlichen und die Liebe Gottes zum Menschen.
    Ein anderes Liebespaar begegnet uns in Yajnavalkya und Maitreyi. Yajnavalkya, von dem man annimmt, sein historisches Vorbild habe im 9. oder 8. Jh. v.Chr. gelebt, ist ein Brahmane, ein priesterlicher Gelehrter. Er wirkt an einem Königshof, einmal gewinnt er dort bei einem philosophischen Wettstreit eine Kuhherde.
    Yajnavalkya ist mit zwei
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