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Drachengasse 13, Band 04

Drachengasse 13, Band 04

Titel: Drachengasse 13, Band 04
Autoren: B Perplies
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Kapitel 1
    Ein rätselhafter Fund
    „Los, Tomrin, wirf ihn rüber!“
    Auffordernd hob Sando die Arme. Im nächsten Moment sauste der kleine Lederball durch die Luft und landete klatschend in seinen Händen. Der Straßenjunge mit der mehrfach geflickten Hose lachte und sah Fleck entgegen, der mit unbeholfenem Eifer und vor Begeisterung japsend auf ihn zutollte.
    „Na, Fleck? Meinst du, du kannst dir den Ball holen?“ Neckend hielt er dem jungen Flugdrachen den zerkauten, braunen Lederklumpen entgegen und bewegte ihn vor dessen langer Schnauze hin und her.
    Spielerisch schnappte Fleck nach dem Ball, doch Sando war schneller und hatte die Hand bereits wieder zurückgezogen.
    „Na komm“, sagte er. „Fang.“
    Er warf den Ball in die Höhe und sah zu, wie Fleck mit vor Aufregung geweiteten Augen den Kopf hob. Der Jungdrache mit den verkrüppelten Flügeln stieß sich mit seinen kräftigen Hinterbeinen ab, hechtete in die Luft, seine Schnauze zuckte vor und zur Seite – und der Ball prallte an Flecks Schnauze ab! Schwungvoll flog er nach links und knallte so heftig gegen die Tischkante, dass Hanissas Zauberutensilien klirrten – und landete dann in Tomrins Magengrube.
    „Uff“, entfuhr es dem blonden Hauptmannssohn.
    „Och, Jungs!“ Ungehalten fuhr Hanissa zu den dreien herum. Ihre rote Lockenpracht umzüngelte ihren Kopf wie Flammen, und in ihren grünen Augen blitzte es zornig. „Müsst ihr unbedingt hier drinnen herumtoben, während ich versuche, ernsthafte Zauberei zu betreiben? Wir haben draußen einen riesigen Hof, wo ihr niemanden stören würdet.“
    „Stimmt nicht, wir würden Glukk bei der Arbeit stören“, widersprach Sando mit Unschuldsmiene. „Es regnet, wie du vielleicht bemerkt hast.“ Er deutete auf das rückwärtige Fenster der Wohnstube, das halb offen stand, damit Hanissas Zauberexperimente nicht den ganzen Raum verpesteten. Gleichmäßiges Prasseln war von draußen zu hören. Bei einem solchen Wetter hatte Glukk, der alte Wasserspeier im Hof, immer viel zu tun.
    Das Wetter war schon seit Tagen ziemlich mies. Eine geschlossene graue Wolkendecke hing über Bondingors Türmen und Hausdächern. Tagsüber regnete es, nachts krochen dichte Nebelschwaden vom Fleet herauf durch die Gassen und Straßen der Stadt. Es war ein Wetter, bei dem man sich am besten neben dem heimischen Kamin in eine Wolldecke hüllte und eine Tasse heißen Honigtee schlürfte.
    Doch dafür hätte Tomrin in der Festung der Stadtgarde von Bondingor, Hanissa und Fleck in der Magischen Universität und Sando in Gumps Brandung , der Hafenschenke seines zwergischen Ziehonkels, hocken müssen. Das wollten die Freunde aber absolut nicht. Also hatten sie sich, dem Regen zum Trotz, nach draußen gewagt, um sich in der Drachengasse 13 zu treffen, ihrem geheimen Unterschlupf.
    Das Haus, in dem sich die Freunde regelmäßig zusammenfanden, war vor vielen Jahren von einem fehlgeleiteten Unsichtbarkeitszauber aus der nahen Magischen Universität getroffen worden. Seitdem war es, bis auf ein kleines Mauerstück mit Fenster, das von einer alten Stoffplane verdeckt wurde, nicht mehr zu sehen. Die Welt hatte es vergessen – und den Freunden war das sehr recht. Nur hier waren sie wirklich ungestört.
    „Ist mir egal, ob es regnet oder nicht“, erklärte Hanissa derweil und stellte einige Fläschchen wieder hin, die der Aufprall des Lederballs umgeworfen hatte. „Wenn euer Ball meinen Braukessel trifft und der Bitterkrautsud über den Schwefelkies schwappt, wird es hier drin so stinken, dass wir zwei Wochen lang keinen Fuß in diesen Raum setzen wollen. Also tobt bitte woanders, von mir aus auch oben im Flur.“
    Tomrin zuckte mit den Achseln. „Kommt, Freunde. Lassen wir unsere Meisterzauberin mit ihrer Alchemistenküche allein.“ Er zwinkerte Fleck zu und hob mit einem breiten Grinsen erneut den Ball. „Trickwurf, Fleck! Fang den Ball!“ Anschließend drehte er sich zur Seite und schleuderte das Wurfgeschoss in den hinteren Bereich der Wohnstube. Es prallte auf dem Boden auf und hüpfte zur Treppe, die in den ersten Stock hinaufführte.
    Fleck quäkte begeistert und hetzte los. An Stöckchenholen hatte Fleck niemals wirklich Gefallen gefunden, aber gemeinsames Ballspielen war offenbar eine ganz andere Sache. Mit unbeholfenem Eifer eilte er über die magischen Kreidesymbole, die Hanissa rings um den Tisch auf den Boden gezeichnet hatte, und sprang zwischen den schweren, wurmstichigen Holzbalken hindurch, die die Zimmerdecke
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