Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachengasse 13, Band 04

Drachengasse 13, Band 04

Titel: Drachengasse 13, Band 04
Autoren: B Perplies
Vom Netzwerk:
Mit schwerem Krachen schlug sie gegen die steinerne Seitenwand des Hauses. Ein Schwall kalter, nach feuchtem Gestein riechender Luft schlug den Freunden aus der Tiefe entgegen.
    Sando schauderte unwillkürlich.
    Unter der Falltür kam eine steile Holztreppe zum Vorschein, die ins Dunkel führte. Die Stufen wirkten erstaunlich gut erhalten, als seien sie nicht oft benutzt worden. Viel mehr konnte Sando nicht erkennen.
    „Ich gehe vor“, verkündete Tomrin. Er ließ sich von Hanissa eine der Kerzen geben, die das Mädchen mittlerweile angezündet hatte. Dann ging er vorsichtig die Stufen hinunter.
    Sando schloss sich ihm an. „Nein, Fleck, du bleibst oben“, hörte er Hanissas Stimme hinter sich. „Du hast heute schon genug Unfug angerichtet. Außerdem wissen wir nicht, was uns unten erwartet. Wir wollen ja nicht, dass du dich am Ende vor Schreck verwandelst.“
    Da hatte Hanissa völlig recht, fand Sando. Seit Flecks ehemaliger Besitzer Osrum, der Leiter der Drachenschule von Bondingor, mit einem gepanschten Zaubertrank versucht hatte, die verkrüppelten Flügelchen des jungen Drachen zu heilen, hatte Fleck ein kleines – oder vielmehr:ein großes – Problem: Wann immer er sich sehr ängstigte, verwandelte er sich in ein riesiges Drachenungeheuer.
    Als sogenannter Nachtfresser hatte er eine Weile lang einiges Unheil in Bondingor angerichtet, bevor Tomrin, Hanissa und Sando ihm mit einem Gegenzauber helfen konnten. Seitdem hatte sich Fleck eigentlich ganz gut unter Kontrolle. Manchmal brach aber noch das furchterregende Untier hervor. Und mit dem wollte Sando nicht in einem engen Kellergang eingesperrt sein, wenn es sich vermeiden ließ. Es war nicht so, dass Fleck dann böse wurde. Aber wenn aus einem kleinen Tollpatsch ein Riesen tollpatsch mit Drachenkräften wurde, war das nicht ganz ungefährlich.
    Im Gänsemarsch stiegen Sando, Tomrin und Hanissa die Holztreppe hinunter. Erstaunlicherweise befand sich der Keller nicht direkt unter den Holzbohlen des Erdgeschosses, sondern schien irgendwie tiefer unter der Erde zu liegen. Nur so konnte Sando sich erklären, dass der Treppenschacht dermaßen lang war.
    Unten angekommen, öffnete sich vor ihnen ein schmaler Gang. Die Wände und die Decke sahen gemauert aus, aber der Boden bestand nur aus platt gestampfter Erde. Zur Linken und zur Rechten waren jeweils zwei schwere, verschlossene Holztüren in die Wände eingelassen, und irgendwie kam es Sando so vor, als sei das Kellergewölbe größer als das Haus, das auf ihm stand. Wer weiß, wie alt diese Gemäuer sind? , ging es dem Jungen durch den Kopf, und sein Herzschlag beschleunigte sich. Etwas Unheimliches haftete diesem Ort an. Sando spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten.
    Tomrin trat zu der ersten Tür auf der linken Seite und legte die Hand auf die eiserne Klinke. Er drückte sie herunter und zog daran, aber die Tür rührte sich nicht. „Halt mal die Kerze, Sando“, bat er und drückte dem Freund seinen Kerzenstummel in die Hand. Dann packte er mit beiden Händen zu und zog mit aller Kraft. Knirschend öffnete sich die Tür.
    „Was ist das denn?“, entfuhr es ihm.
    „Lass mal sehen“, drängte Sando und schob sich an ihm vorbei, um einen Blick in den Raum zu werfen.
    Zwei lange Regale säumten die Wände zu beiden Seiten der Tür. Sie waren die einzigen Einrichtungsgegenstände in der Kammer. In den Regalen standen schmutzige Einmachgläser dicht an dicht, in denen sich – wenn Sando sich nicht täuschte – ausnahmslos große, rote, in Flüssigkeit eingelegte Früchte befanden. „Was immer das sein mag, der frühere Besitzer dieses Hauses hat dieses Zeug jedenfalls geliebt“, murmelte er.
    Der zweite Kellerraum sah aus wie eine Art Alchemistenküche. An die hintere Wand war ein Tisch geschoben, auf dem eine eigenartige Konstruktion aus Glaskolben stand. Daneben befand sich ein Lesepult, auf dem aufgeschlagen ein unglaublich dickes Buch lag, das den Eindruck erweckte, es würde zu Staub zerfallen, wenn man es nur berührte. An der rechten Wand hing ein Regal aus mehreren Brettern, auf denen kleine Fläschchen, Metallkästchen und Holzbehältnisse standen.
    Hanissa quiekte vor Begeisterung, und ihre Augen wurden groß. Sie eilte zu dem Regal und zog einige der Zauberutensilien hervor. Dabei klang sie so entzückt wie ein kleines Kind, das in eine Tonne mit kandierten Äpfeln gefallen war. Gleich darauf rannte sie zu dem Buch hinüber und schlug es zu, um den Titel auf dem Buchdeckel zu lesen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher