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Drachengasse 13, Band 04

Drachengasse 13, Band 04

Titel: Drachengasse 13, Band 04
Autoren: B Perplies
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bekommt dir nicht.“
    Die langstielige Pflanze mit den reißzahnscharfen Blütenblättern scherte sich nicht um seine Worte. Gierig schnappte sie nach dem rohen Fleisch in Kleiblatts Händen, doch der Magister mit der Gärtnerschürze und den schweren Stiefeln entzog es ihr gekonnt.
    „Tut mir leid, aber wenn du dich nicht zu benehmen weißt … “ Mit dem leisen Seufzen eines enttäuschten Erziehers wandte er sich ab und schulterte seine schwere Tasche. „Bis morgen.“
    Erst als er sich dem nächsten Gewächs auf seiner Fütterungsroute widmen wollte, fiel ihm Hanissa auf. Sie stand halb im Nebel zwischen zwei Trauerweiden. Fast so, als wollte sie den alten Zauberer nicht früher als nötig auf sich aufmerksam machen.
    „Oh, hallo“, grüßte Kleiblatt und musterte sie verwundert vom Kopf bis zu den blanken Füßen. „Ist dir, äh, nicht kalt oder so?“ Auf die naheliegende Frage „Was macht ein Kind wie du um diese Zeit hier draußen?“ kam er gar nicht.
    Hanissa schüttelte den Kopf.
    „Ah, gut, gut.“ Kleiblatt nickte zufrieden. „Bei diesem herbstlichen Wetter kann man sich sonst schnell verkühlen. Ich wollte gerade zu den Kräuterbeeten, um dort nach dem Rechten zu sehen. Das Mondscheinkraut wirkt besonders stark, wenn man es nach Mitternacht erntet. Magst du mich begleiten?“
    Hanissa nickte nur, sagte aber kein Wort.
    Gemeinsam gingen sie los. Kleiblatt wies ihr mit der Laterne den Weg. „Weißt du, ich liebe die Zeit nach Mitternacht“, betonte der Magister. „Hätte ich nie gedacht, ehrlich gesagt. Als der Dekan mir anbot, den Garten für Nachtschattengewächse vom alten Wyrzelhölz zu übernehmen, wollte ich zuerst ablehnen. Immerhin habe ich schon ein Forschungsgebiet, das ich sehr mag: meine Kräuter. Aber jetzt … jetzt bin ich schon seit zwei Monaten Nacht für Nacht zwischen den Beeten, Büschen und Bäumen unterwegs und kann mir nichts Schöneres vorstellen. Die Ruhe, die Ordnung – der ganze Wirrwarr des Tages hat in diesen Stunden nichts zu suchen. Nachts kommt es mir manchmal vor, als sei der ganze Garten nur für mich da – auch wenn das jetzt furchtbar eingebildet klingt.“
    „Fast, als hätten es die Verzogenen Frösche gesagt“, stimmte Hanissa zu. Nicht einmal ihre Mutter hätte den anderen Ton in ihrer Stimme bemerkt.
    Kleiblatt bemerkte ihn erst recht nicht. Er lachte leise. „Beim Barte des Dekans, das ist kein erstrebenswerter Vergleich. Na, jedenfalls gefällt mir diese neue Arbeit außerordentlich – aber ich widme mich trotzdem immer wieder gern den Kräutern. Erst gestern habe ich die Nacht genutzt, eine Nervnessel mit einer Strahlenstaude zu kreuzen. Nun gut, vom Ergebnis wollen wir nicht sprechen – oder kennst du zufällig jemanden, der an einem bildhübschen Gewächs interessiert ist, dessen Anblick juckenden Ausschlag hervorruft? Aber von der Sache her … “
    Der Zauberer blickte zu Hanissa hinüber und stutzte. Das Mädchen starrte ihn so seltsam an. Irgendetwas flackerte in ihren grünen Augen – und es war nicht das Licht der Laterne, sondern …
    … etwas Böses!
    Magister Kleiblatt begriff es erst, als es schon fast zu spät war. Erschrocken riss er die Augen auf.
    Ein Strahl Mondlicht fiel durch den Dunst. Er erleuchtete Hanissas Gesicht. Kleiblatt erstarrte vor Schreck, als sich ihr Mund plötzlich zu einem finsteren Lächeln verzog.
    Der gellende Schrei ließ Fleck herumfahren. Inmitten dieses Durcheinanders aus Wegen, Hecken und Bäumen hatte der kleine Drache zuerst Hanissa und dann auch noch die Orientierung verloren. Seitdem war ihm ganz schön mulmig zumute. Ziemlich ratlos tappte er durch den finsteren Garten der Universität. Doch der Schrei änderte alles!
    Obwohl er genauso schnell verging, wie er gekommen war, fiel es Flecks Drachenohren nicht schwer, seinen Ursprung auszumachen. Schnell und zielsicher lief er los und vergaß dabei völlig seine Angst und die Finsternis. Je näher er kam, desto sicherer wurde er sich seines Weges. Kräuter, Erde und alte Bücher – so konnte nur einer dieser Gartenzauberer riechen.
    Als Fleck die Büsche erreichte, die das Ufer des kleinen Teiches säumten, sah er Hanissa und den Graubart in der Nähe des Wassers stehen. Zwischen den beiden war irgendein unheimliches Treiben im
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