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Drachengasse 13, Band 04

Drachengasse 13, Band 04

Titel: Drachengasse 13, Band 04
Autoren: B Perplies
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schnell er konnte zum Ausgang der Magischen Universität.

Kapitel 3
    Kein guter Morgen
    „Fünf Uhr, ihr Leut, und alles ruhig!“
    Mit schweren Schritten stapfte der Nachtwächter von Bondingor die Straße hinunter. Er hatte seine Hellebarde über die linke Schulter gelegt, und mit der rechten Hand schwenkte er die Laterne hin und her. Mal leuchtete er in eine Seitengasse, mal in einen Hauseingang hinein. Aber viel konnte er bei dem Nebel sicher ohnehin nicht sehen.
    Fleck konnte es schließlich auch nicht.
    Der junge Flugdrache duckte sich hinter einen stinkenden Abfallberg, der sich in einem Spalt zwischen zwei Häusern auftürmte. Fleck war verängstigt, und eigentlich hätte er auch müde sein müssen, nachdem er bestimmt drei Stunden ziellos durch die Stadt geirrt war. Aber die Furcht hielt ihn wach. Und der Hunger. Wehmütig schweifte sein Blick über den Müllhaufen. Ob sich in all dem Unrat noch etwas Appetitliches finden ließ?
    Auf einmal regte sich der Abfallberg. Er ächzte und grunzte, dann tauchte ein schmutzig brauner Arm auf. Dieser schob einen Stoffrest zur Seite, und darunter kam das breite Froschgesicht eines Gnorkels zum Vorschein. Gnorkel waren kleinwüchsige, nicht sonderlich schlaue Geschöpfe, die sich vor allem am Hafen und im Vielvölkerviertel herumtrieben. Meist lungerten sie in den Gassen und Hinterhöfen herum, wo sie in den Abfällen nach Essen und brauchbarem Gerümpel wühlten. Was immer sie fanden, verteidigten sie verbissen.
    Und auch dieser Bursche stellte keine Ausnahme dar. „He, was schaust du dir meinen Müllhaufen so gierig an, kleines Ungeheuer? Hier wohne ich . Such dir deinen eigenen.“
    Fleck machte einen Schritt rückwärts und gab einen klagenden Laut von sich. Er hatte wirklich Hunger, und außerdem wusste er nicht, was er machen sollte. Hanissas Angriff auf den alten Magister im Botanischen Garten hatte ihn völlig verwirrt.
    „Quäk mich nicht so an“, knurrte der Gnorkel, während er sich aus dem Müll hervorzwängte, sich breitbeinig wie ein Feldherr auf den Abfallberg stellte und die Hände in die Hüften stemmte. „Ich kann dir nicht helfen. Wenn du Hilfe brauchst, wende dich an die Stadtgarde.“ Mit einem knochigen Finger deutete er auf die Gasse hinaus. „Andererseits, vielleicht lieber doch nicht. Wenn du Pech hast, zieht die dich gleich zum Dienst ein. Drachen kann die Garde immer brauchen.“ Er lachte meckernd. Im nächsten Moment wurde er übergangslos wieder ernst. „Ist mir aber auch egal. Jedenfalls ist das hier mein Zuhause, also scher dich fort und stör mich nicht weiter. Schlimm genug, dass du mich geweckt hast. Weg, weg.“ Der Gnorkel machte einen Schritt auf Fleck zu und wedelte mit den dürren Armen.
    Der Jungdrache drehte sich um und floh. Draußen im Nebel schlug eine Tempelglocke. Stadtgarde, das war keine schlechte Idee. Tomrin wohnte in der Festung der Stadtgarde …
    Die Glocke schlug noch mehrere Male, und es war hell geworden, bevor sich der Nebel so weit gelichtet hatte, dass Fleck überhaupt begriff, wo er sich befand: Sein Herumirren hatte ihn in die Nähe des Markplatzes geführt. Und durch zwei Häuser hindurch entdeckte er auch den Hügel, auf dem sich die Festung der Stadtgarde erhob.
    Zielstrebig lief er darauf zu. Fliegen konnte er ja schlecht – es hätte für ziemlich viel Aufregung gesorgt, wenn er noch einmal als Nachtfresser über die Dächer von Bondingor gesegelt wäre. Damals hatten sie ihn gejagt und versucht, ihn umzubringen. Diese Erfahrung wollte er lieber nicht noch einmal machen.
    Endlich erreichte er den Fuß des Hügels, auf dem die Festung stand. Hinter einigen Büschen, die die Straße zur Burg säumten, eilte Fleck auf das Tor zu.
    Davor standen zwei Soldaten. Beide trugen silbern glänzende Rüstungen und die blau-roten Farben Bondingors. Außerdem hatten sie Schwerter umgegürtet und hielten lange Spieße in den Händen. Sie sahen nicht so aus, als würden sie dahergelaufene junge Flugdrachen einfach passieren lassen.
    Fleck schmatzte unzufrieden. Wie sollte er an ihnen vorbeikommen?
    In diesem Augenblick vernahm er weiter unten auf der Straße ein Fauchen, gefolgt von einem Heulen. Diese Geräusche kannte er doch! Er reckte den Hals und schaute in die Richtung, aus der sie kamen.
    Auf der Straße näherte sich eine große Lastkutsche, die von sechs riesigen Pferden gezogen wurde. Auf der Ladefläche standen mehrere Käfige, und in jedem von ihnen hockte ein Flugdrache. Drachenschule Bondingor
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