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0045 - Ich entkam der Teufelshöhle

0045 - Ich entkam der Teufelshöhle

Titel: 0045 - Ich entkam der Teufelshöhle
Autoren: Ich entkam der Teufelshöhle
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Es war ein ziemlich ruhiger Tag im Office, wie wir ihn zur Erholung hin und wieder ganz gern haben. Kurz vor sechs Uhr schlug ich den Aktendeckel, den ich gerade in der Hand hatte, zu und beschloss, Feierabend zu machen. Ich ordnete die Papiere auf dem Schreibtisch und rief Phil an, dessen Büro nebenan liegt. Phil meldete sich nicht, wahrscheinlich hielt er sich bei irgendeinem Kollegen auf.
    Nachdem ich den Schreibtisch abgeschlossen hatte, nahm ich Hut und Mantel und verließ mein Zimmer. Ich drehte den Schlüssel in der Tür um und ließ ihn stecken für die Putzfrau, die irgendwann in der Nacht für die Sauberkeit in unseren FBI-Büros zu sorgen hatte.
    »Feierabend, Jerry?«, fragte mich der Beamte, der am Pförtnerschalter saß.
    »Ja, Duff. War ziemlich ruhig heute. Ist Phil schon gegangen?«
    »Vor zehn Minuten etwa.«
    Das fand ich wirklich sehr eigenartig.
    Phil verlässt sonst nie das Büro, ohne bei mir reinzuschauen und sich zu verabschieden. Genauso wie ich nicht nach Hause gehe, ohne nach Phil zu sehen. Das hat sich nun mal bei uns so eingebürgert. Und gerade, weil es eine so lange Angewohnheit war, fand ich es sehr eigenartig, dass sich Phil an diesem Abend nicht an unseren Brauch gehalten hatte. Irgendetwas stimmte da nicht!
    Ich ging beunruhigt zum Hof unseres Distriktgebäudes, wo ich meinen Jaguar tagsüber abstelle. Neben der linken Wagentür lehnte Phil und sah mir erwartungsvoll entgegen.
    »Ist irgendetwas?«, fragte ich und sah ihn an.
    Phil war mit den Gedanken irgendwo anders. Er brummte nur: »Was soll denn sein?«
    »Ich dachte, weil du sonst nie das Office verlässt, ohne mir Bescheid zu geben.«
    Phil gab überhaupt keine Antwort. Bedrückte ihn etwas? Fühlte er sich nicht wohl?
    Ich schloss den Jaguar auf und setzte mich ans Steuer. Wenn irgendetwas mit Phil war, würde er schon damit herausrücken.
    Ich sollte mich irren. Wir fuhren eine ganze Weile schweigend durch das abendliche New York. Auf den Straßen der City herrschte ein starker Verkehr, und manchmal konnte man nur Schritttempo fahren. Tausende von Menschen kamen aus den Wolkenkratzern, aus Büros und Geschäften, die ersten Neonreklamen blinkten auf und warfen bunte Lichtreflexe in die lärmerfüllten Straßen.
    Ein paar Mal blickte ich zu Phil hinüber, aber der'saß regungslos und völlig versunken auf seinem Sitz.
    »Hast du Ärger gehabt?«, fragte ich nach einer Weile.
    Er schrak aus seinen Gedanken auf. »Ärger? Ich? Wieso?«
    »Weil du nicht redest.«
    Er antwortete nicht. Nun wurde mir sein Benehmen langsam zu bunt. Andererseits musste ich gerade jetzt höllisch auf den Verkehr achten. Ich schwieg also ebenfalls und nahm mir vor, in meiner Wohnung mal in aller Ruhe mit ihm zu sprechen.
    »Hast du irgendetwas vor heute Abend?«, fragte er nach einer Weile.
    »Nicht das geringste«, sagte ich. »Was soll man drei Tage vor dem Ersten bei leerer Geldbörse schon Vorhaben?«
    »Wollen wir eine Partie Schach bei dir spielen?«
    »Gern.«
    Abermals schwiegen wir. Es herrschte immer noch dichter Verkehr mit den unübersehbaren Scharen von Fußgängern auf den Bürgersteigen. Man brauchte Nerven und Geduld, wenn man sich hier mit einem Auto fortbewegen wollte.
    Dann fragte mich Phil plötzlich: »Verstehst du etwas vom Singen?«
    Ich glaubte, nicht richtig verstanden zu haben und fragte zurück: »Wovon?«
    »Vom Singen!«
    »Nee, keine blasse Ahnung. Ich kann weder Noten lesen noch singen.«
    »Das ist nicht viel!«
    »Verstehst du vielleicht mehr davon?«
    »No«, knurrte Phil. »Das ist es ja eben.«
    »Was?«
    »Was mich ärgert.«
    Ich warf ihm einen entgeisterten Blick zu. Sollte er irgendwo eine nette kleine Revuesängerin kennengelernt haben? Oder woher kam sonst das plötzliche Interesse für musikalische Fragen? Phils Gesicht war ernst und nachdenklich. Ob er verliebt ist?, dachte ich.
    Nach einer halben Ewigkeit hatten wir endlich meine heimatlichen Gefilde erreicht. Ich fuhr den Wagen in die Garage, während Phil schon ins Haus ging.
    Als ich dann ins Wohnzimmer trat, hatte sich Phil von meinem Whisky bedient und saß bereits vor dem kleinen Tischchen, auf dem wir immer Schach spielen. Die Figuren hatte er auch schon aufgestellt.
    Ich nahm mir ebenfalls ein Glas, goss ein, und setzte mich ihm gegenüber.
    Wir losten um die Eröffnung, und Phil bekam sie. Eine Weile spielten wir ziemlich konzentriert, dann fragte Phil auf einmal: »Würdest du einen Theaterbesuch als Dienst oder als Freizeitgestaltung
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