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0045 - Ich entkam der Teufelshöhle

0045 - Ich entkam der Teufelshöhle

Titel: 0045 - Ich entkam der Teufelshöhle
Autoren: Ich entkam der Teufelshöhle
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    »Kommt drauf an«, murmelte ich.
    »Worauf?«
    »Um welches Theater es sich handelt, was gespielt wird, ob man sich langweilt oder nicht.«
    »Hm!«
    Mit so einer Antwort kann man kaum etwas anfangen, wenn man wie ich keinerlei hellseherischen Fähigkeiten besitzt.
    Phil passte nicht auf. Er verlor durch einen sträflich leichtsinnigen Zug seine Dame. Da er den linken Turm bereits eingebüßt hatte, nahm ich ihm im Austausch noch den rechten und hatte ihn danach in einer ziemlich aussichtslosen Position.
    Ich wollte gerade zum letzten Zug ansetzen, der unweigerlich das Ende der Partie gebracht hätte, da sah mich Phil auf einmal an und fragte: »Entschuldige, Jerry, ich muss dich etwas fragen, was vielleicht ein bisschen albern klingt. Verstehst du etwas vom Singen?«
    Ich kniff die Augen zusammen und musterte ihn prüfend. Der Satz hatte mich getroffen. War Phil krank? Stand er unter der Einwirkung irgendeiner Droge?
    »Was siehst du mich so an?«, fragte er.
    »Du fragst mich bereits das zweite Mal innerhalb einer halben Stunde, ob ich was vom Singen verstehe. Phil, was ist denn los mit dir?«
    Er lachte.
    »Du lieber Himmel, du siehst Gespenster! Mit mir ist gar nichts los! Ich fühle mich wohl. Mich ärgert es eben nur ein bisschen, dass ich so gar keine Ahnung vom Gesang und so habe.«
    Das war nicht mehr normal! Ich starrte ihn prüfend an. Bevor ich antworten konnte, klingelte das Telefon. Ich angelte mir den Hörer und sagte: »Cotton.«
    Irgendeine Mädchenstimme sagte etwas, was ich nicht verstand. Phil streckte mir den Arm hin.
    »Gib mir bitte den Hörer! Das ist für mich.«
    Ich reichte ihm den Hörer. Phil presste ihn ans Ohr. Ich beobachtete ihn aufmerksam. Ihn schien’s also doch erwischt zu haben.
    »Ja, hier ist Decker«, meldete er sich. Dann lauschte er eine Weile. Schließlich nickte er und sagte zweimal hintereinander: »Ja, natürlich, wir kommen. Ich habe es Ihnen doch versprochen.«
    Er legte den Hörer auf.
    »Darf ich dich bitten, deinen Frack anzuziehen?«, sagte er.
    »Ich fahre nach Hause und ziehe mich ebenfalls um.«
    Ich tippte mit dem Zeigefinger gegen die Stirn.
    »Bist du verrückt? Willst du für irgendein Revuegirl den Frack anziehen? Die lachen uns doch aus, wenn wir in einem kleinen Theater im Frack aufkreuzen.«
    Phil stand schon in der Tür.
    »Hol mich bitte mit deinem Jaguar ab, wenn du dich umgezogen hast«, sagte er. »Vergiss nicht den Frack!«
    »Der Teufel hole deinen albernen Frack! Ich mag diese unbequeme Salonrüstung nicht! Ich denke nicht daran, in irgendeinem Tingeltangel im Frack aufzukreuzen!«
    »Willst du vielleicht mit Ringelsöckchen und Strohhut in die Metropolitan Opera gehen?«, grinste Phil. »Die Karten habe ich übrigens schon. La Boheme von Puccini wird gegeben. Vielleicht interessiert dich das. Im Übrigen möchte ich dir sagen, dass der Abend in mancherlei Hinsicht bemerkenswert werden wird.«
    ***
    Wir kamen ziemlich spät und mussten uns beeilen, um noch auf unsere Plätze zu kommen. Gerade als wir das Foyer betraten, ertönte auch schon das erste Klingelzeichen.
    Ich hatte mich langsam an den Frack gewöhnt, denn als FBI-Beamter muss man sich so ziemlich an alles gewöhnen. Außerdem hatten wir schon ein paar Mal Fälle in der High Society bearbeiten müssen, und da war abends der Frack fast das einzig mögliche Kleidungsstück.
    Ich kam nicht dazu, mich groß umzusehen, denn wir saßen kaum richtig, da verdunkelten sich die Lichter der kristallenen Leuchter, und allmählich wurde es dunkel.
    Aus dem Orchestervorraum drang noch ein leises Brummen vom Stimmen einer Bassgeige, dann wurde es auch dort ruhig. Es herrschte jenes erwartungsvolle Schweigen, das einem großen Theaterabend vorauszugehen pflegt.
    Auf der Fahrt hierher hatte ich es, wenn auch mit einiger Anstrengung, unterlassen, Phil zu fragen, was es mit dem Besuch des Theaters eigentlich auf sich habe. Und jetzt war es zu spät, denn die ersten Takte der Musik setzten bereits ein.
    Mit der Zeit geriet ich ganz in den Bann des einzigartigen Werkes des großen Italieners. Und als sich der Vorhang öffnete, bezauberte mich genau wie alle anderen der farbenfrohe Anblick eines ärmlichen Dachkämmerchens.
    Ich bin wirklich kein großer Opernkenner, und dass ich von Gesang nicht allzu viel verstehe, hatte ich Phil an diesem Abend schon dreimal klargemacht. Aber als ich den Tenor hörte, war ich ziemlich enttäuscht. Das hörte sich nicht nach der Qualität an, die man von der
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