Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0045 - Ich entkam der Teufelshöhle

0045 - Ich entkam der Teufelshöhle

Titel: 0045 - Ich entkam der Teufelshöhle
Autoren: Ich entkam der Teufelshöhle
Vom Netzwerk:
dass wir seine angstschlotternde Gestalt nicht in der Nähe des Fensters zu sehen wünschten.
    Gehorsam blieb der Italiener stehen. Er nahm ein paar Geldscheine aus der Brieftasche und hielt sie mir zaghaft entgegen.
    »Das ist alles, was ich habe.«
    Ich lächelte. Phil rauchte.
    Marselli schwitzte. Auf seiner Stirn glitzerten kleine Schweißperlen. Mit einer fahrigen Geste wischte er sie weg.
    Plötzlich holte er tief Luft. Noch bevor er einen Laut herausbrachte, sagte Phil leise: »Wer wohl schneller ist?«
    Und dabei ließ er seine schwere Dienstpistole geschickt um den ausgestreckten Zeigefinger kreisen.
    Marselli wurde totenblass. Seine-Gestalt fing an zu schlottern. Die Zähne klapperten ängstlich aufeinander. Er schluckte ein paar Mal, schließlich hastete er zu einer Kommode, zog die unterste Schublade heraus und wühlte unter einem Stapel von Hemden.
    Er brachte einen kleinen Karton zum Vorschein, nicht größer afls ein Zigarrenkästchen. Mit zusammengepressten Lippen riss er den Deckel hoch. Ein paar Geldscheine lagen in dem Karton.
    »Hier«, krächzte er heiser vor Angst. »Hier, das sind meine ganzen Ersparnisse. Mehr habe ich wirklich nicht!«
    Zusammen mit dem Geld aus der Brieftasche hielt er es uns hin. Ich stand ganz langsam auf, ging zu ihm, nahm ihm das Geld aus der Hand, betrachtete es eine Weile sinnend, rollte es endlich zusammen - und schob es ihm in die Brusttasche. Danach kehrte ich auf meinen Platz zurück, setzte mich nieder und lächelte.
    Phil rauchte.
    Marselli wusste nicht mehr, was er tun sollte. Hilfe heischend blickte er zum Fenster, zu der Stelle, wo einmal die Tür gewesen war, wieder zum Fenster und zum Schluss zur Badezimmertür.
    Phil ließ seine Pistole wieder um den Zeigefinger kreisen. Wenn Marselli sich überhaupt Fluchtgedanken gemacht hatte, so begrub er sie jedenfalls angesichts der kreisenden Pistole. Er riss mit zitternder Hand ein Taschentuch aus der Hose und fuhr sich damit am Hals entlang. Den oberen Knopf riss er auf, als ob er keine Luft bekommen könnte. Noch einmal versuchte er es mit dem Geld. Geradezu flehend hielt er uns das Röllchen der zusammengedrehten Scheine hin.
    Mein Lächeln wurde eine Spur dünner. Phil ließ seine Zigarette mit spitzen Fingern in den nächsten Aschenbecher fallen.
    In Marselli kroch die kalte Angst empor. Unsere Schweigsamkeit gab seinen ohnehin nicht sonderlich guten Nerven den Rest. Das war es ja auch, was wir bezweckten.
    Phil sah fragend zu mir. Ich nickte. Wortlos schoben wir uns von zwei verschiedenen Seiten her auf Marselli zu. Er wurde kreidebleich. Die Geldscheine rutschten aus seinen zitternden Fingern und flatterten zu Boden.
    »Nein!«, wimmerte er. »Nein! Nicht! Tun Sie mir nichts! Ich kenne Sie ja gar nicht. Ich habe Ihnen doch nichts getan!«
    »Wo ist Ferrucci?«, fragte ich.
    Es dauerte eine Weile, bis Marselli begriffen hatte. Er musterte uns verblüfft und brach plötzlich in ein schallendes Gelächter aus.
    Wir hatten die ganze Komödie umsonst inszeniert. Ich hatte gehofft, in seiner Furcht würde er zu einer ehrlichen Antwort verleitet werden. Und nun hatte sich diese Hoffnung als trügerisch erwiesen.
    ***
    »Hören Sie auf mit Ihrem blöden Gekicher«, sagte ich ärgerlich.
    Marselli dachte gar nicht daran. Während er vorhin den Tränen der Angst nahe gewesen war, rollten ihm jetzt Lachtränen über die Wangen.
    »Jetzt verstehe ich! Hahahahahaha! Wegen Ferrucci kommen Sie! Hätte ich mir gleich denken können! Hahahaha!«
    Er deutete mit der ausgestreckten Hand auf uns und fuhr fort: »Sie sind zwei Privatdetektive, was? Diese Arpád hat Sie auf mich gehetzt, wegen Ferrucci, habe ich recht?« .
    Ich hakte sofort ein.
    »Wo ist er?«
    »Woher soll ich das wissen?«, erwiderte Marselli achselzuckend.
    Ich war davon überzeugt, dass er log, aber ich konnte es ihm ja nicht beweisen. Ich versuchte, ihn zu bluffen.
    »Sie sind zuletzt mit ihm gesehen worden! Kurz vor der Aufführung, zu der er dann plötzlich nicht erschien. Sie müssen wissen, wo er ist. Und ich gebe Ihnen einen guten Rat: Reden Sie endlich!«
    Ich sah Marselli aufmerksam an. Seit sich der Bursche von seiner Furcht erholt hatte, in die wir ihn versetzt hatten, schien er uns nicht mehr so recht ernst zu nehmen. Er betrachtete uns aus seinen flinken Augen in einer Mischung von Spott, Erleichterung und Ironie. Meine Worte hatten nicht den geringsten Eindruck auf ihn gemacht.
    »Ich sagte Ihnen schon einmal, dass ich keine Ahnung habe, wo
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher