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Wasser

Wasser

Titel: Wasser
Autoren: Terje Tvedt
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Prolog: Eine Reise in die Welt des Wassers
    Eigentlich ist unsere Erde ein Planet des Wassers. Das wird ganz deutlich, wenn man sich die aus dem Weltraum aufgenommenen Bilder der Erde ansieht. Mir wurde das bereits 1968 bewusst, als ein Astronaut der Apollo 8 – des ersten Raumschiffs, das den Mond umkreiste – eine Aufnahme von unserem gesamten Himmelskörper anfertigte. Darauf ist klar zu erkennen, dass die Erde im Gegensatz zu allen anderen Planeten überwiegend aus Wasser besteht.
    Wir sehen blaue Meere, die zwei Drittel der Erdoberfläche bedecken, weiße Pole und riesige Wolkenformationen. All dieses Wasser prägt die Besonderheit des Planeten und bildete über Millionen von Jahren die Grundlage für die Entstehung des Lebens. Wie sich das Wasser in der Erde, in Pflanzen und Organismen bewegte, hat die Evolution der Arten und den Charakter der Landschaften geformt. Im Laufe der letzten hunderttausend Jahre hat das Wasser auch die Geschichte der Gesellschaften entscheidend beeinflusst, bis hin zu ihren religiösen Zeremonien, kulturellen Ritualen und politischen Verhältnissen. Dennoch hat sich die soziale Bedeutung des Wassers nur in erstaunlich geringem Maße im gesellschaftlichen Bewusstsein niedergeschlagen, ja ich möchte fast von einer »Wasserblindheit« bei der bisherigen Behandlung von Geschichte sprechen.
    Mich dagegen hat das Wasser immer fasziniert, und meine Studien befassen sich seit Jahrzehnten vor allem mit diesem Element. Dabei geht es mir besonders darum, wie sich das Verhältnis von Wasser und Gesellschaft in unserem Globalzeitalter verändert hatund sich der Mensch selbst veränderte, indem er versuchte, Herr über das Wasser zu werden. Was ich auch immer zu diesem Thema finden konnte, habe ich gelesen: 3000 Jahre alte chinesische Traktate über den Charakter des Wassers, Herodots wegweisende Berichte aus Ägypten und dem antiken Griechenland, die Schilderungen in den Texten der Weltreligionen über Gottes Erschaffung der Welt mithilfe des Wassers, unzählige trockene Ingenieurrapporte über die Kontrolle verschiedenster Wasserläufe sowie die Szenarien heutiger Klimaforscher über künftige Überschwemmungen und Dürren. In verstaubten Archiven von Khartoum bis Kansas habe ich mir die entsprechenden Dokumente angesehen. Und schließlich bin ich in über 70 Länder gereist – um die Vielfalt des Wassers zu sehen, die verschiedenen Bauten zu seiner Beherrschung kennenzulernen und die kulturellen und religiösen Mythen über das Wasser begreifen zu können. Dieses Buch ist ein Bericht über einige dieser Reisen in die faszinierende Welt des Wassers.
    Das Wasser und der Kampf um seine Kontrolle und Nutzung haben alle Gesellschaften geformt – angefangen bei der Entstehung der ersten Zivilisationen im Mittleren Osten und in Asien vor 5000 Jahren bis hin zu den modernen städtischen Gesellschaften. Deshalb will ich meine Reiseeindrücke auch in eine historische Entwicklungslinie einordnen. 1 Das betrifft sowohl die unterschiedlichen Arten des Wassermanagements und der dazugehörigen Bauten – Kanäle, Rohre, große und kleine Staudämme, veränderte Wasserläufe – als auch die verschiedenen Denkstrukturen, die mit dem Wasserumgang verbunden sind. Die Geschichte ist der einzige Schlüssel zur Zukunft, und die Prognosen – auch im Hinblick auf Wasser und Gesellschaft – sind abhängig von einem Wissen, das aus der Vergangenheit gespeist ist.
    In diesem Buch soll daher das Scheinwerferlicht auf Flussufer, Staudämme und Springbrunnen gerichtet werden und nicht auf Reiserouten und touristische Anziehungspunkte. Es geht mir darum, das Gewohnte und Alltägliche mit neuen Augen zu sehen.
    Bis Ende der 1990er Jahre haben sich nur wenige Wissenschaftlerdafür interessiert, welche Rolle das Wasser bei der Ausformung der heutigen Gesellschaften spielte und wie es die Zukunft beeinflussen wird. Seitdem ist Wasser eine Art Hauptdarsteller in den gesellschaftlichen Horrorszenarien über die Zukunft geworden. Die Hurrikane in den USA, die Überschwemmungen in Europa und die Dürren in Afrika haben Wasser plötzlich ins Rampenlicht geholt – genährt von der neuen Angst vor globaler Erwärmung und Klimaveränderung. Die Diskussionen über den Klimawandel und seine Folgen drehen sich in erster Linie um mögliche Veränderungen der Wasserlandschaft, um Menge und Form des Wassers. Schmilzt das Eis an den Polen, auf Grönland und im Himalaja, in den Alpen und den Anden, und wird daher mehr Wasser ins Meer
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