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1053 - Die Rache der Geköpften

1053 - Die Rache der Geköpften

Titel: 1053 - Die Rache der Geköpften
Autoren: Jason Dark
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Der Todeskandidat wartete. Er rechnete sich aus, wieviel Zeit ihm noch blieb. Dabei bewegte sich in seinem Gesicht nichts. Kein Zucken der Lippen oder Wangen. Er blieb ruhig liegen, als wäre er schon jetzt gestorben.
    Nur auf seiner Stirn lagen kleine Schweißperlen. Sie zeugten von der inneren Anstrengung, die ihn ihm Griff hielt. Auch wenn er sich innerlich auf das Ende vorbereitet hatte, war die Praxis noch immer anders als die Theorie.
    Er atmete durch den halb geöffneten Mund. Es war kaum zu hören. Überhaupt existierten keine anderen Geräusche als nur dieses verdammte Kreischen des runden, sich immer tiefer senkenden Sägeblattes. Auf den hellen Seiten schimmerte hin und wieder ein Lichtreflex auf. Man hatte den Mann nicht im Dunkeln liegen lassen.
    Er sollte bis zu seinem Tod alles genau mitbekommen.
    Das Blatt rotierte sehr schnell. Die leicht gekrümmten Zinken waren nicht zu sehen. Deshalb sah der Rand auch aus wie eine glatte Fläche. Innerhalb des Lichts wirkte er wie eingefettet.
    Der Mann überlegte nicht, wieviel Zeit ihm noch blieb. Er hatte es geschafft, seine Gedanken auszuschalten. In ihm war alles leer. Gefühle gab es nicht mehr. Auch in den Augen lag ein leerer Ausdruck.
    Dann spürte er den Luftzug. Das erste Zeichen dafür, wie nahe ihm das Sägeblatt bereits gekommen war. Der Luftzug strich wie ein Hauch über seinen Hals hinweg. Er war kühl und erinnerte den Mann an die kalten Finger des Knochenmannes.
    Warten auf den Tod!
    Er hatte sich schon längst gemeldet. Das Kreischen und schrille Singen des Metalls war die Melodie des Grauens. Der Gefesselte schaute auf die breite Seite des Sägeblatts, die so sauber wirkte, als wäre sie bewußt geputzt worden.
    Er roch das Metall. Ein leichter Ölgeruch stieg in seine Nase. Die Scheibe rotierte immer schneller, sie senkte sich auch rascher ihrem Ziel zu. Das allerdings bildete sich der Mann nur ein, weil er eben nicht einmal mehr eine Minute zu leben hatte.
    Normalerweise mußte ihn jetzt die Todesangst überfallen. Wie ein Schwall würde sie über ihn kommen, ihn packen, ihn zu einem willenlosen Bündel machen. Ihn vielleicht sogar schreien lassen. Er müßte sich in seinen Fesseln aufbäumen. Er würde bitten, flehen, um Gnade flüstern, nach Hilfe rufen – das alles wäre normal gewesen.
    Statt dessen tat er nichts!
    Die Fesseln hielten ihn. Der Mann wirkte wie ein Mensch, der sich gar nicht retten wollte. Er bäumte sich nicht einmal in den Fesseln auf. Nur der Blick hinter den Brillengläsern zeigte eine leichte Veränderung an. Er schaute sich das Sägeblatt jetzt genauer an. Prüfend, um zu erfahren, ob es auch tatsächlich ausreichte, um ihn zu vernichten.
    Die Automatik ließ es weiter sinken. Sehr nahe war es bereits der dünnen Halshaut gekommen. Es rotierte nur noch in einer Fingerlänge Entfernung, und es senkte sich weiter.
    Sekunden noch.
    Der Mann fing an zu zählen. Von zehn abwärts. Er schaute dabei starr auf das Sägeblatt, und er wußte genau, wann es ihn erreichen würde.
    Die letzten Zahlen.
    Vier… drei … zwei … eins!
    Den Atem anhalten. Noch eine Sekunde genießen. Er hatte richtig gezählt. Es passierte. Das Berühren des Metalls war plötzlich an seinem Hals zu spüren. Zuerst nur wie ein leichtes Streicheln. Kaum anders als der Wind. Das Streicheln hinterließ einen roten Streifen an der Kehle, das Sägeblatt senkte sich weiter.
    Der Schmerz raste durch alle Glieder des Gefesselten. Es war einfach grauenhaft. Der Gefesselte nahm ihn hin, ohne mit der Wimper zu zucken. Er hatte sich darauf eingestellt, und dann war es vorbei.
    Alles löste sich auf.
    Die Umgebung, der Schmerz, die normale Welt. Die tiefen Schatten des Todes hatten gewonnen…
    ***
    Es war einer der wenigen Wagen, die auf dem Parkplatz des Instituts standen. Um diese Zeit, kurz vor Mitternacht, arbeitete kaum jemand, auch wenn Termine drängten.
    Und es war ein Auto, in dem jemand saß. Der Opel Astra gehörte einer Frau. Sie hieß Doktor Larissa Larkin und gehörte einem Forschungsteam an, das sich mit Dingen beschäftigte, die lieber nicht an die Öffentlichkeit gelangten.
    Darüber wollte Larissa auch nicht nachdenken. Sie war sowieso nicht in der Lage, großartig zu denken, denn die Szenen in ihrem Kopf waren einfach zu wirr.
    Sie rauchte. Es war schon die dritte Zigarette innerhalb einer halben Stunde. Der Wagen roch nach dem Qualm, was Larissa auch nicht paßte. Deshalb öffnete sie das Seitenfenster, um die kühle Nachtluft einfließen zu
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