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Ein Tag ohne Zufall

Ein Tag ohne Zufall

Titel: Ein Tag ohne Zufall
Autoren: Pearson Mary E.
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Mira ist ganz offensichtlich stolz auf sich. »Sie hatte für den Test heute einen Arbeitsbogen zu wenig kopiert. Daraufhin hat sie sich total aufgeregt und ist noch mal losgerannt. Aber jetzt kann ich mich nicht wieder reinschleichen.«
    Die alte Boggs bildet sich viel auf ihr Organisationstalent ein und macht
immer
genug Kopien. Warum muss sie ausgerechnet heute einen Aussetzer haben?
    »Steig ein«, sage ich seufzend. Mira hat schon die hintere Tür geöffnet. »Aber halt gefälligst die Klappe!«, setze ich warnend hinzu und drohe ihr mit der Faust. Sie nickt vergnügt, lässt sich in den Sitz fallen und hält zwei Finger zum Schwur hoch. Unter anderen Umständen hätte ich gestaunt, wie unbekümmert sie den unerwarteten Wendungen des Lebens begegnet, jetzt bin ich allerdings darauf vorbereitet, ihr jederzeit eine reinzuhauen.
    Seth lässt den Wagen weiterrollen. Wir müssen nur noch ungesehen an der Krankenstation und an der Bibliothek vorbeikommen, dann können wir durchs Tor auf die Straße rausfahren.
    »Kann Aidan nicht auch mitkommen?«, fragt Mira da.
    Seth und ich drehen uns gleichzeitig um, aber Seth antwortet schon, bevor ich Mira eins auf die Nase geben kann, weil sie ihren Schwur nicht mal eine Minute lang gehalten hat. »Aber klar doch, Mira«, sagt er überfreundlich. »Ich schlage vor, du gehst einfach in seine Klasse und fragst den Lehrer, ob Aidan den Rest des Tages blaumachen darf.«
    Man kann zusehen, wie es hinter Miras Stirn mit den erwartungsvoll hochgezogenen Augenbrauen arbeitet. Dann fällt der Groschen. Sie rutscht tiefer in ihren Sitz. Wir fahren an der Krankenstation vorbei, da meldet sie sich wieder zu Wort, indem sie unterdrückt quietscht: »Da ist er!«
    Aidan drückt sich ein blutiges Taschentuch an die Nase und will eben ins Haus gehen, als Mira hinter uns aufspringt und ihm mit vollem Körpereinsatz winkt. Er bleibt stehen und reißt die Augen über dem Taschentuch auf. Wahrscheinlich glaubt er, dass er vom Blutverlust schon halluziniert.
    »Nicht zu fassen«, flüstert Seth und tritt wieder auf die Bremse.
    »Nicht anhalten«, sage ich. »Wir brauchen nicht noch einen Mitfahrer!« Zu spät. Aidan kommt schon auf uns zu und bestaunt unseren auffälligen rosa Schlitten. Mira stößt ihre Tür weit auf.
    »Wir machen einen Ausflug … steig ein!« Aidan gehorcht, was im Grunde nicht überraschend ist, denn Aidan ist nervtötend autoritätshörig. Allerdings scheint er heute nicht alles im Griff zu haben. Er lehnt sich nach hinten und drückt sich das Taschentuch fest auf die Nase.
    »Wem gehört das Auto?«, erkundigt er sich nuschelnd.
    »Das gehört Des«, antwortet Seth. »Wehe, du blutest die Sitze voll!«
    Das Auto gehört
mir
? Habe ich das behauptet? Immerhin nett, dass Seth sich Sorgen um meine Sitze macht. »Das ist nicht …« Ich verstumme. Vielleicht ist das jetzt doch nicht der richtige Augenblick.
    »Das ist nicht was?«, hakt Seth nach.
    »Das ist … jetzt nicht der richtige Augenblick, um sich zu unterhalten. Fahr schon!«

4
    Der Wind zerzaust mir die Haare. Das war’s dann wohl. Die schmeißen mich bestimmt von der Schule. Wird auch Zeit. Ich finde sowieso, dass ich hier inzwischen … zu viel über andere Leute nachdenke, und das ist nicht ratsam. Wenn wir zurückkommen, hat der Direktor meinen Rauswurf wahrscheinlich längst unterschrieben. Meine Eltern werden sich freuen, dass sie einen guten Vorwand haben, mich woandershin zu verfrachten. Tja, ich war schon immer ein braves Mädchen.
Du bist doch Mamas braves Mädchen, Destiny. Du musst nicht weinen. Lach doch lieber mal! Gib Mama ein Abschiedsküsschen.
    Brav kann man auf vielerlei Art sein. Es kommt immer auf den Standpunkt an.
    Seth hupt und schert auf den Standstreifen aus. Der Wagen wirbelt eine Staubwolke auf. Seth hält an. »Krasse Kiste, Des.«
    »Seit wann hast du das Auto?«, will Mira wissen.
    »Seit heute.«
    »Du weißt aber schon, dass so was gegen die Schulordnung verstößt, oder?«, wirft Aidan ein. »Schüler dürfen keine Fahrzeuge aufs Gelände mitnehmen.«
    »Wir sind ja schon wieder vom Gelände runter, Aidan. Zerbrich dir mal nicht den Kopf über deine geliebte Schulordnung«, kontere ich.
    Er ist beleidigt. »Was soll das heißen: meine geliebte Schulordnung? Wenn ich mich immer an die Schulordnung halten würde, wäre ich ja wohl nicht bei euch eingestiegen!«
    »Wieso warst du eigentlich nicht im Unterricht?«, fragt Seth.
    »Weil ich mal an die frische Luft musste.«
    »Hat
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