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Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck
Autoren: Laura Florand
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sie sich. Bevor irgendein Pariser dich sieht. Gibt dir einfach Mühe mit dem Make-up . Betonend, hübsch, dezent – das brauchte sie. Das hier war schließlich Paris. Denn eigentlich war sie nur eine durchschnittlich attraktive junge Frau mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein. So ausgeprägt, dass sie normalerweise dafür sorgen konnte, dass ihr glattes, hellbraunes Haar, ihre ebenmäßigen, aber unauffälligen Gesichtszüge und ihre klaren blaugrauen Augen etwas waren, an das sich die Leute erinnerten.
    Normalerweise. Normalerweise war sie sich sicher, dass sie das konnte. Sie machte das schon so lange. Aber jetzt war sie in Paris.
    Ihr gehörte vielleicht ihre kleine Heimatstadt Corey. Vielleicht gehörte ihr sogar ein maßgeblicher Anteil der Weltwirtschaft. Aber Paris gehörte ihr nicht. Noch nicht.
    Hier musste sie mit den Parisern und vor allem mit den Parisiennes konkurrieren. Sie musste vor der Kulisse einer Stadt auffallen, die so dramatisch und romantisch war, dass sie seit Jahrhunderten die Blicke der Menschen fesselte.
    Sie trat auf den Bürgersteig hinaus, in die kalte Herbstluft, nervös und voller Angst vor einer weiteren Niederlage wie am Tag zuvor. Ein paar Türen weiter stand das Schild einer Bäckerei auf dem Gehweg, und der kalte Wind trug den Duft von Gebäck heran. Ansonsten lag die Straße ruhig da. Es war der frühe Morgen eines grauen Tages. Ihr blieb noch eine Stunde für einen Spaziergang durch Paris, bevor sie sich mit dem zweitbesten Chocolatier der Stadt treffen würde.
    Vielleicht sogar dem Besten . Sylvain Marquis hatte wahrscheinlich einfach Glück gehabt an dem Tag, als ihm der Maire de Paris den Meilleur-Chocolatier-de-Paris -Preis verlieh. Was wusste der Bürgermeister von Paris denn schon?
    Als sie die Tür der Bäckerei erreichte, wollte gerade ein Mann mit einem papierumwickelten Gebäckstück in der Hand heraus. Cades Blick traf den von Sylvain Marquis, und sie erstarrte.
    Ein poetisch veranlagter Wind bewegte ihren roten Schal in genau diesem Augenblick und blies ihr eine Haarsträhne über den Mund. Sie blieb an dem schimmernden blassen Lipgloss hängen, den sie aufgetragen hatte, um mit den wunderschönen Pariser Frauen mithalten zu können.
    Klebte dort fest. Sie versuchte, die Strähne mit einer behandschuhten Hand wegzuwischen. Der Lipgloss hinterließ einen Streifen auf ihrem Handschuh, die Haare aber klebten weiter und gelangten sogar zwischen ihre Zähne. Sie zog den Lammleder-Handschuh aus und zerrte mit bloßen Fingern an der Haarsträhne, während Sylvain Marquis sie auf eine kühle, perplexe Art ansah. Ganz elegant. Ganz bei sich und bereit, mit all der Leidenschaft, die in jener eleganten Kühle enthalten war, wieder einzutauchen in jene köstliche Welt, aus der er Cade ausschloss. Er würde den ganzen Tag lang im Herzen der Schokolade arbeiten, und sie würde sich die Füße wundlaufen auf der Suche nach jemandem, der ihr erlaubte, genau das auch zu tun.
    Sie konnte ihn auch aus ihrer Welt ausschließen, wenn sie das wollte. Der Welt des Reichtums und der Macht.
    Nur, dass es schwer war, jemanden auszuschließen, der nicht hereinwollte. Sie konnte es, aber es war irgendwie sinnlos.
    »Die Antwort ist noch dieselbe wie gestern«, verkündete er, während er zurücktrat, um sie in den Laden zu lassen.
    Wenn sie ihn würgte, würde er sie weiter kühl und herablassend ansehen, während sein Gesicht lila anlief?
    »Ich frage Sie heute nicht noch einmal.« Sie drängte sich an ihm vorbei in die Bäckerei. Die Berührung durch ihrer beider Wollmäntel, Pullover und Hemden hindurch durchzuckte sie heiß. Sie konzentrierte sich auf das Angebot des Bäckers, das ausreichen sollte, um jede Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mein Gott, die Pariser sollte mal einer verstehen. Wie konnten sie so unhöflich und schlecht gelaunt sein, wenn an jeder Ecke ein so warmer, goldener Zufluchtsort auf sie wartete?
    Goldbraunes Gebäck füllte die Auslagen, Spiralen, Halbmonde, Kreise und fluffige Rechtecke, auf denen Mandeln, Puderzucker, Rosinen und Schokoladenkleckse lockten. Rote Beeren lagen in Betten aus weichem, blassem Vanillepudding, umrahmt von einem goldgebackenen Rand – ein perfekt geformter Kreis, der genau in die Hand passte. Apfelscheiben schimmerten köstlich durch etwas hindurch, das laut Schild tarte normande hieß. Kleine schokoladenüberzogene choux , Feinbackwaren aus Brandteig, machten es sich auf schokoladenüberzogenen Kissen aus größeren choux gemütlich, wie
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