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Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck
Autoren: Laura Florand
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als einen Streit mit einer hübschen Frau mit einer Schwäche für Himbeeren, um sich einen grauen Tag zu versüßen.
    Und sie hatte mit ihren Himbeeren mignonne, wirklich hübsch, ausgesehen. Es war ein lächerliches Frühstück, aber es gefiel ihm trotzdem, dass sie sich dafür entschieden hatte. Schmecke das Leben so, wie du es willst – so sah er das. Außerdem konnte er sich vorstellen, wie sie ihre Zähne in die zarte, dünne Schicht aus Vanillecreme senkte, wie sich ihre Lippen um die perfekten roten Himbeeren schlossen und der Wind ihr das Haar ins Gesicht blies und sie damit in den Wahnsinn trieb.
    Er konnte sich vorstellen, sie zu retten und lachend mit seinen Fingern ihr Haar zurückzustreichen, damit sie aufessen konnte. Verdammt noch mal, seine Fantasie würde ihn wieder in Schwierigkeiten bringen. Er hoffte, dass der Wind sie wirklich verrückt machte. Dominique Richard? Dominique Richard würde sie wahrscheinlich umbringen, wenn sie ihm anbot, ihn zu kaufen. Und … verdammt noch mal! Dominique Richard? Wollte sie damit sagen, dass Dominique Richard so gut war wie er? Oder auch nur annähernd so gut? Imbécile de capitaliste américaine. Putain de nerve. Als wäre Dominique Richard nicht schon eingebildet genug, ohne dass irgendeine Idiotin sein Ego weiter aufpumpte …
    Seine Wut ließ ein bisschen nach, als er sein Laboratoire aufschloss, dann besserte sich seine Laune immer. Theobromin. Die Droge der Götter. Sein Theobromin, seine Schokolade, seine Meisterwerke, für die die Leute auf dem Gehsteig Schlange standen, um ein Vermögen dafür zu bezahlen.
    Es war ein langer Weg gewesen für einen Jungen, der in der Banlieue aufgewachsen war, dessen Eltern vom Land stammten und die gewollt hatten, dass er bei einem Landwirt in die Lehre ging. Jetzt beobachten zu können, wie megareiche Frauen – Frauen wie die amerikanische Kapitalistin zum Beispiel – ihre kleinen teuren Zähne in ein daumennagelgroßes Stück Schokolade senkten, das er gemacht hatte, hatte ihn viel Aufwand gekostet.
    Er war ein schlaksiger, schüchterner Jugendlicher mit wirrem Haar gewesen, deshalb war es gut, dass er schon als Teenager entdeckt hatte, was Frauen begehrten.
    Schokolade. Wenn man eine Frau verführen wollte, die einen sonst keines Blickes gewürdigt hätte, dann war gute Schokolade besser als ein Liebestrank. Als schüchterner Teenager war es ihm zwar nicht gelungen, aus diesen wunderschönen, von der Schokolade angelockten Frauen Partnerinnen zu machen, aber er hatte es zumindest in ihr Universum geschafft und sich mit ihrer Schönheit gegeißelt und von dort aus allmählich eine bestimmte Vorgehensweise gelernt. Er verführte sie mit Schokolade, und als Gegenleistung verführte ab und zu eine ihn. Normalerweise war er nur eine Affäre. Ein Trostpreis, während ihre eigentlichen Partner gemein zu ihnen waren, bis sie direkt wieder zu le bâtard zurückkehrten. Er war zwanzig, als er endlich von dieser außerordentlich hoffnungslosen Schiene abkam.
    Es hatte sicher nicht geschadet, dass die körperlich intensive Lehre in der Chocolaterie ihm Kontrolle, Macht und Stärke verliehen hatte und dass er insgesamt viel muskulöser geworden war, aber der wahre Schlüssel war sein meisterlicher Umgang mit der Schokolade, und er wusste es. Der Weg zum Körper einer Frau führte über das, was sie sich gerne in den Mund steckte. Wenn eine Frau sich seine Schokolade auf der Zunge zergehen ließ, dann war es für ihn, als würde sie ein kleines Stück von ihm dort schmelzen lassen.
    Plötzlich musste er lächeln. Wie viele Schachteln von seiner Schokolade Cade Corey wohl gegessen hatte? Wie viel von ihm hatte sie in sich aufgenommen? Und dann erstarrte er, mit der Hand auf dem kalten Marmortisch, am frühen Morgen allein in seinem Laboratoire, während Hitze ihn durchströmte.

4
    Blätter wehten über den Kies im Jardin du Luxembourg. Cade ließ sich Sylvain Marquis vom Wind aus dem Kopf pusten, reckte das Kinn und genoss die Tatsache, dass sie hier spazieren ging. Auf dem Bassin vor dem Palast aus dem 17. Jahrhundert kräuselten kleine Wellen, aber heute trieben dort nicht, wie sie es auf Bildern so häufig gesehen hatte, Boote von kleinen Kindern. Die Sonne drang sanft durch die Wolken und erhellte das Grau hinter den Bäumen und dem Palast.
    Der Park war fast menschenleer. Die wenigen Passanten, die ihn durchquerten, schienen ihn als Abkürzung zu nutzen, folgten beim Gehen ihrem vorgereckten Kinn, die Hände in den
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