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Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck
Autoren: Laura Florand
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Taschen, als hätten sie es eilig, früh irgendwo hinzukommen. Ein paar Jogger auf den Wegen wirkten in der klassischen Landschaft ziemlich deplatziert und in ihrer Sportkleidung eher lächerlich.
    Ich bin hier, dachte Cade, als sie vor dem Wasserbecken stehen blieb, um sich umzusehen. Ihre Hände ballten sich in ihren Taschen zu Fäusten, um den Moment festzuhalten und jedes Quäntchen Besonderheit herauszuquetschen. Paris .
    Sie verdrängte Sylvain Marquis’ Weigerung, das war nur ein kleiner Rückschlag. In ihrer Welt würde es diese Stadt geben, wenn sie erst mit ihrer Linie erfolgreich war. In ihrem Leben würde es ein Laboratoire geben, einen Raum voller handgemachter Schokoladen-Alchemie und pingeliger, leidenschaftlicher Meister ihrer Kunst, die etwas Exquisites herstellten. Beides würde Teil von ihr werden.
    Als sie darüber nachdachte, schien ihre Seele über sie hinauszuwachsen, sie wurde größer und größer, reicher und reicher, wurde so riesig wie diese größte der kleinen Städte und alles, was sie jemals enthalten hatte, so reichhaltig wie dunkle Schokoladen-Ganache, versehen mit einem neuen Geschmack, den sie nicht kannte, über winzig kleiner Flamme gerührt.
    Ihre Augen brannten, vom kalten Wind oder von der plötzlichen Schönheit des Moments. Sie hätte ihn vielleicht noch ein wenig genossen, wäre ihr nicht plötzlich der Gestank von Urin entgegengeweht. Ein unrasierter Mann in fleckiger Kleidung kam auf sie zu, murmelte etwas und hielt die Hand auf.
    Sie gab ihm zwanzig Euro und aus einer Laune heraus den Corey-Riegel, der bis jetzt ihr Talisman gewesen war. Sie hatte in ihrer gemieteten Wohnung eine ganze Kiste davon und verschenkte gerne einen mit, wenn sie jemandem Geld gab. Sie stellte sich dann vor, dass er dem Empfänger ein bisschen Freude bereitete.
    Sie ging weiter, fühlte sich stärker, mutiger, freier, und verdrängte den Gedanken an Sylvain Marquis’ Wut und Überheblichkeit, was Schokolade betraf. Glück durchströmte sie, obwohl sie einem Mann ausweichen musste, der einen Zigarettenstummel auf den Gehweg warf, während sein Hund gerade kackte.
    Paris. Sie war in Paris. Die Stadt gehörte ihr.

5
    Dominique Richard gefiel die Idee auch nicht. Er war nicht ganz so zurückweisend wie Sylvain Marquis – oder besser gesagt nicht so unglaublich attraktiv, dass sie wünschte, sie wäre die Schokolade auf dem Tisch, die von seinen Händen temperiert wurde. Außerdem hatte er ihr bei seiner Absage nicht wie Marquis das Gefühl vermittelt, sie sei nicht einmal des Verspottens wert. Dominique war grob, aggressiv und seine Ablehnung brüsk, während er Cade gleichzeitig von oben bis unten musterte. Als hielte er es einerseits nicht für nötig, ernsthaft über ihr Angebot nachzudenken, als könne er sich bei Interesse aber andererseits vorstellen, in seinem Büro Sex mit ihr zu haben.
    Mit dieser Art von Beleidigung konnte sie irgendwie besser umgehen als mit Sylvains. Sie ging ihr nicht unter die Haut und brannte da wie ein Feuer, das sie nicht zu löschen vermochte.
    Aber es war auch die zweite Ablehnung ihrer brillanten Idee in weniger als vierundzwanzig Stunden. Mit diesem Traum beschäftigte sie sich schon seit der Highschool, im College hatte sie das Szenario immer wieder durchgespielt und es vier Jahre in ihrem Herzen behalten, während sie sich in der Firma für ihre Ideen und ihre Arbeit Respekt verschaffte, bevor sie versucht hatte, »daraus irgendeine neue Linie zu gestalten«, wie ihr Vater es gerne ausdrückte. Mindestens zehn Jahre hoffte sie nun schon darauf.
    Sie hatte immer geglaubt, dass es nur ihre Familie, deren Firma und sie selbst waren, die ihrem Traum im Weg standen. Dass ihr Traum selbst sie ablehnen könnte, war ihr nie in den Sinn gekommen.
    Und die Pariser hatten eine Art, Nein zu sagen, die wirklich entmutigend war. Konnten sie nicht zumindest lächeln und so tun, als würde ihnen die Ablehnung leidtun? Warum mussten sie sich so benehmen, als würde sie plötzlich stinken, nur weil sie eine Frage gestellt hatte?
    Sie ging zurück durch den Jardin du Luxembourg, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, und versuchte, den Kopf und ihren Mut aufrecht zu halten, versuchte, sich auf die Schönheit der Gärten zu konzentrieren, auf den Genuss, Leute zu beobachten. Eine Frau versuchte, ihr Kleinkind davon abzuhalten, in das große Wasserbecken zu klettern, dessen Wasseroberfläche vom kalten Wind aufgeraut war. Ein Paar sprach einen Passanten direkt vor ihr
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