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Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck
Autoren: Laura Florand
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kundtaten.
    Amerika konnte sie jederzeit kaufen und wieder verkaufen.
    Verdammt. Wenn die sich doch nur ein Preisschild anstecken und das Geld nehmen würden.
    Sie ging auf die Glastür zu, die nach draußen führte.
    »Madame«, sagte eine junge Frau, neben deren Kasse eine große Tüte in der Farbe von unbehandeltem Holz und mit dem Aufdruck SYLVAIN MARQUIS stand. Ihr Gesichtsausdruck – neutral, aber überlegen – weckte in Cade den Wunsch, sie zu schlagen. »Ihre Pralinen.«
    Cade zögerte. Ihre Kreditkarte hätte auch aus Stacheldraht sein können, so sehr widerstrebte es ihr, sie herauszuholen und der Verkäuferin zu überreichen.
    Als sie den Kopf wandte, sah sie, dass Sylvain Marquis sie durch die Glasscheibe beobachtete. Ein Winkel seines weichen, schmalen Mundes zuckte belustigt, wütend, missbilligend.
    Sie presste die Zähne so fest aufeinander, dass es sie überraschte, dass sie nicht zerbrachen. Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu und vergaß sie.
    Ihre eigene Wut wurde weißglühend.
    Sie unterschrieb die Kreditkartenabrechnung, durch die für fünf magere Pralinenschachteln fast tausend Dollar auf seinem Konto landen würden, und trat hinaus auf die Straße.
    Sie wollte so gerne dramatisch in eine Limousine einsteigen oder zumindest in den Pariser Sonnenuntergang verschwinden. Stattdessen ging sie zehn Schritte über die Straße, durch eine dunkelgrüne Tür und in einen so kleinen Lift, der ihr endlich den wahren Grund zeigte, warum Französinnen nicht dick waren. Klaustrophobie. Die Tüte mit den Pralinen schlug gegen ihre Beine. Der Lift hielt quietschend im fünften Stock. Sie schloss die Tür des Apartments auf, das halb so groß war wie ihr Schlafzimmer zu Hause, warf die Tüte mit den Pralinen aufs Bett und starrte auf Sylvain Marquis’ Laden hinunter. Sie hatte sich so gefreut, als sie diese kleine Wohnung direkt über seiner Chocolaterie entdeckt und gemietet hatte. Das Apartment hatte sich so viel realer angefühlt, so viel passender für das, was sie tun wollte, als ein Luxushotel an den Champs-Élysées. Es war zwar mit Opfern verbunden, denn sie würde zum Beispiel herausfinden müssen, wie man eine Waschmaschine bediente, aber es war ihr vernünftig erschienen, diesen Preis zu zahlen.
    Bis jetzt. Jetzt war sie hier, gefangen über der Chocolaterie eines echten Idioten.
    Natürlich könnte sie immer noch in ein Hotel umziehen. Aber worin bestünde dann der Sinn ihres Aufenthaltes hier, wenn sie in einem Hotel wohnte, so wie bei all ihren gewöhnlichen Geschäftsreisen auch?
    Sie warf einen Blick auf die Pralinentasche auf dem Bett. Nein , ermahnte sie sich entschlossen.
    Sie starrte wütend auf den SYLVAIN-MARQUIS-Aufdruck hinunter.
    Der Duft von Schokolade strömte aus den Schachteln bis zu ihr. Ihre Heimatstadt roch immer nach Schokolade. Allerdings nicht nach dieser Art Schokolade. Sie war nicht von dieser exquisiten Qualität, entsprang nicht der Fantasie und den Händen einer Person.
    Vielleicht würde sie ein winziges Stück probieren. Um zu beweisen, wie sehr er überschätzt wurde.
    Als der Geschmack wie pure Sünde in ihrem Mund explodierte und ihren ganzen Körper dahinschmelzen ließ, legte sie die Stirn hilflos gegen das Fenster, während sie versuchte, den Mund weiterhin wütend zu verziehen. Was schwer war mit schmelzender Schokolade darin.
    Er war so appetitlich.
    Wie schade, dass er ein solcher Idiot war.

2
    Sie ist gonflée, dachte Sylvain mit einer missbilligenden Bewegung seiner Lippen, während er die Schokolade zurück ins Wasserbad warf, um sie erneut zu schmelzen. Completement gonflée. Wirklich, ihre Meinung über sich selbst war so aufgeblasen, dass er sich nach einer Stecknadel sehnte. Er hoffte, dass die Art, wie er sie angesehen hatte, einer Stecknadel gleichgekommen war. Sein ganzes Leben lang hatte er diesen Blick geübt, mit dem er die Luft aus dem Ego eines anderen lassen konnte. Diese Technik wurde in seinem Land seit Jahrhunderten verfeinert.
    Er goss ein Drittel der Schokolade zurück auf den kalten Marmor, fuhr mit einem langen, biegsamen Spachtel darunter, um sie hochzuheben, umzuklappen und dann wieder zu verstreichen, um sie zu kühlen. Er ärgerte sich, dass er diesen Teil wiederholen musste. Es war sonst nicht seine Art, eine kleine Ablenkung wie eine arrogante Milliardärin so ernst zu nehmen, dass er deswegen seine Schokolade ruinierte. Während er über die Schokolade strich, stellte er sich plötzlich die Schulter seiner Besucherin ohne
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