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Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck
Autoren: Laura Florand
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Schokoladenprodukten für uns entwirft«, sagte sie ruhig. Na, wer ist jetzt wichtig, Sylvain Marquis? Sie hatte diesen Satz ungefähr fünfzig Mal mit ihrem Französischlehrer geübt, und das Gefühl des Erfolgs ihn jetzt hier, mit diesem Grund, laut auszusprechen, ließ sie ganz schwindelig werden. »Wir möchten jetzt in das Marktsegment der Premiumschokolade einsteigen. Uns schwebt etwas sehr Elegantes, sehr Parisgeprägtes vor, vielleicht mit Ihrem Namen darauf.«
    Da, jetzt habe ich seine Aufmerksamkeit, dachte sie zufrieden, als er sie anstarrte, während sein langer, dünner Spachtel in der Luft hängen blieb. Sie konnte die Euro-Zeichen fast in seinen Augen aufblitzen sehen. Hatte er gerade ein paar Nullen an das Ende seines Kontostandes angehängt?
    »Pardon« , sagte er sehr langsam und vorsichtig. »Sie wollen meinen Namen auf eines Ihrer Produkte setzen?«
    Sie nickte, zufrieden, endlich zu ihm durchgedrungen zu sein. Die Erregung drängte aus ihr heraus wie ein Geysir. Das hier, diese Gourmet-Linie, würde ihr Geschenk für ihre Familie sein. Und sie selbst würde sich darum kümmern und sich der hohen Kunst der Pralinenherstellung und der Stadt Paris widmen können, so viel sie wollte. »Vielleicht. Das wollte ich ja mit Ihnen besprechen.«
    Sein Mund öffnete und schloss sich. Sie lächelte ihn triumphierend an. Wie würde seine Hand sich anfühlen, wenn sie den Deal besiegelten?
    Warm vielleicht. Stark. Sicher. Voller Energie und Macht, aus etwas Ungeschliffenem etwas Sinnliches und Außergewöhnliches zu machen.
    Und wieder kribbelte es in ihr. Sie blickte sich in dem kleinen Laboratoire um, einem Wunder der Intimität und Kreation, so anders als die Schokoladenfabrik, in deren Dunstkreis sie aufgewachsen war.
    » Vous –« Sylvain Marquis sprach nicht zu Ende, was er hatte sagen wollen, sondern schloss seinen Mund wieder. Etwas blitzte in seinen Augen auf, durchbrach seine kühle Selbstbeherrschung.
    Wut.
    »Sie wollen meinen Namen auf Ihr Produkt setzen ? «, wiederholte er und versuchte, seine Stimme und seinen Gesichtsausdruck weiter unter Kontrolle zu halten, aber seine Augen waren praktisch weißglühend. » Meinen Namen?« Er deutete mit der Hand zwei Tische weiter, wo eine verführerische Schachtel nach der anderen, auf der dieser Name stand, gefüllt, geschlossen und zugebunden wurde. »Sylvain Marquis?«
    »Ich …«
    »Auf Corey-Riegel? « Für dreiunddreißig Cent bei Walmart. Sie errötete heftig und ließ die Hand wie beiläufig in ihre Handtasche gleiten, um sie um ein Rechteck in einer protzigen goldbraunen Verpackung zu schließen, das sie in aller Heimlichkeit als Talisman nutzte. »Es wäre eine andere Linie. Eine Gourmet-Linie …«
    »Mademoiselle …« Sein Mund wurde hart und ließ ihre sprudelnde Cola-Dose so schnell gefrieren, dass sie förmlich spüren konnte, wie sich eine Explosion aufbaute. »Sie verschwenden meine Zeit. Und ich Ihre. Ich werde niemals mit Corey-Riegeln arbeiten.«
    »Aber, hören Sie …«
    »Au revoir.« Er bewegte sich nicht. Er ging nicht. Er stand über seiner lauwarmen Schokolade, nagelte Cade fest mit Augen von der Farbe dunkler Kakaosplitter und zwang sie nur durch diesen Blick, durch seine Worte und diese Überlegenheit auf seinem Terrain, auf dem Absatz umzudrehen und zu gehen.
    Sie zitterte vor Scham und Wut, als sie die fünf Schritte zurück zur Tür ging und ihr klar wurde, dass sie zugelassen hatte, dass er ihr das antat. Sie hatte ihm die Kontrolle über seine Welt gelassen und nicht verhindert, dass er sie aus dieser Welt warf. Sie war kein Mensch, der sich dominieren ließ. Sie hätte bleiben und um das kämpfen sollen, was sie wollte.
    Sie versuchte sich zu motivieren, umzukehren und sich dieser Demütigung zu stellen, aber die Tür war nur noch drei Schritte entfernt. Sie schloss die Hand fest um den Corey-Riegel in ihrer Handtasche und versuchte, Verachtung in diese drei Schritte zu legen. Aber man konnte beim Rückzug nicht verächtlich sein. Niemand ließ sich von einem verächtlichen Rücken täuschen.
    Zur Hölle mit dir, Sylvain Marquis. Es gibt andere Chocolatiers in Paris, und vermutlich sogar bessere als dich. Du bist nur eine Modeerscheinung. Du wirst es bereuen.
    Sie ließ die Tür zwischen dem Laboratoire und dem Laden zuschlagen und erntete dafür missbilligende Blicke der Kunden sowie der Angestellten, die ihre prinzipielle Meinung über per se barbarische Amerikaner mit einem leichten Herunterziehen der Mundwinkel
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