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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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sich auf, nahm seine Hand und erzählte ihm von Marta, ihrem Schicksal und dem Grund, weshalb sie ihren Sohn an einen Fremden verkauft hatte.
    Nicholas hörte mit einer Miene zu, aus der sie beim besten Willen nichts herauslesen konnte. Als ihr Bericht zu Ende war, stand sie auf, ging zu ihrem Ankleidetisch und holte das Ledersäckchen heraus, das Keja ihr gegeben hatte. Dann ging sie zu ihm zurück und blieb vor ihm stehen.
    »Dein Großvater und Caroline haben dich betrogen, Marta jedoch nicht«, sagte sie ruhig.
    »Laut Keja wollte Marta, daß ich diejenige bin, dir es dir sagt, denn nur eine andere Frau könnte verstehen, daß eine Mutter nur das Beste für ihr Kind tun würde. Marta liebte dich, und sie hat dir alles von Wert, das sie besaß, hinterlassen.« Sie öffnete den Beutel und schüttete den Inhalt auf den Überwurf des Bettes.
    Zwischen den Goldstücken purzelte ein Ring heraus, den Clare zuvor noch nicht gesehen hatte.
    Nicholas nahm ihn und drehte ihn in seinen Fingern. »Der Ehering meiner Mutter.« Dann schlossen sich seine Finger darum. »Ich wünschte bei Gott, ich hätte gewußt, daß sie krank war.«

    »Hätte es etwas geändert? Hättest du zugelassen, daß sie dich weggibt, wenn du es gewußt hättest?«
    Er dachte einen Moment darüber nach, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Wir standen uns sehr nahe, weswegen der Gedanke für mich ja auch so entsetzlich war, daß sie mich verkaufen konnte. Wenn ich gewußt hätte, daß sie sterben würde, dann wäre ich um jeden Preis bei ihr geblieben.«
    »Vielleicht hatte sie Angst, daß du dir auch ihre Krankheit zuziehst. Davon abgesehen – wenn sie mit dir an ihrer Seite gestorben wäre, hätten die Roma dich dann zur Familie deines Vaters gebracht?«
    Dieses Mal zögerte er mit seiner Antwort keine Sekunde. »Niemals. Für sie wäre es absolut undenkbar, ein Roma-Kind einem Gadscho zu übergeben. Selbst wenn es sich um ein Halbblut handelte, wie ich es war.«
    »Also hatte sie keine andere Chance, als das zu tun, was sie letztendlich getan hat. Sie hatte es deinem Vater versprochen.«
    Er versuchte ein Lächeln. »Meine Mutter hatte recht damit, daß nur eine andere Frau es verstehen würde. Aber da du die Frau bist, kannst du es mir auch erklären.« Er schloß die Augen, und sie sah das Blut heftig in seiner Halsschlagader pulsieren.
    Clare zog ihn in die Arme, und er legte den Kopf an ihre Brust, während er versuchte, die Dinge zu begreifen, die seine Vergangenheit veränderten.
    »Das ist seltsam«, murmelte er schließlich.
    »Wann immer ich an meine Mutter gedacht habe, tat es weh. Es tut noch immer weh, aber auf eine vollkommen andere Art und Weise.«
    »Besser oder schlechter?«
    Er seufzte. »Besser, vermutlich. Obwohl ich ihren Tod betrauere, kann ich mir meine Kindheit doch nicht zurückholen.«
    Sie strich ihm zärtlich durchs Haar. »Tut es dir leid, daß sie dich nicht bei den Roma gelassen hat?«
    Er schwieg lange, bevor er ihr eine Antwort gab.
    »Vielleicht wäre ich glücklicher gewesen. Ganz sicher wäre mein Leben einfacher gewesen. Aber es ist dieselbe Geschichte wie mit Adam, der in den Apfel beißt – wenn du einmal weißt, daß es auf der Welt mehr gibt, dann kannst du nicht zurück.« Er hob den Kopf und hielt ihren Blick mit seinem fest. »Und wenn ich bei den Roma geblieben wäre, dann hätte ich dich niemals kennengelernt.«
    Plötzlich schüchtern, stellte sie ihm die eine Frage, die ihr nicht aus dem Kopf gehen wollte.
    »Hast du gemeint, was du vorhin sagtest, bevor du mich geküßt hast? Oder gehörte das nur zu dem Plan, Madoc abzulenken?«
    Seine Miene wurde weicher. »Ich habe es so gemeint.« Er zog sie zu sich herab, bis sie neben ihm auf dem Bett saß. »Es ist bemerkenswert, wie der Gedanke, gleich sterben zu müssen, den Kopf klarmacht! Als du zum ersten Mal nach Aberdare kamst, war ich beinahe von Anfang an entschlossen, dich niemals wieder gehen zu lassen. Deswegen habe ich immer damit gedroht, dir meine Hilfe zu verweigern, wann immer du davon sprachst, fortzugehen. Mir fiel nichts anderes ein, mit dem ich dich zum Bleiben bewegen konnte. Mein Wunsch, meinem Großvater einen Strich durch die Rechnung zu machen, war so groß, daß mir lange Zeit überhaupt nicht in den Sinn kam, auf welch andere Art und Weise ich dich ebenfalls würde halten können.«
    »Du meinst durch die Ehe?«
    Er zog die Nadeln aus ihrem Haar und wühlte seine Hände in die füllige Mähne. »Genau. Hast du bemerkt, wie schnell
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