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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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anderen. Der andere war mein Großvater.«
    Es war ein Verrat gewesen, wie er in den schlimmsten Alpträumen nicht hatte vorkommen können, und selbst jetzt noch zogen sich seine Eingeweide bei der Erinnerung zusammen. »Beide lachten mich einfach aus, während mir der alte Earl erklärte, wie klug er es angestellt hatte. Ganz wie Madoc, wenn ich jetzt darüber nachdenke.
    Von Anfang an hatte mein Großvater mein Zigeunerblut verabscheut und überlegt, wie er es in der Erbfolge umgehen konnte. Die lange Krankheit seiner ersten Frau störte seine Pläne gewaltig, aber sobald sie unter der Erde war, heiratete er erneut. Tja, Emily wurde aber nicht schwanger, obwohl er sein Bestes gab.«
    »Du lügst«, preßte Michael hervor. »Wieso hätte sich dein Großvater abmühen sollen, einen neuen Sohn zu zeugen, wo du doch in jedem Fall geerbt hättest?«
    »Du unterschätzt seinen Einfallsreichtum«, erwiderte Nicholas trocken. »Er hat einen ganzen Satz falscher Papiere über die Eheschließung meiner Eltern und meine Geburt anfertigen lassen. Wenn es ihm gelungen wäre, doch noch einen Erben zu zeugen, dann hätte er die echten Papiere vernichtet. Er wäre mit den Kopien zu einem Anwalt gegangen und hätte reumütig behauptet, daß sein dringender Wunsch nach einem Erben ihn dazu verleitet hätte, an meine Legitimität zu glauben, doch nun könnte er sich leider, leider nichts mehr vormachen. Ich wäre enterbt und wie ein Stück Dreck, für das er mich ohnehin immer gehalten hat, hinausgeworfen worden.«
    Clare stieß einen kleinen überraschten Laut aus.
    »Deswegen also die Duplikate der Papiere, die ich in der Familienbibel fand – die, die du verbrannt hast!«
    Er warf ihr einen raschen Blick zu. »Kannst du jetzt verstehen, warum ich so wütend war?« Dann wandte er sich wieder Michael zu. »Doch da es ihm nicht gelungen war, Emily zu schwängern, mußte er sich etwas anderes ausdenken. Er war immer schon ein lüsterner alter Stier gewesen, obwohl er bei seinen Affären stets mit höchster Diskretion vorging; schließlich wollte er ja auch seinen Ruf, ein frommer ehrbarer Mann zu sein, nicht gefährden. Da Caroline ohnehin schon seine Geliebte war, kam er auf die glorreiche Idee, sie mit mir zu verheiraten. Wahrscheinlich hat sie allein deswegen eingewilligt, weil ihr die Dekadenz dieser Dreierbeziehung so gut gefallen hat. Ja, verflucht, vielleicht war es sogar ihr Plan!
    Mein Großvater erzählte mir dies alles deshalb so bereitwillig, weil Caroline ihm kurz davor eröffnet hatte, daß sie schwanger war. Er war in Hochstimmung und absolut überzeugt davon, daß das Kind das seine und zudem männlich war, so daß mein Zigeunerblut endgültig aus der Davies-Linie getilgt werden würde. Obwohl er nicht mehr verhindern konnte, daß ich erben würde, würde nach seinem und meinem Tod jedoch sein eigener Sohn die Nachfolge antreten. Hübscher kleiner Plan, nicht wahr?« Nicholas Stimme wurde beißend. »Er erging sich dann noch darin, wie klug Caroline war, daß sie Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte, um nicht von mir schwanger zu werden. Ich vermute allerdings, daß das Kind eher von dir war, da er bei Emily ja auch keinen Erfolg gehabt hatte. Nicht, daß das jetzt noch etwas ausmacht.
    Wenn ich jemals das Bedürfnis gehabt hatte, einen Mord zu begehen, dann in jener Nacht. Aber ich krümmte keinem von beiden ein Haar. Statt dessen sagte ich nur, daß ich Emily nach London bringen würde. Dann würden sie und ich die zwei häßlichsten Scheidungsprozesse anstrengen, die es je in der britischen Geschichte gegeben hätte, so daß ans Licht gezerrt werden würde, was für Menschen Caroline und der alte Earl wirklich waren. Ich hatte von meiner Großmutter Geld geerbt, so daß ich finanziell durchaus in der Lage war, dies auch wirklich zu tun.«
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Möglich, daß ich in gewisser Weise den Tod meines Großvaters verursacht habe. Ehebruch, Inzest und Verrat störten ihn nicht weiter, aber der Gedanke an eine öffentliche Bloßstellung hat offenbar, direkt nachdem ich das Zimmer verlassen hatte und zu Emily ging, eine Herzattacke ausgelöst. Er starb in seinem eigenen Schlafzimmer, und ich denke, Caroline hat ihm noch geholfen, sich dorthin zu schleppen, um einen Skandal zu vermeiden. Dann nahm sie ihre Juwelen und stürmte in die Nacht hinaus, um zu dir zu fahren, denn du warst ganz eindeutig die beste Alternative, die ihr blieb.

    Doch selbst in ihrem Tod hatte sie noch Glück. Als der
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