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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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Kammerdiener meines Großvaters an Emilys Tür klopfte, um ihr mitzuteilen, daß er starb, fand er uns zusammen, Emily natürlich noch im Nachthemd. So beschuldigte man sie und mich des Ehebruchs, und Caroline durfte mit dem Ruf der edlen, gekränkten Gemahlin verscheiden.«
    »Du lügst«, sagte Michael nun schon zum dritten Mal. Sein Gesicht war aschgrau. »Du hast dir das ausgedacht, um deine eigenen Schandtaten zu verschleiern.«
    Nun meldete sich Clare mit sanfter Stimme zu Wort. »Lord Michael, ich bin jetzt Nicholas’ Frau.
    Es hat sehr lange gedauert, bis wir zueinander gefunden haben, nicht zuletzt, weil ich mich heftig gesträubt und mit unfairen Mitteln gespielt habe.
    Viele Männer hätten wohl Gewalt angewendet, aber nicht Nicholas. Ich, die ich ihn besser als jeder andere Mensch kenne, schwöre, daß er niemals eine Frau so mißbrauchen und mißhandeln könnte, wie Caroline es behauptet hat.«
    Als er Michaels Unschlüssigkeit sah, begann Nicholas, vorsichtig auf ihn zuzugehen. »Hab’ ich dich in all den Jahren, die wir uns kennen, jemals angelogen?« Er blieb stehen und hielt den Atem an, als er die Wildheit erneut in den grünen Augen aufflammen sah.
    »Nicht, daß ich wüßte«, erwiderte Michael heiser,
    »aber ich habe mitbekommen, wie du andere belogen hast. Du hast gerne die verrücktesten Geschichten erzählt. Du hast anderen vorgemacht, du seist ein indischer Purst, ein türkischer Krieger oder Gott weiß was noch.

    Später haben wir immer darüber gelacht, wie überzeugend du gewesen bist. Du hast so gut gespielt, daß die geizigste Kurtisane von London dir eine Nacht umsonst geboten hat, weil sie glaubte, du wärest von königlichem Geblüt.
    Warum sollte ich dir jetzt glauben?«
    »Das waren doch nur unschuldige Spielereien. Ich belüge Freunde nicht.« Nicholas setzte sich wieder langsam in Bewegung. »Himmel, glaubst du, wenn ich lügen würde, dann würde ich mir eine so ausgesprochen demütigende Geschichte ausdenken? Mir von meinem eigenen Großvater die Hörner aufsetzen zu lassen! Der Gedanke allein ist obszön, aber er läßt mich außerdem noch als idiotischen Schwächling dastehen. Ich hatte es bisher immer vorgezogen, für das Ungeheuer gehalten zu werden, das aus Selbstsucht seine Familie zerstört hat.«
    Ein letzter Schritt brachte ihn dicht vor der anderen. »Als ich England verließ, dachte ich nicht, daß ich jemals zurückkehren würde. Doch wegzulaufen linderte den Schmerz nicht –
    genausowenig wie deine Rückkehr zur Armee dies bewirken konnte. Und Mord wird dir auch nicht helfen.« Er streckte den Arm aus. »Gib mir die Pistole.«
    Michael trat einen Schritt zurück und ließ den Arm mit der Waffe an seine Seite fallen. Sein Gesicht war nun leichenblaß, und er zitterte heftig, als würde er innerlich entzweibrechen.
    Nicholas griff nach der Pistole, die sich der andere widerstandslos abnehmen ließ. Nachdem er sie entladen hatte, warf er sie zur Seite.

    In diesem Moment krümmte Michael sich, ging in die Knie und vergrub das Gesicht in seinen Händen. »Ich wußte, daß ich etwas tat, was ganz und gar falsch war«, brachte er mühsam hervor.
    »Und doch konnte ich nicht von ihr lassen, obwohl das bedeutete, daß ich alles verraten mußte, an das ich je geglaubt hatte.«
    Clare ging über das Gras und kniete sich neben ihn. »Lieben und geliebt zu werden ist das stärkste aller menschlichen Bedürfnisse«, sagte sie mit tiefem Mitgefühl. »Die Tatsache, daß Caroline Ihrer Liebe nicht würdig war, war eine Tragödie, kein Verbrechen.« Sanft nahm sie seine Hände. »Es ist schrecklich, wenn man sich zwischen zwei geliebten Menschen entscheiden muß, aber das ist nun vorbei. Quälen Sie sich nicht länger.«
    »Was ich getan habe, war unverzeihlich«, sagte er matt.
    »Nichts ist unverzeihlich, wenn wahre Reue vorhanden ist.«
    Sie sprach mit einer Kraft, die Nicholas an ihren Vater erinnerte. Ihre Freundlichkeit und die Herzlichkeit waren Balsam für die Seele, und er spürte, wie auch seine Bitterkeit schwand. Was geschehen war, war geschehen; er durfte nicht zulassen, daß sein Zorn sein Leben mit Clare vergiftete.
    Für Michael war es schwerer. Er hob den Kopf.
    Tränen rannen über seine hageren Wangen. »In London habe ich Sie eine Hure genannt und fast Ihren Mann umgebracht. Können Sie das verzeihen? Ich nicht.«

    »Aber Sie haben ihn nicht getötet.« Clare strich ihm das Haar aus der Stirn, als wäre er einer ihrer Schüler. »Es sind Taten, die
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