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Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere
Autoren: Agatha Christie
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Sie, Lady Frances.
    Danach verlor die kleine Moira den Kopf. Und in den Prozess, den man ihr machte, zog sie auch mich hinein. Vielleicht war ich ihrer ein wenig überdrüssig geworden. Aber dass sie es wusste, ahnte ich nicht.
    Sehen Sie, Lady Frances, sie hatte das Geld bekommen – mein Geld! Nach der Hochzeit hätte sie mich möglicherweise gelan g weilt. Ich liebe die Abwechslung. So beginne ich hier ein neues Leben. Und lediglich dank Ihnen und Ihrem lästigen Freund Bobby Jones…
    Aber ich bezweifle nicht, dass ich mich hier durchsetzen werde. Geändert habe ich mich nicht. Und wenn’s beim ersten Mal nicht gelingt, muss man es zum zweiten Mal versuchen – und wieder und wieder.
    Leben Sie wohl, meine liebe Lady Frances – vielleicht aber auch: auf Wiedersehen! Man kann nie wissen, nicht wahr?
    Ihr ergebener Feind, der kühne, böse Schurke
    Roger Bassington-ffrench

35
     
    B obby gab Frankie den Brief zurück.
    «Er ist wirklich kein Durchschnittsmensch», sagte sie.
    «Du hattest ja schon immer einen Narren an ihm gefressen», versetzte Bobby Jones kalt.
    «Oh er besaß viel Charme. Und Moira desgleichen.»
    Nun wurde Bobby ein bisschen verlegen.
    «Ein paar Mal gab Roger sich allerdings eine Blöße», fuhr Frances fort. «Aber dumm, wie ich war, merkte ich es nicht. Als Sylvia zum Beispiel sagte, das Bild in der Zeitung gliche Carstairs sehr, warf er ein, dass die Ähnlichkeit in Wirklichkeit nicht groß gewesen sei. Mithin musste er das Gesicht des Toten gesehen haben. Später aber leugnete er eben das mir gegenüber.»
    «Doch wie in aller Welt durchschautest du Moira?»
    «Ich glaube, die Beschreibung von Mrs Templeton gab den Anstoß», erwiderte Frankie versonnen. «Jeder versicherte, sie sei eine so nette Dame gewesen. Nun, das traf doch auf die Cayman wahrlich nicht zu. Kein Dienstbote würde sie als eine nette Dame beschreiben. Und dann prallten wir vor dem Pfarrhaus unerwartet mit Moira Nicholson zusammen, und plötzlich fragte ich mich: Angenommen, Moira wäre Mrs Templeton…?»
    «Ein bewundernswerter Scharfsinn.»
    «Mit Sylvia habe ich ungeheures Mitleid», sagte Frankie. «Nachdem Moira ihren einstigen Freund Roger preisgegeben hat, ist der Name Bassington-ffrench natürlich in aller Munde. Doch Dr. Nicholson hat treu zu ihr gehalten, und es sollte mich nicht wundern, wenn aus den beiden noch ein Paar wird.»
    «Alles hat überhaupt gut geendet», meinte Bobby Jones. «Badger arbeitet fleißig und erfolgreich in der Garage und zeigt sich der Güte deines Vaters würdig. Und ich verdanke deinem Vater diese prachtvolle Stellung.»
    «Findest du sie prachtvoll?»
    «Was? Eine Kaffeeplantage in Kenia zu leiten und ein Bombengehalt dafür zu beziehen? Nennst du das nicht prachtvoll? Was Besseres hätte ich mir nicht wünschen können.» Er schwieg einen Augenblick. «Frankie, es gibt eine Menge Leute, die nach Kenia eine Vergnügungsreise machen», sagte er anzüglich.
    «Es gibt auch eine Menge, die immer dort leben.»
    «O Frankie… würdest du das wollen?»
    «Ich würde», lächelte sie. «Das heißt: Ich will.»
     
    «Wenn Sie bitte hier hereinkommen wollen», sagte Pfarrer Jones, die Tür öffnend und den Vorstand des Christlichen Frauenvereins zum Eintritt nötigend. Aber eiligst schloss er die Tür wieder und entschuldigte sich: «Mein… hm… einer meiner Söhne. Er hat sich… wohl gerade verlobt.»
    Eine der Damen lispelte, dass es so ausgesehen habe.
    «Ein prächtiger Junge», rühmte der Vater. «Zeitweilig neigte er dazu, das Leben nicht ernst genug zu nehmen; aber er hat sich vollkommen geändert. Er ist zum Leiter einer Kaffeeplantage in Kenia ernannt worden.»
    Da tuschelte eine der Damen der anderen ins Ohr: «Haben Sie gesehen? Es war Lady Frances Derwent, die er küsste!»
    Und eine halbe Stunde später wusste es schon ganz Marchbolt.
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