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Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere
Autoren: Agatha Christie
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festgebunden waren?»
    Der Inspektor hüstelte. Alle seine früheren Zweifel kehrten zurück, und mehr denn je kam ihm das Ganze wie ein Schabernack vor. Und Frankie und Bobby erzählten eine Geschichte, die von Minute zu Minute unwahrscheinlicher klang.
    Ihre Rettung wurde der Doktor.
    An Moiras Bett geführt, erklärte er sofort, dass eine Betäubung durch Morphium oder ein ähnliches Opiumpräparat vorläge. Besorgnis erregend sei der Zustand der Patientin indes nicht; in vier bis fünf Stunden würde sie erwachen. Er riet, sie in ein gutes Krankenhaus einzuliefern.
    Bobby und Frankie willigten ein. Was konnten sie anderes tun? Nachdem sie ihre eigenen Namen und Adressen genannt hatten – Frankies Namen schrieb der Inspektor mit offensichtlichem Misstrauen ins Buch –, wurde ihnen gestattet, Tudor Cottage zu verlassen und ins Dorfwirtshaus überzusiedeln.
    Erschöpft und mit dem Gefühl, dass man sie auch noch als Verbrecher betrachtete, suchten sie ihre Zimmer auf – ein größeres für Bobby und Badger, ein winziges für Lady Frances.
    Gleich darauf klopfte es an Bobbys Tür.
    «Hallo?»
    «Du, Bobby!», hörte er Frankies Stimme. «Wenn dieser Trottel von Inspektor auch weiterhin darauf beharrt, alles für einen Ulk zu halten, werde ich ihm Beweise erbringen, dass ich chloroformiert wurde.»
    «Hast du denn Beweise?»
    «Ja. In dem alten Kohlenkasten», erwiderte Frankie.

31
     
    E s war halb elf, als sie am nächsten Morgen ins Frühstückszimmer herunterkam, wo Bobby bereits seit einigen Minuten auf sie wartete.
    «Na endlich!», meinte er. «Was willst du essen? Es gibt Schellfisch, Spiegeleier mit Speck oder mit Schinken.»
    «Nichts von allem», wehrte Frankie ab. «Toast und einen schwachen Tee – mehr verträgt mein Magen noch nicht. Und wie geht’s dir?»
    «Ausgezeichnet. Ich habe mich schon eine halbe Stunde mit Inspektor Hammond herumgeärgert. Im Übrigen gebe ich unsere Jagd noch nicht auf; wir wollen Roger Bassington-ffrench wegen Mordes zur Strecke bringen.»
    «Wie geht es Moira?»
    «Ziemlich schlecht. Ihre Nerven sind in einem schrecklichen Zustand, und sie ist nach London gefahren, um sich dort in ein Sanatorium zu begeben. Sie fühle sich dort sicherer. Hier stürbe sie vor Angst.»
    «Ihre Nerven waren immer in einer kläglichen Verfassung», erklärte Frankie verächtlich.
    «Nun, es ist ja auch nicht gerade angenehm zu wissen, dass ein kaltblütiger Mörder wie Bassington-ffrench sich irgendwo in der Nachbarschaft herumtreibt.»
    «Moira wollte er ja nicht ermorden, sondern uns», glaubte Frankie erinnern zu müssen.
    «Lassen wir Moira und ihre Nerven», sagte Bobby versöhnlich. «Unsere Angelegenheit ist wichtiger. John Savages Tod und Testament – damit begann das Ganze. Entweder wurde das Testament gefälscht oder Savage ermordet.»
    «Wenn Bassington-ffrench dabei mitgewirkt hat, wurde das Testament vermutlich gefälscht. Fälschung scheint seine Spezialität zu sein.»
    «Fälschung und Mord. Beides. Wir werden auch dafür noch die Beweise erbringen.»
    Frankie nickte.
    «Die Zeugen bei der Testamentsabfassung waren, wie ich in Somerset House feststellte, die Köchin Rose Chudleigh und der Gärtner Albert Mere. Den Notar Elford von der Anwaltsfirma Elford Leigh bezeichnete Mr Spragge als einen sehr ehrenhaften Mann.»
    «Schön. Mir erscheint es praktischer, wenn du die Rechtsanwälte besuchst; du holst mehr aus ihnen heraus als ich. Dafür treibe ich Rose Chudleigh und Albert Mere auf.»
    «Wo steckt Badger?»
    «Schläft. Er steht, wenn keine Arbeit anliegt, nie gern vor dem Lunch auf.»
    «Wir müssen unbedingt seine geschäftlichen Schwierigkeiten beseitigen. Schließlich hat er uns das Leben gerettet», erklärte Frankie.
    «Aussichtsloses Unterfangen. Er wird bald in neuen stecken…! Was sagst du übrigens hierzu?» Er hielt ihr eine schmutzige Fotografie hin.
    «Mr Cayman! Wo hast du das Bild gefunden?»
    «Gestern Abend, als ich telefonierte. Es war hinter den Apparat gerutscht.»
    «Dann wissen wir ja, wer Mr und Mrs Templeton waren. Warte eine Minute.»
    Die Kellnerin kam gerade mit Frankies Toast.
    «Kennen Sie den Herrn?»
    Den Kopf schief zur Seite geneigt, betrachtete die Kellnerin das Bild.
    «Gesehen habe ich den Herrn schon mal», erwiderte sie gedehnt. «Doch wo und wann? Oh – jetzt fällt es mir ein. Es ist der Herr, dem Tudor Cottage gehört. Mr Templeton.»
    «Was war das für eine Art Mensch?»
    «Das kann ich nicht sagen. Niemand sah viel von ihm.
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