Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
sogar, dass er deshalb nach Wales reiste. Gladys Evans ist ein walisischer Name; das Mädchen stammt sicher aus Wales. Er spürte ihr nach bis Marchbolt. Und jemand anders folgte ihm – und ließ ihn nicht bis zu Gladys Evans gelangen.»
    «Ja», sagte Frankie mit einem tiefen Atemzug. «Das ist es! Eine Kleinigkeit und doch so wichtig. Warum nach dem Gärtner schicken, wenn zwei Mädchen im Hause sind?»
    «Vielleicht weil beide, Rose Chudleigh und Albert Mere ein bisschen beschränkt waren und Evans einen scharfen Verstand besaß.»
    «Nein. Nur das kann es nicht sein, Bobby. Mr Elford war ja auch anwesend, und er ist wirklich gewitzt. Bobby, warum Chudleigh und Mere – und nicht Evans?»
    Sie hielt inne und legte ihre Hände über ihre Augen.
    «Ruhig! Es kommt», sagte sie. «Gleich hab ich’s.»
    Sie stand zwei Minuten unbeweglich still, und als sie endlich die Hände sinken ließ, glomm ein seltsames Licht in ihren Augen.
    «Bobby, wenn du in einem Haushalt mit zwei Dienstboten bist, nach wem wirst du dann schellen?»
    «Nach dem Stubenmädchen natürlich. Man klingelt niemals nach der Köchin; man sieht sie ja eigentlich nie.»
    «Richtig. Und sie sieht dich nie. Höchstens mal flüchtig, wenn du längere Zeit im Hause bist. Das Stubenmädchen dagegen serviert bei Tisch, bedient dich, reicht dir den Kaffee.»
    «Was soll das alles, Frankie?»
    «Bobby, sie konnten Evans nicht zur Beglaubigung des Testaments brauchen, weil Evans erkannt haben würde, dass es nicht Mr Savage war, der es abfassen ließ.»
    «Gerechter Gott, was meinst du, Frankie. Wer war es denn?»
    «Roger Bassington-ffrench. Wie er gestern Nicholson darstellte, so spielte er damals die Rolle des kranken Millionärs. Ich wette, dass Roger zu dem Doktor ging und all dies Geschrei und Getue wegen Krebs anstellte. Dann wird nach dem Anwalt geschickt – einem Fremden, der Mr Savage nicht kennt, jedoch imstande sein wird zu beschwören, dass er Mr Savage das Testament unterzeichnen sah. Weiterhin beglaubigten Savages Unterschrift zwei Menschen, von denen der eine ihn vorher nie gesehen hatte und der andere ein greiser, vermutlich schon halb blinder Mann war, dem er vielleicht mal von fern zu Gesicht gekommen sein mag. Begreifst du jetzt, Bobby?»
    «Aber wo hielt sich der wirkliche Savage die ganze Zeit über auf?»
    «Oh, er traf sicher als Gast in Tudor Cottage ein. Meiner Meinung nach wurde er dann betäubt und für zwölf Stunden, während Roger als Savage auftrat, bewusstlos auf dem Dachboden gefangen gehalten. Hernach legte man ihn ins Bett, verpasste ihm eine gehörige Portion Chloral, und am nächsten Morgen findet Evans seine Leiche.»
    «Wahrhaftig, Frankie, so hat es sich abgespielt! Doch uns fehlen immer noch die Beweise. Wir müssen Evans finden und ihr ein Bild des wirklichen Savage zeigen.»
    «Evans! Evans! Diese Suche nach Evans zermürbt mich!»
    «Wollen wir es auf der Post versuchen?», schlug Bobby vor, da sie gerade am Postamt vorbeigingen, das eigentlich mehr ein Laden für alles war.
    Ergeben trottete Frankie hinein und eröffnete den Feldzug. Außer dem Postfräulein – einer jungen Frau mit neugieriger Nase – war niemand anwesend. Frankie kaufte ein Markenheftchen, redete über das Wetter und setzte hinzu:
    «Trotzdem glaube ich, dass Sie hier besseres Wetter haben als in meiner Heimat. Ich wohne in Wales – Marchbolt. Sie können sich nicht vorstellen, wie es da oft gießt!»
    Das Fräulein versicherte, dass es in Chipping Somerton auch entsetzlich viel regne, worauf Frankie sagte: «Nach Marchbolt ist übrigens auch jemand von hier übergesiedelt. Gladys Evans. Kennen Sie sie?»
    «Freilich. Sie war in Tudor Cottage in Stellung. Aber sie stammte nicht von hier. Sie kam aus Wales, kehrte dorthin zurück und verheiratete sich dort. Roberts heißt sie jetzt.»
    «Wissen Sie auch ihre Adresse? Ich habe vor langer Zeit mal einen Regenmantel von ihr geborgt und vergaß ihn zurückzugeben. Wenn ich ihre Adresse hätte, würde ich ihn ihr schicken.»
    «Ich glaube, da kann ich Ihnen helfen. Hin und wieder schreibt sie mal eine Postkarte. Gladys und ihr Mann sind jetzt zusammen in Stellung. Eine Minute, bitte.»
    Die Postbeamtin erhob sich, ging in eine Ecke und begann dort zu kramen. Als sie wieder an den Schalter trat, schob sie Frankie ein Stück Papier zu.
    «Da ist die Adresse.»
    Bobby und Frankie lasen sie gemeinsam. Alles hatten sie erwartet – nur das nicht. Denn die Adresse lautete:
    «Mrs Roberts, Pfarrhaus,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher