Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Mrs Templeton war eine sehr nette Dame. Sie wohnten noch nicht sehr lange in Tudor Cottage, als ein steinreicher Herr starb und Mrs Templeton sein Geld vermachte. Nach dieser Erbschaft siedelten sie ins Ausland über, verkauften Tudor Cottage jedoch trotzdem nicht. Ich glaube, sie überlassen es bisweilen Bekannten fürs Wochenende. Sie selber werden mit all ihrem Geld wohl schwerlich wieder hier leben.»
    «Hatten sie nicht eine Köchin namens Rose Chudleigh?»
    Doch für Köchinnen schien sich das Mädchen nicht zu interessieren. Es zuckte die Achseln und ging mit dem leeren Tablett davon.
    Nach dem Frühstück setzte Frankie sich ans Steuer des Bentley, um Mr Elford mit einem Besuch zu beehren, und Bobby machte sich daran, Albert Mere, den Gärtner, aufzuspüren. Zum Lunch trafen sie sich wieder.
    «Nun?», erkundigte sich Bobby.
    «Fälschung kommt nicht infrage», erwiderte Frankie traurig. «Ich habe Mr Elford, einem reizenden alten Herrn, viel Zeit gewidmet, bis ich das Gefühl hatte, ihn um den kleinen Finger wickeln zu können. Dann lenkte ich die Unterhaltung auf John Savage, behauptete, ich habe etliche Verwandte von ihm kennen gelernt, die eine Fälschung argwöhnten. Hui, wie der gute alte Herr da auffuhr! Fälschung? Ausgeschlossen! Er hätte Mr Savage, der sehr erregt gewesen sei, mit eigenen Augen gesehen und das Testament an Ort und Stelle aufgesetzt; nach Unterzeichnung durch Mr Savage und die beiden Zeugen, das Mädchen und den Gärtner, hätte er das Testament an sich genommen und aufbewahrt.»
    «Demnach scheidet Fälschung tatsächlich aus.»
    «Ich weiß. Und Mord? Das lässt sich heute schwer feststellen. Der Arzt, den man hinzuzog, ist inzwischen gestorben; sein Nachfolger hat die Praxis erst vor zwei Monaten übernommen.»
    «Mit Toten sind wir reichlich gesegnet!», sagte Bobby.
    «Wieso? Ist noch jemand tot?»
    «Ja. Albert Mere. Aber ich glaube, dass er eines natürlichen Todes starb – er war fünfundsiebzig.»
    «Und Rose Chudleigh?»
    «Nachdem sie die Templetons verlassen hatte, nahm sie eine Stellung im Norden Englands an, von wo sie jedoch zurückkehrte, um einen gewissen Pratt zu heiraten, der anscheinend schon seit siebzehn Jahren ihr Liebster gewesen war. Leider ist Rose etwas schwachsinnig. Sie scheint sich an nichts mehr zu erinnern. Vielleicht hast du mehr Glück bei ihr als ich.»
    «Ich will es versuchen. Mit Schwachsinnigen werde ich im Allgemeinen gut fertig. Wo steckt übrigens Badger?»
    «Er schläft noch immer. Das Stubenmädchen hat ihn viermal geweckt, ohne dass er sich stören ließ.»
    «Schön, soll er weiterschlafen», sagte Frankie großmütig. «Und wir gehen zur schwachsinnigen Rose. Hinterher muss ich eine Zahnbürste, ein Nachthemd, einen Schwamm und andere Gegenstände der Zivilisation kaufen.»
    Mrs Pratt, geborene Chudleigh, bewohnte ein kleines Häuschen, das einen Überfluss an Porzellanhunden und Möbeln aufwies. Sie selbst war eine Frau mit üppigen Rundungen, vorquellenden Fischaugen und allen Anzeichen eines Drüsenleidens.
    «Sie sehen, ich bin noch einmal da», sagte Bobby flott.
    «Es interessiert mich so, dass Sie mit Mrs Templeton zusammenlebten», erklärte Frankie.
    «Ja, Ma’am.»
    «Mrs Templeton lebt ja jetzt irgendwo im Ausland», fuhr Frankie fort, indem sie den Eindruck zu erwecken suchte, als sei sie mit der Familie befreundet.
    «Das hörte ich.»
    «Sie waren längere Zeit bei Mrs Templeton, nicht wahr?»
    «Was war ich?»
    «Längere Zeit bei Mrs Templeton», wiederholte Frankie, deutlich und langsam.
    «Eigentlich nein. Nur zwei Monate.»
    «Oh, ich dachte, Sie wären viel länger bei ihr gewesen!»
    «Sie verwechseln das mit Gladys. Das Stubenmädchen. Sie war sechs Monate da.»
    «Ach, Sie hatten noch eine Kollegin?»
    «Ja. Ich war Köchin, Gladys Hausmädchen.»
    «Sie waren auch zurzeit, als Mr Savage starb, in Tudor Cottage?»
    «Mr Templeton ist nicht gestorben – wenigstens habe ich nichts davon gehört. Er ging ins Ausland.»
    «Nicht Mr Templeton», verbesserte Bobby. «Mr Savage.»
    Mrs Pratt starrte ihn dämlich an.
    «Der Herr, der Mrs Templeton als Erbin einsetzte», half Frankie nach, und ein Schimmer von Verständnis erschien auf Mrs Pratts Gesicht.
    «O ja, Ma’am. Der Herr, um dessentwillen die amtliche Leichenschau stattfand.»
    «Richtig», sagte Frankie, über ihren Erfolg beglückt. «Er pflegte oft zu kommen, wie?»
    «Das weiß ich nicht, Ma’am. Ich hatte meine Stellung gerade erst angetreten. Gladys
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher