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Leise weht der Wind der Vergangenheit

Leise weht der Wind der Vergangenheit

Titel: Leise weht der Wind der Vergangenheit
Autoren: Sarit Graham
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    Sarit Graham
     
     
    Leise weht der Wind der Vergangenheit
     
    Romantik-Thriller
     
     
     
     
     
    Impressum:
    Copyright:  2012  by Sarit Graham
    Cover: diverse
     
       Heftiger Wind peitschte die alten Bäume, die sich düster gegen den grauen Abendhimmel abhoben, an dem sich die schwarzen Wolkenberge jagten. Ein eigentümliches Singen war in der Luft, das durch die undichten Stellen der Fenster und der hölzernen Tür drang. Irgendwo polterte ein Schlagladen gegen die Hauswand, doch es war niemand da, der sie hätte befestigen können.
       Ein Junge, kaum zwölf Jahre alt, saß auf einem schon recht klapprig aussehenden Holzstuhl und hielt sich die Hand vor den Mund gepresst. In seinen übernatürlich großen Augen, die jetzt in Tränen schwammen, schimmerte es fiebrig. Er atmete schwer, seine Brust hob und senkte sich röchelnd. Er schnappte nach Luft.
       Im nächsten Moment begann es wieder, dieses verzweifelte Husten, das Aufbäumen des mageren Jungenkörper, der sich in tödlich erscheinenden Krämpfen wand. Schweiß lief dem Jungen über das blasse Gesicht, als der Husten langsam wieder abebbte. Trotz des heftigen Sturmes riss er jetzt das Fenster auf und beugte sich weit hinaus. Er holte tief Luft, als wollte er alles Leben in sich aufsaugen.
       Der schlimmste Moment dieses Anfalls, der Höhepunkt, war vorbei. Joshua Simpson kannte das schon. Schließlich war er zwölf Jahre alt geworden mit dieser Krankheit und allen dazugehörigen Beschwerden. Er hatte gelernt, sie anzunehmen und zu akzeptieren wie alle Dinge des Lebens, die man ohnehin nicht ändern kann.
       Eine unerklärliche Sehnsucht ergriff ihn. In der Ferne hörte er das Rauschen des Meeres, den lockenden Singsang der  Wellen, die in ständigem gleichmäßigem Zischen gegen die schroffen Felsen klatschten.
       Joshua lauschte. Ein verklärter Ausdruck trat in sein blasses Gesicht, das jetzt vom Mondlicht erhellt wurde, der zum Fenster herein schien. Er taumelte ein paar Schritte zur Tür, riss sie auf und stürzte nach draußen. Mit gierigen Fingern griff der Sturm nach ihm, trieb ihn wie ein williges Spielzeug vor sich her.
       Die Luft war kühl, fast kalt, und als er mit der Zunge über seine Lippen fuhr, konnte er das Salzwasser des Meeres auf seiner Haut schmecken. Er liebte dieses Gefühl, das ihm vorgaukelte, endlich frei zu sein, sich dem Rhythmus der Wellen hingeben zu können.
       Mit letzter Kraft taumelte Joshua weiter. Dabei beachtete er nicht, dass er sich immer weiter vom Haus entfernte. Bald war das Licht, das durchs Fenster schimmerte, nur noch als kleiner Fleck in der Finsternis zu erkennen. Dafür jedoch wurde das Zischen der Brandung immer lauter. Magisch zog es Joshua an, obwohl der Junge bereits am Ende seiner Kräfte angelangt war.
       Ein blasser Mond stand plötzlich am Himmel. In seinem gelblichen Hof konnte man die schwarzen Wolken erkennen, die von dem Sturm, der weit oben noch stärker tobte als hier herunten, vor sich hergetrieben wurden. Immer wieder wurde die blasse Scheibe von ihnen verdeckt, um sich gleich darauf wieder frei wehen zu lassen.
       Fasziniert blickte der Zwölfjährige nach oben. Er liebte dieses unergründliche Schauspiel der Natur, das ihm vorgaukelte, eins mit ihm und den Gewalten zu sein. Nur hier konnte er tief durchatmen, fühlte er das Leben, das in seinen Adern pulsierte, als wolle es ihn in kurzen Augenblicken dafür entschädigen, dass es ihm andere glückliche Momente bis jetzt vorenthalten hatte.
       Weit breitete Joshua seine Arme aus. Regentropfen klatschten in sein Gesicht, liefen in seinen Kragen des dünnen Hemdes und kitzelten ihn am Hals, auf der Brust und auf den Armen. Seine dunklen Haare klebten wie ein Helm an seinem Kopf.
       Plötzlich hielt er inne. Dort vorne war er wieder, der Lichtschein, den er jeden Abend so sehnsüchtig herbei wünschte. Doch nur selten hatte er die Möglichkeit, ungesehen das Haus zu verlassen. Meist war der Vater da, der mit Argusaugen die Tür bewachte. Er wollte nicht, dass Joshua zum Meer ging, obwohl er wusste, wie sehr er sich das  wünschte.
       „Geh zurück, Josh!" Eine sanfte Stimme drang an sein Ohr. „Es ist gefährlich, Josh! Deine Zeit ist noch nicht gekommen." Ein sanfter Windhauch, anders als der Sturm, der noch immer tobte, berührte seine Wange. „Du darfst noch nicht sterben. Geh zurück..." Die Stimme vermischte sich mit dem Rauschen des Meeres, die zärtliche Berührung des Windes mit
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