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Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere
Autoren: Agatha Christie
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beschloss Badger liegen zu bleiben und sich davonzuschleichen, wenn der Wagen anhielt.
    Endlich erreichte er sein Ziel: Tudor Cottage. Der Chauffeur brachte ihn in der Garage unter, schloss indes, als er hinausging, die Garagentür ab. Badger Beadon war ein Gefangener. An der einen Seite befand sich ein winziges Fenster, und durch dieses hatte er eine reichliche halbe Stunde später Frankies Kommen beobachtet, ihr Rufen und ihr Hineinstolpern in das dunkle Haus.
    Das Ganze gab Badger zu denken. Langsam regte sich in ihm der Verdacht, dass hier etwas Lichtscheues im Gange war. Jedenfalls entschloss er sich, als Kundschafter loszuziehen und sich Gewissheit zu verschaffen.
    Mithilfe etlicher herumliegender Werkzeuge bezwang er das Garagenschloss und trat in die Freiheit hinaus. Läden schützten sämtliche Fenster des Erdgeschosses, aber er hoffte, vom Dach aus einen Blick in eins der oberen Fenster zu erhaschen. Dank einer Regentraufe gelangte er auf das Garagendach und von dort ohne sonderliche Mühe auf das Dach des Landhauses. Schließlich war Badger auf das Oberlicht geraten – sein Gewicht hatte das Übrige getan.
    Bobby atmete tief auf, als der Erzähler schwieg.
    «Trotzdem», sagte er ehrfürchtig, «du bist ein Wunder, Badger – ein einzigartiges herrliches Wunder! Ohne dich, mein Freund, würden Frankie und ich binnen Kurzem zwei eiskalte Leichen sein.»
    Und nun gab er einen gedrängten Bericht von seinen und Frankies Abenteuern. Doch plötzlich brach er ab.
    «Da kommt jemand! Auf deinen Posten, Frankie. Ha! Jetzt wird Bassington-ffrench staunen.»
    Frankie hockte sich in der Haltung tiefster Verzagtheit auf den zerbrochenen Stuhl. Badger und Bobby bezogen ihre Stellung hinter der Tür.
    Die Schritte machten vor der Tür Halt, wieder stahl sich unter ihr ein schmaler Lichtstreifen hindurch. Der Schlüssel drehte sich knirschend im Schloss, und die Tür schlug auf.
    Grinsend trat der Kerkermeister ein.
    Was sich dann abspielte, war kurz und entscheidend. Vollständig überrumpelt, hatte der Mann keine Zeit, sich zur Wehr zu setzen. Frankie fing die Kerze auf, die seiner Hand entfiel, und wenige Sekunden später sahen die drei Freunde mit boshaftem Vergnügen auf eine Gestalt herab, deren Hände und Füße dieselben Stricke umschnürten, die vorher zwei von ihnen gefesselt hatten.
    «Guten Abend, Mr Bassington-ffrench», sagte Bobby – und wer will ihn ob des grausamen Frohlockens in seiner Stimme tadeln? –, «es ist eine hübsche Nacht für ein Begräbnis, nicht wahr?»

30
     
    D er Mann auf den staubigen Dielen starrte zu ihnen empor. Hut und Brille hatte er verloren. Man sah die Schminke, die veränderten Augenbrauen, die ganze Kunst der Maske und das angenehme, etwas nichtssagende Gesicht Roger Bassington-ffrenchs.
    «Sie haben also das Rennen gewonnen», sagte er mit seiner wohl lautenden Tenorstimme. «Höchst unerwartet. Ich glaubte, Sie seien mir gründlich auf den Leim gegangen.»
    «Das waren wir auch – leider», gab Frankie zu. «Sie haben den Brief von Bobby gefälscht, wie?»
    «Ja. Ich habe ein besonderes Talent dafür.»
    «Und Bobby?»
    «Oh, ich wusste, dass er zum Birkenhof gehen würde, und lauerte ihm auf. Nachdem ich ihm einen gut gezielten Hieb versetzt hatte, brauchte ich ihn nur in meinen Wagen zu tragen und hierher zu fahren. Kurz vor Morgengrauen war ich bereits wieder in Merroway Court.»
    «Und Moira?», forschte Bobby Jones. «Haben Sie auch sie in irgendeinen Hinterhalt gelockt?»
    Diese Frage schien den Gefangenen zu amüsieren.
    «Fälschen ist eine sehr nützliche Kunst», lächelte er.
    «Sie abgefeimter Schuft!», wütete Bobby los. «Sie…»
    Aber jetzt griff Frankie wieder ein. Ihre Neugier war noch nicht gestillt, und der Gefangene schien zum Reden aufgelegt.
    «Warum verkleideten Sie sich als Dr. Nicholson?»
    «Ja, warum eigentlich?» Roger überlegte offenbar. «Teilweise wohl, um auszuprobieren, ob ich Sie beide hinters Licht führen könnte. Sie waren ja so sicher, dass der alte redliche Nicholson auf krummen Wegen wandelte.» Er lachte, und Frankie errötete unwillig. «Nur weil er Sie in seiner wichtigtuerischen Art über die Einzelheiten Ihres Unfalls ausquetschte, Lady Frances. Genauigkeit im Detail ist sein Steckenpferd.»
    «Und er ist tatsächlich ganz unschuldig?»
    «Unschuldig wie ein neugeborenes Kind», beteuerte der Gefangene. «Doch unwissentlich leistete er mir einen guten Dienst. Er lenkte nämlich meine Aufmerksamkeit auf Ihren so genannten
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