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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz
Autoren: Ilkka Remes
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Abgrund.
    Als sich Pearson der Brückenmitte näherte, waren dieGesichtszüge des entgegenkommenden Mannes deutlich zu erkennen.
    Pearson erkannte den Mann. Er hatte unzählige Bilder von ihm gesehen. Auch Bilder, die zeigten, wie er ohne Bart aussah, mit gefärbten Haaren oder in unterschiedlichen Verkleidungen. Bei verschiedenen Treffen, Seminaren und Konferenzen im Pentagon und bei der CIA hatten sie sämtliche Szenarien analysiert. Die Arbeit war nicht vergebens gewesen, denn endlich war der Mann gefasst worden. Bislang hatte man den Medien diese Information allerdings verschwiegen.
    Und nun hatten die USA also doch den Forderungen der Taliban nachgegeben. Aber war das Leben von einem Dutzend wichtiger westlicher Personen das denn wert?
    Pearson blieb stehen und wich nicht zur Seite, als der Mann vor ihm anlangte.
    Osama bin Laden sah ihn gelassen an, sogar ein wenig amüsiert.
    In rasender Eile erwog Pearson seine Alternativen. Er verspürte große Lust, den Mann zu packen und mit ihm zusammen in die Tiefe zu stürzen.
    Aber das würde nichts nützen. Es musste andere, nachhaltigere Mittel geben. Und auf die konnte er wesentlichen Einfluss nehmen, wenn er am Leben blieb.
    Pearson löste die eine Hand vom Seil und machte den Weg frei. Osama bin Laden ging ohne ein Wort an ihm vorbei und passierte anschließend die anderen Geiseln.
    Auf der anderen Seite der Brücke ertönten Rufe. Die Soldaten der Sondereinheit, die aus dem Stryker gestiegen waren, bedeuteten den Geiseln, sich zu beeilen.
    Pearson ging auf die Soldaten zu. Er glaubte, dass dieser Krieg noch zu gewinnen war, auf irgendeine Weise, er musste es einfach glauben.

EPILOG
    »In unserer Schule gibt es die besten jungen Fußballer Südafrikas«, sagte der schwarze Rektor stolz. »Ich bin sicher, dass sich Ihr Sohn hier wohlfühlen wird.«
    Herman nickte. »Ich weiß. Ich habe mich gründlich über Ihre Schule informiert. Ich will das Beste für meinen Sohn.«
    »Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen«, sagte der Rektor, ein Mann mittleren Alters, und lächelte breit. Vom Fenster im ersten Stock aus sah man auf einen gepflegten Garten, in dem schwarze und weiße Kinder die Pause verbrachten.
    Der Rektor reichte Herman ein Formular. »Bitte, nur hier unterschreiben, Herr McCain.«
    Der pakistanische Passfälscher der Spitzenkategorie war sein teures Geld wert gewesen. Auch bei dem Flug von Mumbai nach Kapstadt hatten sie keine Probleme gehabt. Und Daniel in der renommierten Schule unterzubringen war für seinen Vater, den wohlhabenden Geschäftsmann, ein Kinderspiel gewesen.
     
    Dominik, Jochem, Geir und die anderen hatten zwei bittere Wochen in den Bergen Afghanistans und Pakistans verbracht. Afghanen, die Herman kannte, hatten sie schließlich in ihren Dörfern einquartiert und ihnen geholfen, nach Pakistan zu kommen. Von dort aus hatten sie den Verkauf des Zimmermann-Zylinders und dessen Übergabe an die schwedische Atombehörde geregelt, ohne dassdie Medien davon erfuhren. Der Erlös war wesentlich geringer als die Summe, die Herman seinen Leuten ursprünglich in Aussicht gestellt hatte, aber damit mussten sie sich nun zufriedengeben. Später hatten pakistanische Schlepper sie nach Indien gebracht, wo sich die Gruppe getrennt hatte.
    Herman trug seinen neuen Namen in das Formular ein und reichte es dem Rektor.
    »Daniel kann hierbleiben und sich mit allem vertraut machen«, sagte der Rektor.
    Sie gingen die Treppe hinunter und kamen in den Garten, wo einige Kinder Fußball spielten.
    »Papa, du kommst mich doch von der Schule abholen?«, fragte Daniel.
    »Na klar. Jeden Tag. Ich fahre nirgendwo mehr hin. Die Zeiten sind vorbei.«
    Als Herman zum Parkplatz ging, kam ihm ein Fußball entgegengeflogen. Er stoppte ihn, spielte ihn Daniel zu, und der Junge kickte ihn zweimal in die Luft und beförderte ihn dann mit einem harten Schuss ins Tor.
    »Toller Schuss«, sagte Herman.
    Daniel winkte seinem Vater, lächelte und lief auf den Sportplatz.
     
    Auf dem hohen Felsen, vom Schatten der Kiefern aus, hatte man eine weite Aussicht über die Seenlandschaft mit den vielen kleinen Inseln und Halbinseln.
    Es war der Pielinen zu Patriks Füßen, der schönste und größte See Ostfinnlands. Patrik atmete tief ein, er ließ den Wind sein Gesicht streicheln und lauschte dem leisen Rauschen des Waldes. Hierher hatte er Beate bringen wollen, das war sein Traum gewesen. Diesen Moment hätte er gemeinsam mit ihr erleben wollen. Aber das Schicksal war ihm in die Quere
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