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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz
Autoren: Ilkka Remes
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Truppen in Afghanistan. Hier werden Wunder vollbracht«, erklärte die Schwester und lächelte. Sie merkte, dass Patrik auf ein kleines afghanisches Mädchen starrte, das verbunden in einem Bett lag.
    »NAT O-Kampfflugzeuge haben aus Versehen ihr Elternhaus getroffen«, sagte die Schwester.
    Der Arzt, der bei Sandrine stand, sah sich das Röntgenbild an und nickte.
    »Sie wird in den OP gebracht«, sagte die Schwester zu Patrik, der zusah, wie Sandrine hinter einer Schwingtür aus Kunststoff verschwand. Der Mann mit der Videokamera filmte sie kurz und wandte sich dann einem britischen Soldaten auf dem Behandlungstisch zu.
    »Wir haben ein Team von BBC hier, das einen Dokumentarfilm über junge britische Soldaten dreht. Einige von ihnen sind in den Kämpfen verwundet worden«, erläuterte die Schwester.
    Neben dem Kameramann stand ein Journalist, der ihm Anweisungen gab.
    Dann erschienen drei Männer im Zelteingang, deren Uniformen sich von den anderen unterschieden. Patrik kniff die Augen zusammen. Waren das Amerikaner? Sie schienen etwas zu suchen.
    Patrik erschrak. Hatte man den Amerikanern über ihre Ankunft im britischen Lager berichtet? Wurden sie bereits gesucht?
    Patrik verbarg sich hinter der Krankenschwester.
    »Gibt es im Lager auch Amerikaner?«, fragte er.
    »Normalerweise nicht. Aber manchmal kommen welche vorbei.«
    Patrik machte eine Kopfbewegung zu den Männern am Zelteingang.
    Die Schwester blickte hinüber. »Nein, das sind welche von uns. Leute vom SAS.«
    Er seufzte innerlich vor Erleichterung, auch wenn ihm bewusst war, dass die Amerikaner, die nach ihm und nach Sandrine suchten, jeden Moment ins Lager kommen konnten.
    »Laura«, rief ein schweißnasser Arzt mitten aus dem Chaos heraus der Schwester an Patriks Seite zu. »Komm schnell!«
    Die Schwester eilte zu dem Arzt, und Patrik richtete den Blick auf den Journalisten und den Kameramann, die beobachteten, wie ein verwundeter britischer Soldat versorgt wurde.
    Patrik fällte eine Entscheidung, rutschte von der Bahre und ging mit wackligen Beinen zu dem Journalisten. »Ich möchte Ihnen etwas erzählen. Ich bin Patrik Vasama aus Finnland. Und die Frau dort, die Sie gerade gefilmt haben, ist Sandrine Denaux aus Belgien. Durch eine Täuschung sind wir in die Überfälle auf die Bilderberg-Konferenz und auf das Schiff
MS Sigyn
verwickelt worden. Auf dem Schiff waren wir Zeugen seltsamer, brutaler Vorfälle, die von den Amerikanern verheimlicht werden. Weswegen uns die Amerikaner jetzt nachjagen. Ich möchte alles erzählen, für den Fall, dass uns etwas zustößt. Läuft die Kamera?«
    Der Journalist und der Kameramann sahen sich an.Nach kurzem Überlegen nickte der Journalist dem Kameramann zu, der daraufhin Patrik zu filmen begann.
    Inmitten des Chaos achtete niemand auf sie, Patrik konnte ungestört reden.
    »Könnten Sie das möglichst bald senden?«, fragte er zum Schluss.
    »Wir machen eine Mitteilung an den Newsdesk in London«, sagte der Journalist, der seine misstrauische Erregung zurückhielt. »Dort überprüfen sie ein paar Dinge und entscheiden dann, ob sie es ausstrahlen.«
     
    Åsas Augen glühten im Kerzenschein des stimmungsvollen italienischen Restaurants im Zentrum von Helsinki.
    »Das ist Justizmord.«
    Sie legte die Speisekarte hin und beugte sich über die weiß-rot karierte Tischdecke zu Timo.
    »Ich habe gesehen, wie Michaels dir das Mikrofonkabel abgerissen hat, und kann es jederzeit bezeugen   …«
    Timo schüttelte den Kopf. »Ich weiß deine Unterstützung zu schätzen, aber die Vorfälle im Hafen sind nur ein Vorwand. Der wahre Grund, warum sie mich kaltgestellt haben, ist der, dass ich den großen Jungs auf die Füße getreten bin. Ich habe den gleichen Fehler gemacht wie Patrik Vasama. Ich habe das Vertrauen in die Kernenergie infrage gestellt. Das hier ist ein kleines Land, hier herrscht ein starker Glaube an die päpstliche Unfehlbarkeit der Kernkraftbefürworter.«
    Åsa rührte sich nicht, sondern sah Timo noch intensiver in die Augen. »So kann man dich nicht behandeln. Du darfst nicht aufgeben.«
    Timo lächelte. »Das hat nichts mit Aufgeben zu tun, das ist ein neuer Anfang.«
    Da klingelte sein Handy. »Aus London«, sagte er beim Blick auf das Display.
    »
Simon Wright, Nachrichtenchef vom BBC World Service
«, stellte sich ein Mann mit tiefer Stimme vor. »
Könnte ich Ihnen ein paar Fragen stellen, die mit der Entführung der
MS Sigyn
zu tun haben?«
    »Da bin ich der falsche Mann. Ich bin nicht mehr
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