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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz
Autoren: Ilkka Remes
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der Vertreter Finnlands bei TERA«, sagte Timo und sah Åsa in die Augen. »Man hat mich heute außer Dienst gestellt, und an meiner Stelle ist eine andere Person ernannt worden, rufen Sie die an. Woher haben Sie überhaupt meine Privatnummer?«
    »
Von der Polizeiführung in Helsinki. Dort hat man mir gesagt, dass Sie genau so reagieren würden, aber sie forderten mich auf, trotzdem bei Ihnen anzurufen. Ich habe ein sehr außergewöhnliches Anliegen. Wir haben hier ein Interview, das mit einem Finnen namens Patrik Vasama in Afghanistan gemacht wurde, in dem er starke Behauptungen über das Vorgehen der Amerikaner während der Sigyn -Entführung aufstellt. Ich verstehe, dass Sie zu einigen Punkten aus ermittlungstechnischen Gründen nicht Stellung nehmen können. Aber ein paar Fakten würden uns immerhin Aufschluss darüber geben, ob wir den Mann für glaubwürdig halten können

    »Ein Interview mit Vasama? In Afghanistan?« Timo sah, dass auch Åsa aufmerksam wurde. »Wo dort?«
    »
Im britischen Stützpunkt Camp Bastion. Er wurde gerettet und mit einer Belgierin namens Sandrine Denaux zusammen dorthin gebracht

    Timo hörte erstaunt zu. Vasama war nicht irgendein Ökoaktivist, das hatte nicht zuletzt Jorma Laine Timo gegenüber bezeugt.

73
    Angstvoll sah Patrik, wie Sandrine aus dem OP geschoben wurde.
    »Die Operation ist gut verlaufen«, sagte die Schwester zu ihm, worauf seine Knie vor Erleichterung nachgaben.
    »Wo bringt ihr sie hin?«
    »In ein Militärkrankenhaus in England. Das ist bei uns die Praxis. Alle Patienten werden zur Nachsorge dorthin verlegt, hier haben wir dafür weder den Platz noch die Ressourcen.«
    Beinahe glücklich sah Patrik, wie Sandrine zu einer Hercules-Transportmaschine gefahren wurde, die auf der Startbahn stand. Auch britische Soldaten, die erstversorgt worden waren, wurden dorthin gebracht.
    Er ging in ein anderes Zelt, wo sich die Kantine und mehrere Sitzgruppen befanden. Auf einem großen T V-Bildschirm lief der Nachrichtenkanal von BBC, der gerade etwas über Tallinn ausstrahlte. Patrik fragte sich, ob sie seinen Beitrag senden würden.
    Er ging zum Eingang, um der Beladung der Hercules zuzuschauen. Da fuhr ein Militärgeländewagen in hohem Tempo heran und hielt vor dem Zelt.
    Patrik erschrak, als er sah, dass neben einem britischen auch ein amerikanischer Offizier aus dem Wagen stieg, gefolgt von zwei weiteren amerikanischen Soldaten.
    Die Männer kamen direkt auf ihn zu. Er wollte schonfliehen, hielt es dann aber für übertrieben inmitten der vielen britischen Soldaten.
    »Patrik Vasama?«, fragte der amerikanische Offizier und schaute Patrik fest in die Augen.
    Patrik wandte sich ohne ein Wort zu sagen ab und ging rasch ins Zelt. Die Männer folgten ihm.
    »Ich bitte Sie, mit uns zu kommen, Mr Vasama«, fing der Amerikaner an, richtete dann aber seine Aufmerksamkeit auf die Nachrichten auf dem Fernsehbildschirm.
    »
Unserem Mitarbeiter in Camp Bastion ist es gerade eben gelungen, ein bestürzendes Interview mit einem finnischen Staatsbürger zu machen, der an Bord der
MS Sigyn
war
…«
    Der amerikanische Offizier starrte auf den Bildschirm, auf dem nun der Journalist, der Patrik interviewt hatte, vor einer Transportmaschine auf der Startbahn zu sehen war.
    »
An Bord dieser Maschine, die bald von Camp Bastion nach England starten wird, befindet sich als Patientin die belgische Ärztin Sandrine Denaux. Sie wurde von einem Mann namens Patrik Vasama, der in Finnland als Geologe gearbeitet hat, zur Behandlung ins Feldlazarett gebracht
…«
    Nun erschien ein Bild des erschöpften Patrik.
    Auf dem Gesicht des amerikanischen Offiziers spiegelte sich Verblüffung wider. Er richtete den Blick vom Fernseher auf Patrik.
    »Ihr könnt auf dem Bildschirm sehen, was ich zu sagen habe«, sagte Patrik und verließ das Zelt.
    Er rechnete damit, dass sich jeden Moment eine Hand auf seine Schulter legen würde, aber nichts geschah. Die Hercules beschleunigte gerade auf der Startbahn und stieg wie in Zeitlupe zum blauen, wolkenlosen Himmel auf.
     
    Von fern drang ein gedämpftes, schnell lauter werdendes Dröhnen. Die in hohem Tempo näher rückende Panzerkolonne wirbelte eine riesige Staubwolke auf. Sie verhüllte die Sonne, die am Horizont purpurrot hinter den Bergsilhouetten unterging.
    An der Spitze der Kolonne fuhren achträdrige, mit Maschinengewehren ausgerüstete, speziell minengesicherte Stryker-Radpanzer des U S-Heers . Alle zehn Fahrzeuge waren identisch, sodass der
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