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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz
Autoren: Ilkka Remes
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Feind nicht wissen konnte, in welchem davon eine wertvolle Ladung transportiert wurde. Über der Kolonne schwebten obendrein sechs mit Raketen bewaffnete Apache-Kampfhubschrauber.
    Plötzlich blieben die Stryker wie auf Kommando stehen, und die Hubschrauber drehten in jähem Bogen ab. Inmitten der Staubwolke entstiegen bis an die Zähne bewaffnete U S-Marines den Radpanzern und nahmen Angriffsposition ein.
    Die Luken eines Stryker blieben jedoch geschlossen. Er fuhr dröhnend durch die Staubwolke hindurch und erklomm langsam einen schräg ansteigenden Felshang voller Abbrüche und Spalten.
     
    David Pearson hatte Angst. Die Geiseln waren ins Hochgebirge gebracht und auf eine ebene Fläche kommandiert worden, die sich am Rand einer Schlucht befand. Im Licht des Sonnenuntergangs konnte man eine lange Hängebrücke erkennen, die sich über dem tiefen, schmalen Tal spannte und im warmen Wind leicht schaukelte. Würde man sie hier hinrichten und die Leichen anschließend hinunterwerfen?
    Von Taliban-Kämpfern war kein Mitleid zu erwarten. Sie waren verbittert und fanatisch. Die Ungläubigen waren in ihr Land eingedrungen wie einst die Kreuzritter, hatten ihr religiöses Reich zerstört und ihre Brüder getötet.
    Man hatte die Geiseln ständig in Bewegung gehalten. Am Nachmittag hatte Pearson in einem kleinen, armen Dorf mit eigenen Augen Beispiele für das Elend gesehen, das die Grundursache für den Fanatismus und den Hass auf die westliche Welt gewesen war. Genau in solchen Verhältnissen warben die Taliban junge Männer für ihre Reihen an. Pearson hatte begriffen, dass die Vereinigten Staaten diesen Krieg nicht mit Waffen gewinnen würden, es mussten andere Mittel gefunden werden.
    Die Stimmung um ihn herum wurde immer angespannter. Waren die Verhandlungen über ihre Befreiung gescheitert? Hatten die Vereinigten Staaten den Bedingungen der Taliban nicht nachgegeben?
    Pearson hatte eine starke Vermutung, wie die Forderung der Entführer aussah. Und wenn er richtiglag, war es vollkommen verständlich, dass man der Forderung nicht nachgab.
    Er blickte auf seine Schicksalsgenossen und stellte fest, dass viele außer Atem waren und versuchten, wenigstens einigermaßen die Fassung zu bewahren. Alle schienen zu ahnen, dass sich ihr Schicksal zu dieser Stunde auf dieser steinernen Ebene entscheiden würde. Es sah aus, als könnte schon der Staub aufwirbelnde Wind die Schwächsten von ihnen zu Fall bringen.
    Die Gesten der Taliban waren großspurig und nervös. Sie zielten mit ihren Sturmgewehren auf die Geiseln, als ginge von ihnen eine maßlose Gefahr aus. Einige Kämpfer schienen an verschiedenen Punkten des Geländes mit ihren Panzerfäusten und Raketenwerfern in Stellung gegangen zu sein.
    Der Anführer der Taliban sprach bei den Lastwagen in ein Funkgerät, irgendetwas war im Gang. Trotz des starken Windes war das Dröhnen eines Motors zu hören. Es kam von der anderen Seite der Schlucht.
    Bald darauf konnte man in der Dämmerung die dunkle Silhouette eines großen unbeleuchteten Fahrzeuges erkennen. Es hielt unweit vom Rand der Schlucht an, nahe der Hängebrücke.
    Der Motor ging aus, und Unheil verheißende Stille machte sich über der Schlucht breit.
    Pearson sah die Taliban-Kämpfer regungslos in ihren Stellungen liegen, die Waffen auf das Fahrzeug gerichtet.
    Ihr Anführer sprach wieder in das Funkgerät.
    Das Fahrzeug auf der anderen Seite der Schlucht war ein Stryker-Radpanzer, aus dem gerade eine Person kletterte. Langsam ging sie auf die Hängebrücke zu.
    Der Taliban-Führer rief einen Befehl.
    Der Bewaffnete, der vor Pearson stand, nickte diesem zu und deutete mit der Hand auf die Hängebrücke.
    Hatte er richtig verstanden? Wollte der Mann, dass er auf die Brücke ging?
    »
Go!«,
befahl der Mann.
    Pearson warf einen Blick zu Taylor hinüber, der ihm zum Abschied zuzunicken schien. Zögernd ging Pearson auf die Brücke zu und merkte dann, dass die anderen Geiseln ihm folgten. Er kam an den Rand der Schlucht und blickte in die schier bodenlose Tiefe. Die Hängebrücke vor ihm schaukelte leicht im Wind.
    Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein Mann, der einen Umhang trug und ein Tuch umgebunden hatte. Er trat auf die Hängebrücke.
    Pearson griff nach dem dicken Seil, das als Geländer diente, und setzte den Fuß auf das erste Brett. Schritt für Schritt ging er auf der schwankenden Brücke weiter, und die anderen Geiseln folgten ihm weiterhin. Zwischen den Brettern unter seinen Füßen gähnte der dunkle
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