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Ein Regisseur macht noch keine Liebe

Ein Regisseur macht noch keine Liebe

Titel: Ein Regisseur macht noch keine Liebe
Autoren: Isadorra Ewans
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in den sauren Apfel beißen. Der Älteste räusperte sich. „Wenn Sie gestatten, wir warten noch einen Moment auf unsere Kulturreferentin, sie hat noch ein Telefonat.“ Er lächelte Robert zu und dieser nickte zur Antwort. Doch der Geldkerl hatte sich schon wieder leise flüsternd an seine beiden Kollegen gewandt und übersah sein Nicken. Robert seufzte innerlich und starrte dann aus einem der Panoramafenster über die Dächer Londons, die sich grau und fad vor ihm ausbreiteten. Das Flüstern der Drei lullte ihn ein und so bekam er nicht mit, wie sich die Tür erneut öffnete und die potenziellen Geldgeber sich erhoben. Erst ein erneutes Räuspern riss ihn aus seinen Gedanken, verstört blickte er auf, um sich gleich darauf zu erheben. Ihm stockte der Atem, ungläubig blickte er zur Tür. „Mr. Fielding dürfen wir Ihnen unsere Referentin vorstellen? Miss Helena Fisher.“
    Sie lächelte ihn an und reichte ihm die Hand zum Gruß. Helena legte ihre Mappe genauso lässig auf den Tisch, wie ihre Kollegen kurz zuvor. Doch sie nahm im Gegensatz zu ihnen nicht auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches Platz. Nein, sie setzte sich abseits vor Kopf. Helena schlug ihre Akten auf, die anderen taten es ihr gleich. Robert starrte sie immer noch an, kaum in der Lage, dem Gespräch, welches nun begann, zu folgen. Ab und an trafen sich ihre Blicke, doch konnte er darin nichts erkennen. War es wirklich schon so lange her? Konnte er wirklich nicht mehr in ihren Augen sehen, was in ihr vorging? Hatte er es je gekonnt?
    Das Gespräch plätscherte vor sich hin und plötzlich erhoben sich die Herren von der gegenüberliegenden Seite und gingen. Robert fühlte sich schlecht. Er hatte ein wichtiges Gespräch einfach sausen lassen und kaum das Ergebnis mitbekommen. Helena blieb sitzen und verabschiedete sich mit einem Lächeln von den drei grauen Männern. 
    Sie blickte Robert noch einmal genauer und etwas länger als nötig an. Dann seufzte sie und schloss ihre Mappe, dann lehnte sich zurück. „Du siehst miserabel aus.“ Sie verschraubte, ohne aufzusehen, ihren Füllfederhalter und steckte ihn wie beiläufig in eine Schlaufe ihrer Mappe. Robert lachte leise. Er hatte sich vorn übergebeugt und seine Hände lagen ineinander verschränkt auf dem dunklen Tisch. Weiße Hände auf dunklem Holz. „Ich habe Dich gesucht.“ Leise, zaghaft und fast schüchtern kam dieser Satz. Er wagte nicht aufzusehen. Helena nickte. „Ich weiß.“ Sie schob den Stuhl zurück, überschlug die Beine und strich ihren Rock glatt. „Wie geht es Joy?“, fragte sie und es klang so belanglos, als hätte sie nach dem Wetter gefragt. Robert zuckte zusammen, keuchend sah er auf, sie an und stellte dann fest, dass sie nur Smalltalk betreiben wollte. „Gut“, gab er kleinlaut zur Antwort. „Sie macht ihre Sachen … wie immer.“ Helena nickte abwesend. Sie wusste, sie konnte jetzt nicht aufstehen. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los ihm eine Antwort schuldig zu sein. „Obwohl ich dir rein gar nichts schuldig bin, Robert Fielding“, dachte sie bitter. Aber so viel gestand sie ihm doch noch zu.
    „Warum hast Du mir dann nicht wenigstens sagen lassen, dass es Dir gut geht …?“ Helena lächelte. „Es hatte Dich die letzten Monate nicht interessiert, warum sollte es das nun tun?“ Ärgerlich schob er die Tasse so heftig beiseite, dass sie klirrte. Helena schmunzelte. „Ich mach Dir keine Vorwürfe. Es mag für Dich wenig glaubhaft klingen, aber ich bin über Dich hinweg. Du bist Geschichte, Robert Fielding.“ Sie schob den Stuhl nach hinten und stand auf. „Ich schätze, Du warst gerade zu beschäftigt, um das Ergebnis dieses Meetings mitzubekommen, aber Dein Projekt wird finanziert.“ Sie nahm ihre Mappe und ging zur Tür.
    Dort blieb sie stehen, den Türgriff schon in der Hand. „Das Projekt wird von einem meiner Kollegen geführt. Wir werden uns also nicht über den Weg laufen.“ Sie ließ den Griff los und kam zu ihm. Robert saß zusammen gesunken an seinem Platz. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und Robert griff sofort danach.
    „Ich habe nicht viel von Dir erwartet, aber nicht ein Mal dieses kleine Bisschen wolltest Du mir wirklich geben. Erstaunt es Dich da wirklich so sehr, dass ich gegangen bin? Robert werde erwachsen.“ Sie wandte sich ab und verließ den Raum.
    Vor der geschlossenen Glastür blieb sie noch ein Mal stehen und sah in den großen dunklen Konferenzraum. Sah auf Roberts gebeugten Rücken und der Drang wieder
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